Petra Kolar-Witteck redet schnell. Die Filialleiterin und ihr Team sind schwer im Stress. „Aber das ist gut“, sagt sie. Denn: Im Modepark Röther herrscht um Mittagszeit Hochbetrieb. Vor dem Eingang stehen die Kunden in Schlange, weil sie einen Termin haben und sich zum Einkaufen „einchecken“ müssen. Auch drinnen im Laden wollen viele beraten werden.
Dennoch nimmt sich Kolar-Witteck Zeit für den SÜDKURIER. Schließlich geht es um die Luca-App, die im Einzahlhandel und der Gastronomie die Kontaktverfolgung vereinfachen könnte. „Die ist wirklich super“, sagt die Filialleiterin, zückt ihr Handy und öffnet rasch die App. „QR-Code scannen und man ist drin. So unkompliziert.“
Mit der Luca-App, für deren Einführung der Landkreis gerade einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet hat, kann man sich bald – womöglich – überall anmelden, wo man hingeht, wenn man unterwegs ist: im Restaurant, im Einzelhandel, in Veranstaltungshäusern. Und theoretisch auch bei Freunden.
Wer Luca nutzt, muss sich einmalig mit Name, Adresse und Telefonnummer anmelden. Anschließend erscheint ein sich ständig ändernder, anonymer QR-Code. Mit diesem kann man sich in Geschäften, wie dem Modepark Röther, einloggen.
So wird registriert, dass man zu einer bestimmten Zeit im Geschäft war. Ort und Zeit werden verschlüsselt beim Nutzer und beim Ladenbetreiber gespeichert. Nur das Gesundheitsamt, das momentan noch an die App angeschlossen wird, könnte die Daten dann auslesen, falls eine Kontakt-Nachverfolgung nötig werden sollte. Sonst niemand.
Was Ladenbetreiber in Villingen zur Luca-App sagen
Für Kolar-Witteck, die die App schon seit einigen Wochen im Laden nutzt, sind die Bestrebungen des Landkreises „ein wichtiger Schritt. Wenn sich Luca flächendeckend etabliert, kann das viel bringen.“ Wobei sie auch sagt: „Luca nutzen bei uns fast nur die jungen Menschen.“
Auch Michael Steiger, Gastronom und Geschäftsführer der drei „Irish Pubs“ in Villingen, Schwenningen und Tuttlingen, sieht in der Luca-App eine enorme Chance. Obwohl er mit seinen Pubs noch nicht öffnen darf, hat er sie für die Luca-App schon angemeldet.
Und zwar so, dass in seiner Kneipe nicht nur der Eingang, sondern auch jeder Tisch mit einem QR-Code versehen ist. Sollte bei ihm ein Corona-Fall auftreten, müsste er so nicht alle Kunden verunsichern. „Die App weiß durch die angegebenen Tische, wer weit genug weg saß und deshalb nicht in Quarantäne muss“, sagt er.
Keine Zettelwirtschaft mehr?
Vor allem aber falle „diese wahnsinnige Zettelwirtschaft weg“, die die Kontaktverfolgung bisher mit sich brachte, sagt Steiger. Das sagt auch Anne Wilde, die Inhaberin des Spielzeugladens „Zappel-Philipp“ in der Villinger Innenstadt. „Wir haben seit drei Wochen wieder auf. Und schon fast 400 Zettel, die wir einen Monat lang aufbewahren müssen.“
Von der Luca-App hatte sie im Fernsehen gehört, sich über einen Chat mit den Einzelhändlern in der Stadt ausgetauscht und sich schließlich vor zwei Wochen entschieden, es mit der App zu probieren.

Ihr Fazit: „Es läuft gut, die Kunden sind neugierig.“ Es bräuchte nur noch die Anbindung zum Gesundheitsamt. „Die Zettel werden wir für älteren Kunden zwar beibehalten, die machen das lieber handschriftlich. Aber ich bin zuversichtlich, dass es mit der Zeit weniger werden. Und wir so auch weniger Arbeit haben.“
Denn: Melde sich das Gesundheitsamt nach einem Corona-Fall bei ihr, müsse sie die Daten aus der App nur noch freigeben. Mehr Arbeit habe sie damit nicht.
Damit die App wirklich effektiv ist, müssen sie viele nutzen
Im „Zappel-Philipp“ hängt der QR-Code auf der Plexiglasscheibe an der Kasse und steht, auf ein Schild gedruckt, noch einmal auf einem Tisch am Eingang. Er ist so gut sichtbar, dass Haike Keller von draußen neugierig in den Laden späht. Während ihr Mann misstrauisch mit den Augen rollt – und nuschelt: „an die moderne Technik muss man sich wohl gewöhnen“ – sagt die Passantin: „Die App ist viel sicherer als das mit den Zetteln.“
Ihr sei immer unwohl gewesen, ihre persönlichen Daten in Restaurants und Geschäften zu lassen. Könnte ja jemand lesen und sich denken, „ich wollte schon immer wissen, wo die Keller wohnt.“ Nur eines gibt die Passantin zu bedenken: Damit die App etwas bringe, müssten sie viele nutzen. „Sonst kann man sich auf sie nicht verlassen.“