Deutlich entspannt hat sich zum Jahreswechsel die Lage in der Corona-Abteilung des Schwarzwald-Baar-Klinikums, die im Krankenhaus Donaueschingen eingerichtet wurde. Doch was bringt Omikron mit sich?
Für das Personal, das aufgrund der hohen Infektionszahlen in der Region so stark wie in kaum einer anderen Klinik in Baden-Württemberg gefordert war, bedeutet dies eine gewisse Verschnaufpause um den Jahreswechsel. Doch das Klinikum rechnet, so ergab eine Anfrage des SÜDKURIER, bereits Ende Januar wieder mit zunehmenden Arbeitsdruck durch die sich ausbreitende Omikron-Welle.
Die Lage habe sich über die Feiertage erst einmal entspannt, sodass beispielsweise auch Überstunden abgebaut werden konnten. „Das hat auch eine emotionale Komponente – nicht nur durchatmen, sondern auch mal wieder andere Patienten versorgen dürfen, nicht nur welche mit Covid-19“, berichtet Sandra Adams, die Pressesprecherin des Klinikums.
Ausbreitung der Virus-Variante Omikron bereitet Sorgen
Die unterstützenden Mitarbeiter aus anderen Abteilungen konnten inzwischen wieder in ihr eigentliches Team zurückkehren, ergänzt sie. Allerdings rechnen die Verantwortlichen damit, dass der Stress bald wieder zurückkommen könnte. Sie blicken mit Sorge auf die Ausbreitung der Virus-Variante Omikron.
„Wir rechnen mit einem zunehmenden Druck auf die Krankenhäuser etwa ab Ende Januar 2022.“Hinrich Bremer
Der Leitende Arzt der Pneumologie und Verantwortliche für die Corona-Abteilung in Donaueschingen, Dr. Hinrich Bremer, stellt dazu fest: „Die inzwischen wieder steigende Anzahl von Infektionen im Kreis führen wir auf die Omikron-Variante zurück. Die Omikron-Variante ist leider hochansteckend, sodass es eine Masse an Infizierten geben wird. Wir rechnen mit einem zunehmenden Druck auf die Krankenhäuser etwa ab Ende Januar 2022.“
Zwar sei bei Omikron im Vergleich zu Delta mit milderen Verläufen zu rechnen, so Bremer. Das Virus befalle eher die oberen Atemwege, die Virenlast in der Lunge werde geringer sein. „Trotzdem wird es auch schwere Verläufe geben“, ist er sich sicher. „Dagegen sollte man sich mithilfe der Impfungen schützen, denn Ungeimpfte haben ein deutlich höheres Risiko, schwer zu erkranken.“
Leitender Arzt empfiehlt Impfungen
Klar sei, so Bremer, dass Impfungen nicht unbedingt vor einer Infektion schützen. „Und wir rechnen auch mit mehr Impfdurchbrüchen. Aber geimpfte und vor allem dreifach geimpfte, also geboosterte Menschen haben einen deutlich besseren Schutz vor einem schweren Verlauf.“
Leider sei im Schwarzwald-Baar Kreis die Impfquote bislang relativ niedrig, bedauert er. Laut Sozialministerium Baden-Württemberg liegt die Quote bei der Zweitimpfung bei 67,1 Prozent und 36,6 Prozent haben ihren Booster erhalte (Stand 9. Januar 2022). „Wir empfehlen deshalb, auf jeden Fall die Impfangebote zu nutzen! Mit dem Impfstoff von Novavax kommt ein zusätzlicher Impfstoff auf den Markt, der eventuell auch bisher Unentschlossene überzeugen könnte.“
„Man sieht sich kurz davorstehen und weiß, da kommt etwas – aber was genau kommt, das ist noch unklar.“Arne Holthuis
Zur Personallage im Schwarzwald-Baar-Klinik erklärte der Leitende Pflegedirektor Arne Holthuis: „Zwar haben wir gerade eine kurze Verschnaufpause. Allerdings gibt es auch eine gewisse Anspannung unter den Mitarbeitenden hinsichtlich der fünften Welle mit Omikron: Man sieht sich kurz davorstehen und weiß, da kommt etwas – aber was genau kommt, das ist noch unklar.“
Kein Personal in der Pandemie verloren
In vielen Kliniken, so war in den vergangenen Monaten zu hören und zu lesen, ist unter dem Druck der Pandemie vor allem Pflegepersonal aus dem Beruf ausgestiegen oder hat Stunden reduziert, sodass nach knapp zwei Jahren vielerorts weniger Personal zur Verfügung steht als zu Beginn der Pandemie. Dies trifft offenbar nicht auf das Schwarzwald-Baar-Klinikum zu.

Durch die Corona-Pandemie hat das Klinikum nach Feststellung von Holthuis bislang kein Personal verloren, die Personalentwicklung bewege sich im Rahmen der natürlichen Fluktuation. „Unter dem Strich ist die Beschäftigtenzahl grundsätzlich gleich geblieben im Vergleich zu vor der Pandemie. Darüber sind wir sehr froh. Bislang haben wir die Pandemie aus eigener Kraft gemeistert.“
Pflegedirektor lobt den guten Zusammenhalt
Sein Lob und Dank geht an die Beschäftigten: „Ich bin sehr stolz auf unsere Pflegekräfte, die mit viel Flexibilität und unheimlich viel Engagement gemeinsam – bildlich gesprochen – das Pandemieschiff durch schwere See fahren. Das funktioniert nur dank des guten Zusammenhalts in den Teams.“
Er sieht verschiedene kurzfristige Lösungen, um mit hohem Arbeitsaufkommen, wie es nun wieder durch die Verbreitung der Omikron-Variante droht, fertig zu werden. Dazu zählt beispielsweise eine mit den Beschäftigten vereinbarte, befristete Vertragserhöhung, sodass ein Beschäftigter vorübergehend mehr Stunden arbeitet.
Den Beschäftigten attraktive Angebote machen
Doch wie will das Klinikum verhindern, dass auch ihr nicht die Leistungsträger unter dem Dauerdruck abspringen? Pflegedirektor Arne Holthuis sagt dazu: „Natürlich lassen sich mit kurzfristigen Lösungen Engpässe ausgleichen. Letztlich geht es aber darum, den Beschäftigten langfristig attraktive Angebote zu machen.“
Davon gebe es im Klinikum viele: Neben sehr guten Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten biete das Klinikum beispielsweise sehr individuelle Arbeitszeitmodelle und teilweise sehr familienfreundliche Dienstzeiten an. „Darüber hinaus bilden wir unseren Nachwuchs selbst gut aus, unsere Azubis und Nachwuchskräfte können im Klinikum viel sehen und lernen. Das alles macht das Klinikum als Arbeitgeber durchaus interessant.“