Schonach Zum Ende übermannten Jonny Kienzler dann doch die Emotionen: Als sich der gesamte Geißenstall unisono erhob, um seinem scheidenden Oberzunftmeister langanhaltenden Applaus zu spenden, flossen Tränen der Rührung. Aber der Reihe nach.

Nach 23 Jahren an der Spitze des rund 600 Mitglieder starken Vereins traf Kienzler die Entscheidung, geordnet und gut vorbereitet den Weg für einen Generationswechsel bei der Narrenzunft freizumachen. Weitere Vorstandsmitglieder sahen das genauso und schlossen sich seinem Schritt an. Auf einer zeitlich vorverlegten Jahreshauptversammlung, die im Zunftlokal Geißenstall stattfand, wurde nun dieser Wechsel offiziell vollzogen – nahezu die gesamte Zunftspitze wurde mit jungen Mitgliedern neu besetzt. Doch zuvor mussten noch einige Regularien abgearbeitet werden.

In seinem Tätigkeitsbericht erwähnte Kienzler die vielen Aktivitäten der vergangenen Kampagne, beispielsweise den Zunftabend: „Alt und Jung waren bei diesem tollen Abend mit 600 Gästen beisammen – und das fast ohne Sicherheitsdient.“ Der Umzug am Fasnet-Sonntag habe im Zeichen des Wahlkampfs um das Amt des Ozumeis gestanden. Er dankte der Feuerwehr für ihre logistische Hilfe. Kienzler kritisierte mit deutlichen Worten eine „überbordende Bürokratie“, die mit immer höheren Auflagen viele Aktivitäten ausbremse und die Aktiven entmutige. Er wandte sich auch gegen das Erstarken sogenannter wilder Zünfte, die mit dem ursprünglichen närrischen Brauchtum meist nur wenig am Hut hätten.

Nach den Berichten des Schriftführers Julian Dold sowie des Kassierers Dirk Schneider, dem von den Prüfern eine vorbildliche Kassenführung bescheinigt wurde, konnte Bürgermeister Jörg Frey die von der Versammlung einstimmig beschlossene Entlastung des Vorstands erklären.

Dann wurde es emotional – Jonny Kienzler hielt seine Abschlussrede. Nach nunmehr 23 – auch persönlich fordernden – Jahren an der Spitze der Geißenmeckererzunft brauche es einen neuen und vielleicht auch anderen Wind mit frischen Impulsen. Er dankte besonders seiner Ehefrau für deren Unterstützung. Und: „Ich hatte auch Glück und konnte stets auf gute Mitstreiter im Vorstand zählen – es war eine geniale Zeit.“ Dann kam es zu der eingangs geschilderten Situation – mit stehendem Applaus und Tränen.

Die Wahlen brachten folgende Ergebnisse: Als Ozumei für zwei Jahre wurde Robin Kienzler mit großer Mehrheit gewählt. Ihm zur Seite stehen künftig als erster Zunftmeister Daniel King für ein Jahr, als zweiter Zunftmeister Luca Fehrenbach für zwei Jahre und als dritter Zunftmeister Julian Dold für ein Jahr, der bisherige Schriftführer. Sein Nachfolger in diesem Amt ist Luis Dold für zwei Jahre. Letztere wurden alle einstimmig gewählt.

Der neue Ozumei umschrieb das Motto der Jungen an der Spitze mit „Brauchtum modern leben“. Es sei ihnen allen aber klar: „Wir treten in verdammt große Fußstapfen.“

Der bisherige erste Zunftmeister Hartmut Burger und ein Vertreter der Narrenvereinigungen würdigten Jonny Kienzlers Wirken, den steten Quell an guten Ideen, die Kameradschaft – eben sein großes Engagement für das Kulturgut der alemannischen Fasnet.