Schönwald – Unter dem Motto „Miteinander älter werden“ ging es in einer Bürgerversammlung in Schönwald um Pflege und Betreuung im Ort. Die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe könnte hier eine Lücke schließen. Experten gaben dazu umfassend Auskunft. Bürgermeister Christian Wörpel hatte zu dem Abend mehrere Fachleute eingeladen. Die Moderation übernahm Anika Volk, Abteilung Sozialplanung aus dem Landratsamt.
Zunächst sprach Markus Schrieder, der Geschäftsführer der evangelischen Altenhilfe, die das Pflegeheim des Dorfes betreibt. Er zeigte auf, dass Pflege nicht gleichbedeutend mit Pflegeheim sei, Pflege finde überwiegend daheim statt. „Wie bekommen wir das hin, dass es nicht zu großem Leid auf beiden Seiten kommt?“, fragte er. Es müsse werden wie früher: „Wir müssen zusammenhalten“, lautete sein Resümee.
Für Markus Aydt, der krankheitsbedingt fehlte, sprach Marianne Kätsch-Jung aus dem Vorstand der raumschaftlichen Sozialstation St. Marien. Diese komme bei vielen bereits ins Haus mit insgesamt etwa 60 Mitarbeitern, doch häufig gehe es dabei um rein pflegerische Aufgaben, die zeitlich sehr eng getaktet seien. Eine echte Betreuung, Beratung und Unterstützung bei häuslichen Arbeiten gehe da verloren. Und hier komme das Pflegebündnis zum Tragen, bei dem es darum gehe, sich auf einfacher Ebene untereinander zu stützen. Der Soziale und Kulturelle Treff (SKT) wolle hierbei ohne Konkurrenz zu anderen Einrichtungen als Anlaufstelle und mit Frank Sziegat als Koordinator und Bindeglied zum Pflegebündnis die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe voranbringen.
Susanne Maier, Integrationsbeauftragte des Landratsamts, erläuterte Näheres zum Netzwerk Nachbarschaftshilfe, wobei sie die vorhandenen Strukturen im Dorf als „fürsorgliche Gemeinschaft“ empfand. Unterstützt wurde sie durch Annette Bergdolt, die Koordinatorin des Netzwerks.
Auch die Finanzierung des Konstrukts wurde angesprochen – denn die Hilfe soll nicht für einen warmen Händedruck geleistet werden – zwölf Euro je Stunde Hilfe würden fällig, wovon der Ehrenamtliche den Löwenanteil von zehn Euro erhalte, der Verein werde mit zwei Euro für die verwaltenden Tätigkeiten bei der Nachbarschaftshilfe entgolten.
Zunächst sollten sich Interessenten allerdings diversen Schulungen unterziehen, die Grundkenntnisse über die häusliche Pflege vermitteln, wobei Ingrid Krickl vom Bad Dürrheimer Verein klarstellte, dass der Fokus nicht auf Pflege, sondern auf „Begleitung auf Augenhöhe“ liege. Keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten sei geplant, erfuhr einer der Besucher – Markus Schrieder sah keine „Störgefühle“, er halte jede Offensive als Unterstützung für wichtig.
Die Kurse seien für die Teilnehmer hilfreich, da sehr viel Beziehungsarbeit geleistet werde, ergänzte Marianne Kätsch-Jung. Die Helfer seien ein wichtiges Bindeglied für alle – es gehe dabei um Herz und Seele. Dabei, so die Antwort auf eine weitere Frage, seien die Kurse zwar wichtig, jedoch nicht Voraussetzung. Und die Hilfe sei auch ohne Pflegegrad zu erhalten, allerdings müsse dann der Beitrag selbst bezahlt werden. „Wir stellen aber immer wieder fest, dass gerade diese Helfer oftmals den Anstoß geben, überhaupt einen Pflegegrad zu erreichen, da sich viele Hilfsbedürftige gar nicht bewusst sind, dass sie einen Pflegegrad haben könnten.“