Schwarzwald-Baar – Imperium Dekadenz heißt die Band zweier talentierter Musiker aus Donaueschingen und Bräunlingen. Und sie sind erfolgreich, obwohl der Bandname vermutlich vielen Menschen hier in der Region ein Fremdwort ist. Ebenso dürfte es den meisten bei der Bezeichnung der Musikrichtung gehen, die diesem Musikprojekt entspringt. "Atmosphärischer Black-Metal", beschreiben die Musiker das Genre. Und genau hier ist der Haken, der Grund, warum Imperium Dekadenz nicht auf dem Donaueschinger Herbstfest spielt, und nicht die Konzerthallen der Baar füllt.

Ihre Musik entspricht einfach nicht der leicht verdaulichen Radio-Beschallung, ist kaum mit gängigen Rock-, Party- und Coverbands kompatibel. Vielmehr produzieren die beiden Schwarzmetaller schwere und düstere Kost, mit brachialen Gitarren, harten Schlagzeug-Rhythmen und kreischendem Gesang, Black-Metal eben. Pascal Vannier aus Donaueschingen und Christian Jakob aus Bräunlingen gehen ihren eigenen Weg, einen zudem sehr erfolgreichen.

 

 

Tausende Tonträger kauften ihnen die vielen Fans weltweit bereits ab. Sie stehen mit ihrem neusten Album Dis Manibus in den CD-Verkaufsregalen und haben bereits auf vielen Bühnen in Deutschland, Norwegen, Slowenien, Frankreich und zuletzt in Minsk in Weißrussland gestanden. "Das war eines der besten Konzerte, das wir erlebt haben", blickt Vannier zurück, auch wenn die Band vor ihrer Reise von den Behörden vor Ort überprüft wurde und sie während dem Aufenthalt stets unter Beobachtung standen. "Das Publikum war so hungrig auf Metal. Die haben uns richtig abgefeiert."

 

Im Jahr 2010 stand Imperium Dekadenz in einer Reihe mit den erfolgreichsten Bands der Szene beim Wacken Open Air auf der Bühne, einem der weltgrößten Metal-Festivals. Welche andere Band aus der Region kann auf so eine Karriere zurückblicken? Beim Wacken-Festival 2017 wird diese Erfolgsgeschichte Anfang August fortgeschrieben. "Für Metal-Bands ist das wie Olympia für Sportler. Mit einem Wacken-Auftritt geht ein Traum in Erfüllung", freut sich Jakob. "Dass wir dabei sind, haben wir im Dezember erfahren." Um einen Platz in der exklusiven Wacken-Bandliste zu ergattern sei es notwendig, ein aktuelles Album vorweisen zu können und gute Kritiken in den einschlägigen Fachmedien dafür bekommen zu haben, erklären die Musiker. Nicht zuletzt seien Kontakte und etwas Glück erforderlich. Obwohl Imperium Dekadenz bühnenerprobt ist, schleicht sich bei solchen Konzertereignissen immer eine Portion Nervosität mit auf die Bühne. „Nicht unbedingt wegen der vielen Zuschauer, vielmehr gilt es einen strikten Zeitplan für den Aufbau einzuhalten“, erklären sie. Jede Band habe nur 15 Minuten Zeit. Geht etwas schief, verkürzt sich die Spielzeit. Angesichts der rund 80.000 Festival-Besucher und dem Medien-Großaufgebot, möchte keine Band auch nur eine Minute verlieren. Dementsprechend motiviert blickt die Band voraus auf ihr Wacken-Gastspiel: "Wir gehen dahin und reißen das Zelt ein. Wie immer."

Angefangen hat alles im Sommer 2004. Wieder ist der Wacken Teil der Geschichte. Vannier und Jakob landeten zufällig im selben Auto mit Kurs zum Festival. Sie kannten sich und ihre musikalischen Vorlieben bereits. Die richtige Freundschaft keimte jedoch erst während der Fahrt, bei weiteren Konzert-Besuchen die Idee zum gemeinsamen Musikmachen. "In meinem Studentenzimmer in Schwenningen haben wir dann zum ersten Mal zusammen gelärmt", erinnert sich Vannier. 13 Jahre später blicken sie auf fünf Album-Produktionen und unzählige Konzerte zurück.

In ihren Texten setzen sich Imperium Dekadenz mit dem Tod, der Vergänglichkeit und dem Leben auseinander, häufig mit Bezug zum Mittelalter und der Antike. "Wir sind Geschichtsfanatiker", erklärt Jakob. "Unsere Wurzeln im Schwarzwald finden sich in unseren Songs wieder, wenn auch unbewusst", ergänzt Vannier. Das hätten sogar schon Fans gesagt, die gar nichts von ihren Schwarzwald-Wurzeln wussten. Beim Tüfteln an neuen Stücken ergänzen sich Vannier und Jakob perfekt und sind gleichzeitig ihre größten Kritiker. Beide komponieren meist alleine für sich zuhause und schreiben Texte. Im Anschluss stellen sie sich ihre Ideen gegenseitig vor, erledigen den Feinschliff gemeinsam. Es folgt die Produktion im Donaueschinger Proberaum. Für Live-Auftritte stehen Imperium Dekadenz drei befreundete Musiker der Band Vargsheim zur Seite. Geprobt wird in Würzburg.

Zur Person

Pascal Vannier, Künstlername Vespasian, ist in Donaueschingen aufgewachsen. Nach dem Abitur absolvierte er sein Studium in Schwenningen und Konstanz. Mittlerweile wohnt und arbeitet er in München. Christian Jakob aus Bräunlingen, Künstlername Horaz, hat das Wirtschaftsgymnasium in Donaueschingen besucht und eine Ausbildung bei der Firma Frei Lacke abgeschlossen. Es folgte ein Studium der Medieninformatik in Furtwangen. Heute arbeitet er in Stuttgart im IT-Bereich. Beide Musiker sind 37 Jahre alt. Die Band ist noch immer ein Hobby für beide, der Proberaum in Donaueschingen ihr Heimat-Treffpunkt.

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