Schönwald – Nur wenige politische Weggefährten hat er eingeladen, wie beispielsweise den ehemaligen Landrat Karl Heim: Lukas Duffner aus Schönwald, bekannt als „De rote Bur“, feiert am heutigen Freitag mit Familie und einigen Freunden seinen 95. Geburtstag. Lukas Duffner blickt zufrieden zurück auf sein Lebenswerk: „Alles, was ich in den Jahren seit 1948 angestoßen habe, wird von meinen Kindern und Enkeln fortgeführt und teils auch weiter entwickelt“, sagt der Jubilar.

Am 6. September 1929 erblickte Lukas Duffner in der Barockstadt Ettenheim als jüngstes von drei Kindern das Licht der Welt. Vater Anton war Landwirt und Blechner, Mutter Karoline erzog die Kinder in der Zeit der Weltwirtschaftskrise. Bruder und Schwester mussten ab 1939 den Wehrdienst ableisten, der Vater wurde in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Lukas Duffner war alt genug, um der Mutter in der Landwirtschaft im Obst- und Weinbau zu helfen. Allerdings entging auch er nicht dem Aufruf zum „Schanzen“ im Elsass. Nach dem Krieg kehrte der Vater heim, sein Bruder aber war beim Rückzug der Armee gefallen. Dem jungen Burschen Lukas Duffner fiel es schwer, sich den französischen Besatzern unterzuordnen – den etwas rebellischen Wesenszug hat er sich bis heute bewahrt.

1947 folgte er einem Schonacher in den Schwarzwald und lernte Alma Dold vom Schneiderjockenhof im Schwarzenbach kennen. 1950 heiratete das Paar. Der junge Mann lernte von seiner Frau in den langen Wintern das Skifahren und gewöhnte sich langsam an die Kälte in Schönwald.

Der Jubilar hat den Hof 1953 von seinem Schwiegervater gepachtet, 1954 kaufte er seinen ersten Unimog, mit dem er im Winter gutes Geld mit Schneeräumen verdiente. 1958 übernahm er die Landwirtschaft, 1970 bezog die große Familie den neuen Hof, der alte war zusammengebrochen. Schon damals baute er einen separaten Rinderstall und stellte den Viehbestand auf Angus-Fleischrinder und Mutterkuhhaltung um. Zugleich bot er Gästezimmer an. Für den Reitbetrieb mit Ponys wurde er zunächst mit Spott überschüttet.

Beide liebten Kinder – bis 1965 bekamen sie fünf Söhne und eine Tochter. 1971 wurde das siebte Kind geboren. Dann folgte ein Schock: 1974 starb völlig unerwartet seine Frau Alma. Der Zusammenhalt der Familie sorgte dafür, dass dennoch alles weiter seinen Lauf nahm.

Bei Kutschfahrten, die Duffner zu jener Zeit anbot, lernte er die Kurgästin Marianne kennen. Was folgte, bezeichnete die ehemalige Bundestagsabgeordnete Christa Lörcher als „eine der schönsten Liebesgeschichten, die ich kenne“. 1979 heirateten die beiden – die Familie vergrößerte sich um zwei Kinder aus Düsseldorf. Der Zusammenhalt war auch in der Patchworkfamilie groß. Später kam Mariannes Nichte Susanna dazu, die auf dem Dreierheinerhof lebte. Der einzige gemeinsame Sohn, Marc-Anton, erweiterte die Familie.

Mariannes Tochter Ute zog es zunächst vom Hof weg, sie kam aber zurück und heiratete Siegfried, den Jungbauern. 1980 kaufte die Familie den fast nebenan liegenden, 1619 erbauten Reinertonishof, der von 1983 bis 1986 renoviert wurde. Sohn Siegfried baute nebenan einen Imbiss. 1989 wurde das Vesperstüble eröffnet, 1997 erweitert. Zwei Jahre zuvor hatte Lukas Duffner den Schneiderjockenhof an Siegfried und Ute Duffner überschrieben.

Lukas Duffner engagierte sich auch im Austausch mit der Partnerstadt Bourg-Achard, 1985 wurde er dort Ehrenbürger. 2002 übernahm er Rebland in seiner Heimat Ettenheim, das er noch heute betreut, obwohl er dies bereits an seinen Sohn Siegfried abgegeben hatte. 2006 brannte der Reinertonishof durch Brandstiftung ab. Von 2008 an wurde er wieder aufgebaut. Im selben Jahr wurde Lukas Duffner mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Politisches Engagement

Schon in den frühen 1960er-Jahren wehte den Bauern zuweilen politisch-bürokratischer Widerstand entgegen, wenn es um wichtige Vorhaben ging, was Duffner in die Kommunalpolitik trieb. 1965 stellte sich der aufrechte Sozialdemokrat erstmals dem Wähler. Auf Anhieb kam er in den Kreistag. Konsequent setzte er sich für den Straßenbau ein – nicht immer diplomatisch, meist aber erfolgreich.

1966 gründete er mit Alois Kaiser den SPD-Ortsverein und übernahm den Vorsitz, den er erst vor Jahren an einen seiner Enkel abgab. 26 Jahre lang war er, mit einer Unterbrechung, auch im Gemeinderat Schönwald tätig. Sein vielfältiges Engagement sorgte dafür, dass er weit über die Landesgrenzen hinaus als „De rote Bur“ bekannt wurde. Erst vor wenigen Jahren erhielt er die höchste Ehrung seiner Genossen, die Willy-Brandt-Medaille.

Heute wird sein Geburtstag mit vielen Freunden gefeiert. Erwartet werden neben dem Bürgermeister und seinen Kindern auch die 18 Enkel sowie elf Urenkel. Musikalisch werden sich die Alphornbläser Schönwald zu Wort melden.