Vor vielen Häusern sieht man die Flächen, die unter Naturschützern sehr umstritten sind: karge Wüsten aus Schottersteinen, oft in grau oder anthrazit gehalten und mit einsamen Buchsbäumchen bepflanzt.
Drei Experten klären auf
Dabei sind Schottergärten weder ökologisch, noch ökonomisch sinnvoll. Und auch für das lokale Stadtklima sind Schottergärten kontraproduktiv. Der SÜDKURIER hat mit einer Biologie-Professorin, einem Klimaforscher und einem Garten- und Landschaftsbauer gesprochen um herauszufinden, welche Folgen diese Art von Gartengestaltung für die Biodiversität und das Stadtklima hat.

Biologieprofessorin: „Der Natur wird Fläche genommen.“
Alexandra-Maria Klein ist Professorin für Naturschutz und Landschaftsökologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Sie sieht die Schottergärten kritisch. Eine Fläche, die mit einer Kunststoffplane ausgelegt und mit Schotter bedeckt werde, sei im Grunde genommen eine Versiegelung. „Es ist ganz klar, dass man der Natur dadurch Fläche wegnimmt.“
Tiere finden so kein Nahrungsangebot mehr, erklärt Klein. Dabei betont die Professorin, dass nicht jeder Steingarten schlecht sei. „Ein vernünftiger Steingarten mit Mauern und Bewuchs kann sehr förderlich für die Biodiversität sein. Dort finden zum Beispiel Bienen und Blindschleichen Nistplätze und Verstecke.“ Allerdings bedeute ein solcher Garten auch Aufwand.
„Die Natur holt sich die Flächen zurück.“
Was also tun mit der Steinwüste vor der Haustür? Klein plädiert dafür, existierende Flächen nicht sofort zu beseitigen, sondern die Fläche zu beobachten und mit geeigneten Maßnahmen dafür zu sorgen, dass der Garten für Tiere und Pflanzen wieder zur Heimat wird. „Dort finden sich extrem viele Regenwürmer. Durch Laub und Staub bringt irgendwann auch die Folie nichts mehr und die Natur holt sich die Flächen zurück. Eine geeignete Pflanze sei zum Beispiel Thymian. Auch exotische Pflanzen seien kein Problem, sofern die Pflanzen sich nicht über den Garten hinaus ausbreiten können. Diese können sogar dann nützlich sein, wenn sie später blühen als heimische Pflanzen. Dann könnten zum Beispiel Bienen auch profitieren.
Klimaforscher mahnt: „Städte müssen grüner, schattiger, feuchter und heller werden!“
Eine Stadt, die sich erhitzt, ist meist in hohem Maße versiegelt. Auf diesen Zusammenhang weist Andreas Schwab, Professor für Geografie an der PH Weingarten, hin. Er bringt den Lösungsansatz wie folgt auf den Punkt: „Unsere Städte müssen grüner, schattiger, feuchter und heller werden.“

So zitiert Schwab den Stuttgarter Klimatologen Jürgen Baumüller. Heller, weil helle Flächen mehr Strahlung reflektieren. Feuchter, weil die Feuchtigkeit dazu führt, dass Energie in Verdunstungsprozesse umgesetzt wird und nicht in Wärme. Grüner, weil auch die Transpiration der Pflanzen Kühlung bringt. Und schattiger, weil Schatten direkte Einstrahlung verhindert. Insofern sei das Einbringen von Bäumen im städtischen Bereich eine sehr wirksame Maßnahme, so Schwab. Das gelte nicht nur für die Stadtverwaltungen, sondern für jeden privaten Haus- und Gartenbesitzer. Allerdings scheine derzeit zu gelten: Möglichst wenig Gartenanteil und möglichst wenig Pflegeaufwand für Bäume und Sträucher.
Sind Steingärten wirklich pflegeleichter?
Dazu hat Garten- und Landschaftsbauer Dietmar Wildi aus VS eine klare Meinung.