Schönwald Der Wilhelmshavener Markus Maria Winkler und der Kärntner Jürgen Wegscheider sind beide Schauspieler – mit einer gewissen Vorliebe für Literatur, das gesprochene Wort und für hintersinnigen Humor. Eine interessante Kombination, mittels derer sie den alltäglichen menschlichen Gegensätzen auf die Spur kommen. Dabei helfen ihnen Werke bekannter Dichter. Die sich daraus ergebenden skurrilen Situationen kommen offensichtlich gut an. Seit rund 20 Jahren treten die beiden mit unterschiedlichen Bühnenprogrammen gemeinsam auf. Im Schönwälder Eschle boten sie ihre szenische Lesung „Der Vogel, scheint mir, hat Humor“ – angelehnt an ein Zitat von Wilhelm Busch. Der brillante Auftritt der beiden Künstler hätte allerdings einige Besucher mehr verdient gehabt. Die Gäste, die da waren, genossen einen besonderen Abend mit einer etwas anderen Aufbereitung von Weltliteratur.
Kurt Tucholsky beispielsweise half mit bei der – nicht gelungenen – Klärung der Frage eines kleinen Jungen, wie eigentlich die Löcher in den Käse kommen – zurück blieb eine heillos zerstrittene Familie. Noch einmal Tucholsky: Was geschah nun wirklich beim gemeinsamen Nächtigen von Bauer, Bäuerin und müdem Wanderer im ehelichen Schlafgemach?
Mimik und Gestik der Künstler beim Rezitieren waren beeindruckend, und die Zuhörer hingen bei den wechselnden Leseparts fasziniert an deren Lippen. Das Duo harmonierte prächtig. Die beiden spielten sich gekonnt die Bälle zu, wenn sie in eine jeweils neue Rolle wechselten. Das Publikum erfuhr so, wie sich ein mündlich weitergegebener Befehl beim Militär, der den Halleyschen Kometen zum Thema hatte, bis zur absurden Unkenntlichkeit veränderte.
Es ging aber auch solo: Jürgen Wegscheider trug ausdrucksstark die „Kindergebetchen“ von Joachim Ringelnatz vor, Markus Maria Winkler rezitierte ergreifend aus einem Gedicht von Harbert Harberts über dessen ostfriesische Heimat. Das Publikum belohnte den Auftritt mit reichlich Beifall.