Schonach Es ist das Ende einer Ära: Zum Jahresende schließt Zweisam Mode. Damit endet ein Kapitel der Schonacher Handelsgeschichte – und auch eine fast 300-jährige Familientradition im Bekleidungseinzelhandel. Inhaber Axel Kaltenbach spricht über die Gründe.

Der Schritt geht Axel Kaltenbach spürbar nahe. Zum Jahresende schließt der Inhaber von Zweisam-Mode sein Geschäft in der Triberger Straße in Schonach. „Ich habe schon mit vier Jahren den Kunden im Laden erzählt: ‚Hier werde ich einmal der Chef.‘ Und jetzt schließe ich das Geschäft, das mein ganzes Leben geprägt hat. Das schmerzt – sehr. Aber es ist auch richtig“, sagt er.

Die Schließung sei kein plötzlicher Bruch. Der Entscheidungsprozess habe sich etwa über zwei Jahre hingezogen – und der Entschluss sei die Folge langfristiger Entwicklungen: die Herausforderungen im ländlichen Einzelhandel, verändertes Kundenverhalten, die Konkurrenz durch den Onlinehandel, steigende Kosten und ein Mangel an Fachkräften. Besondere Aktionen seien personell immer schwieriger umsetzbar gewesen, berichtet Kaltenbach. Sogar seine Mutter – die Seniorchefin – musste aus dem Ruhestand zurückkehren, um im Geschäft zu helfen.

Ein weiterer Faktor: Früher war Schonach ein beliebter Einkaufsort, schildert Kaltenbach – viele kamen zum Lebensmitteleinkauf und besuchten dann auch die Modegeschäfte. Heute ist das anders: Furtwangen, Triberg und St. Georgen bieten viele Supermärkte. Da entfalle oft der Grund, nach Schonach zu fahren. Der Tourismus – lange eine wichtige Stütze des Geschäfts – ist ebenfalls nicht mehr planbar. „Früher konnten wir uns auf unsere Feriengäste verlassen.“ Doch das habe sich geändert – vor allem wegen des Wetters. Ein besonders einschneidendes Erlebnis war der Winter 2023/2024, erinnert sich Kaltenbach. „Wir sind durchaus angeschlagen aus der Corona-Zeit gekommen – und dann war es ein Wechselbad der Gefühle.“ Denn damals habe die Frage, wie es weitergeht, ganz akut im Raum gestanden.

2023 sei dann sehr erfolgreich gewesen und die Hoffnung bis Anfang Dezember groß. Dann fing es an zu regnen – und wollte nicht mehr aufhören. „Bis in den Sommer 2024 hat es fast nur noch geregnet“ – mit massiven Auswirkungen. Viele Feriengäste, für Zweisam Mode wichtige Kunden, reisten gar nicht an. „Da fehlten plötzlich ganz viele unserer treuen Stammgäste. Das hat uns tief getroffen“, sagt Kaltenbach. „Ich bin wirklich mit Herz und Seele Einzelhändler und ich liebe eigentlich, was wir tun“, betont er. Und sagt doch: „Man kann dieses Risiko auf Dauer nicht mehr eingehen.“ Sich von Zufällen abhängig machen, „und davon, ob das Wetter jetzt in der zweiten Saison in Folge mitspielt oder nicht“, sei nicht zukunftsfähig.

Dass es im stationären Modehandel nicht gerade einfach ist, weiß man bei Zweisam Mode. Wegen wirtschaftlicher Probleme hatte das Unternehmen, damals noch mit dem Namen Haus der Mode und vier Standorten, im April 2016 Insolvenz angemeldet. Im August folgte der Neustart. Doch schon im Sommer 2017 wurde das Geschäft in Villingen aufgegeben. Anfang 2018 folgte jenes in Donaueschingen. Und im November 2019 schloss das Zweisam Trendhaus als der damals zweiter Standort in Schonach.

Nun geht Kaltenbach den schweren Schritt, auch das Stammhaus an der Triberger Straße aufzugeben. Doch das bedeutet nicht, dass die Marke Zweisam Mode komplett verschwindet. Vielmehr wird sich das Unternehmen auf den Bereich Workwear und Corporate Fashion, also Arbeitskleidung, spezialisieren. „Weil wir die Probleme gesehen haben, haben wir schon vor Jahren angefangen, diese Bereich auszubauen“, sagt Kaltenbach. Ob ein kleiner Teil des Ladens als Showroom erhalten bleibt, sei noch offen – das hänge auch von der Nachnutzung der Räume ab.

Kaltenbach wird noch von einer, vielleicht auch zwei Mitarbeiterinnen unterstützt. Die weiteren der aktuell sieben Beschäftigten verlassen Zweisam Mode „auf natürlichem Weg – durch Ruhestand, Umzug oder reguläres Vertragsende“, erklärt Kaltenbach. Bis zum Jahresende wird alles reduziert angeboten – auch die Neuware, mit der das Geschäft noch bis zum Jahresende versorgt werde.