Wo früher Angehörige ihre Verstorbenen betrauerten, können heute Menschen Kunstwerke bestaunen. Der ehemalige Friedhof in der Stadtmitte von St. Georgen wandelt sich nach und nach zur Kunstausstellung. Mehrere großvolumige Freiluftinstallationen sind dort zu sehen.
Hinter den Installationen steht die Kunstsammlung Grässlin. Sie präsentiert auf der parkähnlichen Anlage Kunst im öffentlichen Raum. Jüngste Zuwächse sind eine Säulenwand aus Edelstahl und eine Raumsäule, ebenfalls aus Edelstahl, die früher vor der Firma Grässlin an der Bundesstraße und zuletzt 12 Jahre in einem Gewerbegebiet von Villingen-Schwenningen stand. Beides sind Werke des Rottweiler Künstlers Erich Hauser.
Bislang unzugängliche Exponate
Wie Ellen Martin, Leiterin der Sammlung Grässlin, sagt, stand die 1969 von Erich Hauser erschaffene Säulenwand aus Edelstahl bislang im Garten des Anwesens von Anna Grässlin. Jetzt, vier Jahre nach dem Tod der Unternehmergattin, die gemeinsam mit ihrem Mann Dieter Grässlin eine bedeutende Kunstsammlung aufgebaut und die Sammelleidenschaft an ihre vier Kinder weitervererbt hat, wurde die sieben Meter breite und über drei Meter hohe Säulenwand der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Werke mit lokaler Bedeutung
Das zweite, ebenfalls von Erich Hauser 1971 geschaffene Kunstwerk, ist mit St. Georgen untrennbar verbunden. Früher stand die aus zwei ineinander verschlungenen Edelstahlsäulen bestehende Skulptur am Eingang zur Firma Grässlin an der Bundesstraße. Später wurde sie in das Gewerbegebiet auf Herdenen in Villingen-Schwenningen versetzt. „Jetzt hat sie den Weg wieder zurück nach St. Georgen gefunden“, freut sich Ellen Martin.

Auf dem alten Friedhof sind die beiden Kunstwerke in bester Gesellschaft mit Meusers Plastiken „Spuckschutz“ und „Gorilla“ und Asta Grötings Groß-Installation „Potemkinsche Dörfer II“ aus Holz und Metall. Daneben erinnern nur noch vereinzelte, erhaltenswerte Grabstellen von bedeutenden St. Georgener Unternehmerfamilien daran, dass die Stätte einst ein Friedhof war.
Da die Ruhezeit der Gräber schon seit Jahrzehnten abgelaufen ist, stelle die Umnutzung des Areals zum Park auch aus Sicht der Verwaltung keinen Eingriff in die Totenruhe dar.

Mit den jüngsten Werken sind die Freiluftinstallationen aus der Sammlung Grässlin jetzt abgeschlossen. Derweil steht seit mehr als fünf Jahrzehnten die Frage nach der weiteren Nutzung des ehemaligen Friedhofs im Raum. Dass der Friedhof zu einer Parkanlage umgewandelt werden soll, ist bereits seit 43 Jahren beschlossene Sache.
Auch im 2017 aufgelegten Stadtentwicklungskonzept ist die Aufwertung des Alten Friedhofs als ein Baustein bereits festgelegt. „Die weitere Entwicklung des Areals kann jedoch erst nach Abschluss der Innenstadtsanierung und der anstehenden Schulsanierung weiterverfolgt werden“, teilt Anna Benner, Leiterin des Amtes für Ordnung, Bildung und Soziales, mit.