Gleich drei besondere Gründe hat die Löffinger Hexengruppe in diesem Jahr, um ordentlich Fasnacht zu feiern. Vor 90 Jahren wurde sie gegründet. Seit 1934 wird von den Hexen das Schauspiel Walpurgisnacht aufgeführt. Und in diesem Jahr veranstaltet die Gruppe den 60. Hexenball.
Mit ihren 90 Jahren zählt die Löffinger Hexengruppe zu den ältesten der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte. Doch schon zuvor waren die Löffinger Hexen eine lose Gruppe, die sich um Leo Ratzer scharte. Der Löffinger hat ein unschätzbares und vielfältiges geschichtliches Kleinod hinterlassen. So schrieb er 1928 auch die Walpurgisnacht, ein beeindruckendes, schauriges Fastnachtsschauspiel, bei dem die Hexen dem Teufel ihre Existenzberechtigung an Fastnacht nachweisen müssen. Seit 90 Jahren führen die Hexen am Abend des Fastnachtsmontags dieses einmalige Schauspiel in Löffingen auf, welches auch durch die von der Stadtmusik gespielte, faszinierende Musik von Hermann Regner unter die Haut geht.
Immer an Fastnachtsmontagen sind die Löffinger Hexen im Baarstädtchen in ihrem Hexenhäs anzutreffen. Das Besondere ist sicherlich die Holzmaske, die von jeder Hexe unter den kritischen Augen von Roland Müller aus Lindenholz selbst geschnitzt werden muss. Schon von Weitem sicht- und hörbar ist der Hexenwagen mit der überdimensionalen Löffinger Hexe. 1958 wurde diese erstmals am Umzug in Löffingen mitgeführt. Allerdings war sie mit 5,80 Metern so groß, dass sie nicht unter dem Mailändertor hindurch passte, weshalb man immer einen Umweg fahren musste. Als die Hexe 2007 einer Erneuerung bedurfte, wurde sie auf vier Meter verkleinert, sodass der Wagen nun überall hindurchpasst.
Aufgrund der Fastnachtsabsagen wegen des Golfkriegs, Festhallen-Renovierung und Corona feiert der weit über die Grenzen hinaus bekannte Löffinger Hexenball dieses Jahr erst seinen 60. Geburtstag. Angesichts der Besucher der heutigen Hexenbälle, die aus der Region Bodensee, aus Frankreich, der Schweiz, vom Kaiserstuhl und dem Raum Stuttgart kommen, kann man kaum glauben, mit welchen Zweifeln die damaligen Ideengeber Josef Bayer und Hermann Geisinger kämpfen mussten. Das ging so weit, dass die beiden bereit waren, ein mögliches Defizit persönlich auszugleichen.
Die Sorge war unberechtigt. Bis heute ist der Hexenball mit der großen Hexenrutsche von der Empore in den Saal, dazu die beiden Musikkapellen Löffinger Musikanten und Piccolos, eine generationsübergreifende Kultveranstaltung. „Wichtig ist für uns, die Tradition zu erhalten und nur an kleinen Stellschrauben für Verbesserungen zu drehen“, erklärt der siebte Löffinger Hexenchef Benjamin Hofmeier. Dies gelte auch für die moderaten Preise.
Eine wichtige Rolle bei der Löffinger Fasnet spielen auch die Hexenfrauen. Sie sorgen nicht nur jedes Jahr für die Eintrittsbändel, sondern sie stellen auch beim Umzug eine eigene Gruppe. Die Löffinger Hexen haben 1975 unter Klaus Wider den Hexenbrunnen geschaffen und damit ein Zeichen für ganz Löffingen gesetzt. Bei der Einweihung floss sogar Wein aus dem Wasserspeier.