Schönwald – Wer sich auf einen weihnachtlich-besinnlichen Abend gefreut hatte, der hatte Pech gehabt. Bei der weihnachtlichen Stubete mit Fidelius Waldvogel ging es ganz schön fetzig zur Sache. Und auch vor leiser Kritik an Politik und gesellschaftlichen Entwicklungen schreckte der schauspielernde Kabarettist nicht zurück. Am Ende wird sein Weihnachtsbaum zugunsten der Katharinenhöhe versteigert.
Früher kamen an kalten Winterabenden die Nachbarn der abgelegenen Schwarzwaldhöfe in einer warmen Stube zusammen, um miteinander zu reden, zu karteln und – vor allem die Frauen – um Handarbeiten auszuführen. Diese Stimmung der weihnachtlichen Stubete brachte der Kabarettist Fidelis Waldvogel in die Uhrmacher-Ketterer-Halle in Schönwald. Und er hatte so manche verbale und musikalische Überraschung im Gepäck.
Mit einem lautstarken „Oh Tannenbaum“ folgt das Publikum bei der weihnachtlichen Stubete von Martin Wangler dem Aufruf, gegen das Weihnachtsbaumverbot in öffentlichen Räumen zu protestieren.
„Verstehen Sie mich? Sin Hochdütsche da? Für Sie ist der weitere Verlauf zwecklos“, begrüßte Martin Wangler alias Fidelius Waldvogel das Publikum in der fast vollständig gefüllten Halle. Und machte unmissverständlich klar, dass er „schwätzt, wie mir der Schnawel g‘wachse isch“. Will heißen, in breitestem Hochschwarzwälder Dialekt.
Schnell wurde klar, dass Waldvogel mit seiner Version einer weihnachtlichen Stubete keineswegs nur auf vorweihnachtliche Besinnlichkeit machen wollte. Sondern gesellschaftliche Entwicklungen kritisch hinterfragt und als Verfechter der „guten, alten Zeit“ so manchem Ritual nachtrauert. Dies garnierte er nonchalant mit dem leicht herben Schwarzwälder Charme, einer augenzwinkernden Lausbübigkeit und scharfzüngigen Liedtexten. So befand sich das Publikum unversehens im politischen Kabarett mit einem Hauch Satire. Und – auch am „Furzfässle“ begleitete sich Waldvogel zum Gedicht „Der Schwarzwälder im Breisgau“ von Johann Peter Hebel.
Auch missfiel dem Kabarettisten, dass Kinder den Nikolaus mit dem Weihnachtsmann verwechseln und dass sie den Umgang mit Feuer nicht mehr lernen, weil in Kindergärten und Schulen kein Adventskranz mit echten Kerzen mehr aufgestellt werden darf. Von Weihnachtsbäumen im öffentlichen Raum ganz zu schweigen. „Und an Weihnachten kommt bei uns das Christkind und eben nicht der amerikanische Coca-Cola-Weihnachtsmann.“
Am Ende wurde die weihnachtliche Stubete doch noch etwas besinnlich. Bevor sich Waldvogel nach mehreren Zugaben verabschiedete, wurde sein ziemlich trauriger Weihnachtsbaum, den er mitgebracht hatte, für 440 Euro zu Gunsten der Katharinenhöhe „amerikanisch“ versteigert.