In der fünften Woche des Ukrainekriegs treffen nach und nach immer mehr Geflüchtete in Mönchweiler ein. Erster Ansprechpartner ist für die neu nach Mönchweiler Kommenden die Gemeinde. Sie muss die verwaltungstechnisch notwendigen Aufgaben übernehmen.
Alle packen mit an
Darüber hinaus gilt es, den Menschen das Einleben in die Dorfgemeinschaft zu erleichtern. An diesem Punkt holt Bürgermeister Rudolf Fluck die Kirchen, Vereine und andere Organisationen im Rahmen einer Willkommensplattform ins Boot.
Es seien vor allem Frauen und Kinder, die aus der Ukraine nach Mönchweiler kommen, berichtet der Bürgermeister. Das sei ganz anders, als man das aus anderen Flüchtlingsbewegungen kenne.
Zwölf Wohnungen und Privatzimmer
Dankbar ist Rudolf Fluck für die vielen privaten Wohnraumangebote, die ihn jetzt erreichten. Auf zwölf Wohnungen und Privatzimmer kann die Gemeinde bislang für Geflüchtete aus der Ukraine zurückgreifen. Das seien leerstehende Wohnungen, möblierte Einliegerwohnungen oder auch einzelne Zimmer bei Familien, so der Bürgermeister.
Jede einzelne angebotene Unterkunft schaue man sich zunächst an, ergänze, wenn notwendig, die Einrichtung oder kümmere sich sogar komplett um das Mobiliar, berichtet er weiter.
Wer passt zu wem?
Der Kontakt zu den Vermietern sei unter anderem deshalb wichtig, weil man abstimmen möchte, wer welche Geflüchteten aufnehmen könne. Dabei werde zum Beispiel nach dem Alter der Kinder geschaut, erklärt Rudolf Fluck.
Für die Verwaltung bedeute das sehr viel zusätzliche Arbeit, es sei aber wichtig, sich um die Menschen zu bemühen, so der Bürgermeister. Mindestens für zwei Monate mietet die Gemeinde die Wohnungen an. Jeder, der ankommt, kann mit einem kleinen Starterpaket aus Sachspenden versorgt werden.
„Ich hoffe, dass keiner hier diese Menschen als billige Arbeitskräfte missbrauchen und ausbeuten wird.“Rudolf Fluck, Bürgermeister
Ab der offiziellen Anmeldung besteht zudem für die Geflüchteten ein Anspruch auf alle Sozialleistungen und sie haben die Erlaubnis zu arbeiten.
In diesem Zusammenhang spricht Rudolf Fluck ein Thema an, dass ihm am Herzen liegt: „Ich hoffe, dass keiner hier diese Menschen als billige Arbeitskräfte missbrauchen und ausbeuten wird.“ „Wir schauen darauf und haben das im Auge“, kündigt er unmissverständlich an.
Derzeit Platz für 40 Menschen
Bei der Belegung der Plätze arbeitet die Gemeinde mit privat engagierten Ansprechpartnern in Pfaffenweiler zusammen. „Wir warten nun doch nicht, bis das Landratsamt mit der Zuteilung aktiv wird“, sagt der Bürgermeister. Insgesamt hat Mönchweiler derzeit Platz zur Unterbringung von 40 Geflüchteten.
Diese Zahl werde aber voraussichtlich nicht reichen, befürchtet er. Insgesamt rechnet man mit weiter steigenden Flüchtlingszahlen aus der Ukraine. Hinzu kommt, dass die Gemeinde Mönchweiler wie alle anderen Städte und Gemeinden auch, Wohnraum für Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung bereit halten oder selber schaffen muss.
Alemannenhalle als Option
Klar sei mittlerweile, so macht Bürgermeister Rudolf Fluck deutlich, dass die beiden Wohnungen im Anbau der Schule, die eigentlich bei der Schulsanierung einbezogen werden sollten, für Schulräume vorerst nicht zur Verfügung stehen können. Doch der Bürgermeister geht noch weiter.
Falls all der vorhandene und zu schaffende Wohnraum nicht ausreiche, müsse sogar die Alemannenhalle in die Überlegungen einbezogen werden. Dort gebe es immerhin Küche, Duschen und Toiletten. Zu seinem Bedauern sei eine Beschlagnahme von leer stehendem Wohnraum noch nicht möglich, machte Rudolf Fluck seinen Frust über die mangelnde Bereitschaft Einzelner deutlich.
Erfolgreich war die Sachspendenaktion der Gemeinde Mönchweiler. 43 prall gefüllte Kartons mit haltbaren Lebensmitteln, medizinischen Dingen und Hygieneartikeln transportierten Bürgermeister Rudolf Fluck und Hauptamtsleiter Sebastian Duffner jetzt nach Unterkirnach. Von dort sollen die Sachspenden Anfang April unmittelbar in die Ukraine weitertransportiert werden.
Kinder bereits in der Schule
In der Gemeinschaftsschule Mönchweiler werden seit Anfang dieser Woche ukrainische Kinder unterrichtet. Sie kommen sowohl aus Mönchweiler als auch aus Königsfeld. Zwei Lehrkräfte sprechen ukrainisch beziehungsweise russisch und können die Kinder somit zunächst in ihrer Muttersprache unterstützen. Zur Unterstützung erhielt die Schule 30 Tabletcomputer als auch anderes durch den Gemeindetag finanziertes Lernmaterial.
„Es macht mich selbst betroffen, wenn die Menschen hier ankommen und sich bei uns anmelden. Vor allem den Kindern merkt man die schwierige Situation oft an.“Rudolf Fluck
Auch im Kinderhaus werden ukrainische Kinder aufgenommen. Um das in eigentlich vollen Gruppen zu ermöglichen, genehmigt das Land zwei zusätzliche Plätze pro Gruppe.
„Es macht mich selbst betroffen, wenn die Menschen hier ankommen und sich bei uns anmelden. Vor allem den Kindern merkt man die schwierige Situation oft an“, so Bürgermeister Rudolf Fluck. Er möchte deshalb alles dafür tun, den Menschen das Ankommen und die Eingewöhnung zu erleichtern.

Auch bei den Vereinen ist die Bereitschaft, Geflüchtete aufzunehmen und bei der Integration zu helfen, uneingeschränkt vorhanden. Beim Treffen der Willkommensplattform sind die Vorsitzenden des Fußballclubs, des Musikvereins und des Turnvereins anwesend. Auch der Tischtennisverein hat bereits Bereitschaft signalisiert.
Bald Willkommenstreffen
Aus zur Verfügung stehenden Spendenmitteln stehen der Gemeinde Mönchweiler 3600 Euro zur Verfügung. Dieser Betrag werde „als Wertschätzung“ auf diejenigen Vereine aufgeteilt, die sich bei der Ukrainehilfe beteiligen, kündigt Bürgermeister Fluck an.
Schon bald wollen Gemeinde, Kirchen sowie die Vereine und Organisationen die Geflüchteten zu einem Willkommenstreffen einladen. Ob dies ein Kaffeenachmittag sein wird oder ein größerer Rahmen mit Vorstellung der Vereine und kirchlichen Angebote gewählt wird, muss noch geklärt werden. Klar ist aber, alle gemeinsam packen an.
Das wird auch nötig sein, denn seine Integrationsbeauftragte, Badiaa Abdel Moumen, muss sich die Gemeinde Mönchweiler mit den Gemeinden Königsfeld und Unterkirnach teilen. Sie allein könne das nicht bewältigen, weiß der Bürgermeister. Von der Unterstützung des Landes zeigt er sich in diesem Bereich völlig enttäuscht.
„In unserem kleinen Bereich, denke ich, wir schaffen es, diese besonderes schwierige Zeit zu bewältigen. Über alles andere darf ich gar nicht nachdenken“, zeigt sich Bürgermeister Rudolf Fluck schließlich dankbar für die Unterstützung aus der eigenen Gemeinde.