Die Stadtmusik Löffingen überrascht ihr Publikum immer wieder mit anspruchsvoller Musik und öffnet ungewöhnliche Türen, um symphonische Blasmusik in all ihrer Tiefe und Bandbreite erleben lassen. So auch beim Neujahrskonzert, bei dem „Casanova“ von Johan de Meij mit Solocellist Tim Ströble im Mittelpunkt stand.
Johan de Meij zählt zu den prägenden Komponisten der modernen sinfonischen Blasmusik und findet internationale Anerkennung. 1999 gewann er mit seinem Werk „Casanova“ den ersten Preis beim internationalen Kompositionswettbewerb in Italien. „Casanova“, so sagte der Komponist, der auch schon in Löffingen weilte, „habe ich in einer schwierigen Phase seines Lebens geschrieben.“ Diese Emotionen, die Konflikte zwischen unendlicher Freude und Glücksgefühl bis hin zum bitteren Absturz, Hilflosigkeit und Verzweiflung sind in diesem Werk spürbar.
Doch es waren nicht nur die beeindruckenden Töne der Stadtmusik mit Harfenistin Gunda Hentschel, der Spiel- und Ausdruckskraft des Solocellisten Tim Ströbele, sondern auch die Verzahnung aller Akteure, zu denen auch die Stimme des Sprechers und die Bilder der Bewohner des Hauses Lebensheimat gehörten. Sie erweckten die Figur des venezianischen Frauenhelden Casanova zu neuem Leben. Ein romantisches und dramatisches Werk, das in acht Szenen in einer vielfältigen Klangfarbe den Frauenheld des 18. Jahrhunderts darstellte. Diesem musikalischen Porträt gab Tim Ströbele mit seinem Violoncello eine besondere Note, wobei nicht nur das Instrument einfühlsam und kraftvoll als Eroberer der Frauenherzen agierte. Auch der Cellist verstand es, mit dem Publikum zu flirten.
Mit drei kräftigen Moll-Akkorden eröffneten die Blechbläser den Prolog, das „Messer-Grande-Thema“, an das sich nahtlos das Leidenschaftsthema anschließt, das sich durch das gesamte Stück zieht. Leidenschaft und die Verführung des Cellos standen für die Gestalt des Lebemanns, die wie das Leben am Hof in der dritten Episode nicht besser hätte dargestellt werden können. Der tiefe Fall mit der Verhaftung begleitete das Solo-Violoncello in der tiefsten Lage. Die Erinnerungen mit dem Gejammer des inhaftierten Mönchs (durch das hohe Solo-Fagott geradezu fühlbar) bis hin zur Flucht aus dem Piombi-Gefängnis – mit schnellen Sechzehntel-Passagen in Szene gesetzt. Diese führt ins benachbarte Kloster mit den erotischen Erinnerungen, durch die sinnliche Melodie spürbar, um in den Triumph der Liebe einzusteigen. Leidenschaft als kurze melancholische Erinnerung bis hin zur Leidenschaft der Liebe und Freiheit.
Eingebettet war dieses Werk in die musikalische Flugreise „Voyage into the blue“, dem Folk Medley „Pennsylvania Faux Songs“ mit Gastmusiker Waldemar Lang, dem südamerikanischen „Joropo“ – hier konnte sich Pianistin Doris Huber in Szene setzen – und dem traditionelle Konzertmarsch eines japanischen Komponisten.