Schwarzwald-Baar Mit lautem Knattern rollte Martin Fetscher, Leiter des Abfallwirtschaftsamtes, die Aufsehen erregende neue Biotonne in den Saal, Mehr Bioabfall in die dafür vorgesehene Tonne statt in den Restmüll. Das ist das Ziel des Abfallwirtschaftsamtes. Aber eine politisch gewollte Gebührensenkung, die zu Beginn des Jahres in Kraft trat, hat die Lust der Bürger auf die Biotonne nicht erhöht. Es wurden nicht mehr dieser Gefäße bestellt als im Vorjahr.
Der Anschlussgrad liegt, so erklärte Martin Fetscher, der der Leiter des Abfallwirtschaftsamtes jetzt im Ausschuss für Umwelt und Technik, aktuell bei 70,2 Prozent. Das ist eigentlich nicht schlecht im Hochschwarzwald. Aber überregional, so erklärte Fetscher, sei der Anschlussgrad eher als niedrig zu bewerten, obwohl es wenig repräsentative Daten gebe.
Zwingen will niemand die Benutzer von Komposthaufen im Kreis, zusätzlich oder statt dessen eine Biotonne zu bestellen. Der Befreiungsgrad liege aktuell bei 29,8 Prozent. Mit einem Filterdeckel, gefüllt mit einer Masse, die nach Kaffeesatz aussieht und nach Kokos riecht, denkt die Kreisverwaltung an eine innovative Verbesserung der Umstände – weniger Fäulnisgestank in der Tonne – und an Einsparmöglichkeiten, sowohl bei der Müllabfuhr als auch beim Treibhausgas Kohlendioxid.
Doch das Echo bei den Kreisräten auf die Ideen von Fetscher war gemischt. So dass es am Ende gar keinen Beschluss gab. Denn nur zehn Räte waren für eine flächendeckende Einführung des Filterdeckels, verbunden mit Verzicht auf den saisonalen Wechsel zwischen einem ein- und zweiwöchentlichen Rythmus. 75 Tonnen CO2 und 150.000 Euro pro Jahr könnten so gespart waren, hatte Fetscher zuvor erklärt.
Tonne in der Garage
Der komplette Austausch der Tonnen würde, so der Leiter des Abfallwirtschaftsamtes, 1,7 Millionen Euro kosten, während die Nachrüstung mit Deckeln 1,3 Millionen Euro kosten würde. Die Einführung neuer Filterdeckel-Tonnen könne kompensiert werden durch Einsparungen bei der Abfuhr – die Behälter müssten seltener geleert werden. „Dann können Sie die Tonne in die Garage stellen, ohne Filter wäre das nicht möglich“, so der Amtsleiter.
Nach den Vorstellungen der Verwaltung sollten die neuen Behälter, deren Einführung einen Fortschritt bei der Digitalisierung darstellten, in den Haushaltsplan 2026 eingestellt werden und dann im Sommer 2027 zum Einsatz kommen. Aber die CDU war mehrheitlich dagegen. „Wir vertreten die Auffassung, dass wir bei der derzeitigen Winter-Sommer-Abfuhr bleiben sollten und werden dem Beschluss nicht folgen“, erklärte Villingen-Schwenningens OB Roth. Und weiter: „Wir glauben, dass eine ganzheitliche Umstellung noch nicht notwendig ist.“ Dieser Ansicht schlossen sich die AfD-Kreisräte an.
Anderer Meinung waren die Freien Wähler: „Wir sehen das differenzierter als die CDU und können uns vorstellen, dem Beschlussvorschlag zu folgen“, sagte Severin Graf, Bürgermeister von Donaueschingen.
Von einem komplexen Thema sprach die Landtagsabgeordnete Martina Braun (Grüne), die die möglichen Einsparungen lobte. Allerdings solle es dem Nutzer überlassen werden, ob er den Filter wolle. Wie die Grünen sprach sich auch Anton Knapp (SPD) für einen flächendeckenden Austausch der Behälter aus.
Zuerst wurde über den Antrag von VS-Oberbürgermeister Jürgen Roth abgestimmt, es bei der bisherigen Abfuhr zu belassen und die Entscheidung zum Filterdeckel dem Bürger zu geben, der diesen auch selbst anbringen und 15 Euro dafür bezahlen sollte. Doch dieser Antrag wurde ebenfalls mit zehn Stimmen bei einer Enthaltung abgelehnt. „Kein Beschluss, dann entscheiden wir selber“, sagte Landrat Sven Hinterseh, der allerdings noch der Möglichkeit Raum gab, dass der Kreistag das entscheiden könne.
Appell des Abfallwirtschaftsamtes
Das sollte nicht im Grüngut landen
- Strikte Trennung: Das Amt für Abfallwirtschaft appelliert an alle Bürger, keine Störstoffe im Grüngut oder über die Biotonne zu entsorgen. Erst kürzlich wurden auf dem Recyclingzentrum in St. Georgen Kabelisolierungen und Ummantelungen von Elektrokabeln im Grüngut gefunden. Diese stammen vermutlich von Elektroarbeiten an Gebäuden. Solche Materialien haben im Grüngut nichts zu suchen und können erheblichen Schaden anrichten. „PVC-haltige Kunststoffe sind umweltschädlich und gelangen durch solche Fehlwürfe als Mikroplastik in unsere Kompostprodukte. Plastik im Garten – das möchte niemand“, erklärt Martin Fetscher, Leiter des Amtes für Abfallwirtschaft.
- Wiederverwertung: Aus dem im Landkreis gesammelten Grüngut werden hochwertige Produkte erzeugt, welche wiederum in Gärten, Beeten und auf freien Flächen Einsatz finden und wieder zu Grüngut werden. Dies bildet einen geschlossenen Kreislauf. Störstoffe wie Plastik, Folien oder Gummi müssen aufwändig durch mehrstufige Siebungen oder per Hand aussortiert werden. Dies alles führe zu höheren Kosten, die an den Abfallgebührenzahler weitergereicht werden. Je sortenreiner das Grüngut ist, desto reiner ist der erzeugte Kompost. Darüber hinaus bestehen gesetzliche Regelungen zur sortenreinen Abfalltrennung und Fehlwürfe wie Schadstoffe im Grüngut oder in der Biotonne können Bußgelder zur Folge haben.