Löffingen – Seit 70 Jahren ist die Löffinger Wieberfasnet gelebtes Brauchtum. Dabei werden durch die närrische Brille auch kommunalpolitische oder sozialkritische Themen begutachtet.
In diesem Jahr hatten die acht Akteurinnen den ausgefallenen St.-Martins-Umzug in Löffingen im Auge. Der frierende Bettler, der nun so lange warten musste, wurde vom Steckenpferd reitenden St. Martin (Pfarrer Johannes Kienzler) endlich gerettet. Auch die am gleichen Tag angesetzte Gemeinderatsitzung kam nicht gut an. Dafür bekam die boykottierende Bachheimer Ortsvorsteherin Petra Kramer ein dickes Lob: „Solche mutigen Frauen brauchen wir, die sich für die Kultur wie die Wieberfasnet einsetzten.“ Im 70. Jahr des Bestehens galt vor allem Inge Mayer, Olga Streit und Jutta Knöpfle (sie gehörte seit 41 Jahren dazu) der Dank und Respekt für diese Veranstaltung.
Bei der nächsten Kommunalwahl wird laut Bekanntgabe der Frauen die „WIR-Partei“ (Wieber ins Rothus) von sich reden machen. Auf dem Wahlplakat stehen Bürgertaxi für Kinder, eine Sektbar mit jungen Pflegern im neuen Altenheim, spezielle Parkplätze für Frauen oder auch ein Aufbewahrungsort für Männer. „Wie bei uns“, so hörte man es im Publikum raunen, als Daniela Hepting die Alltagssituation zwischen Ordnung und Familie auf der Wieberfasnetbühne präsentierte. Viel Zustimmung fand die musikalische Aufforderung „Warum gibt es keinen Mann bei Amazon oder Zalando?“
Zum Abnehmen ist in Zukunft nicht mehr das Fitnessstudio angesagt, sondern die Seminare von Ashaniti Schäufele Trollinger beim Lachyoga. Ordentlich zu lachen gab es auch, als Pfarrer Kienzler als Schutz- und Stadtpatron Demetrius auftrat. Er kam zu der Erkenntnis, dass ohne die Wieber die Kirche schließen müsste. „Vielleicht komme ich nächstes Jahr wieder“, versprach der Demetrius. Mit einer gesanglichen Hommage an die Wieberfasnet-Mütter ging die Feier zu Ende.
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