Wenn der selbsterklärte „Antinarr“ und Fürstenberg-Brauereichef Georg Schwende höchstpersönlich zum Fasnetsauftakt in den Schalander einlädt, ist närrische Stimmung garantiert. Rund 250 Gäste von 90 Zünften aus nah und fern folgten der Einladung am Montag, 13. Januar und bringen die Brauerei zum Beben.

Durchwachsenes Jahr

Schwende zieht bei seiner Büttenrede alle poetischen Register und stellt seine Dichtkunst unter Beweis. Er wagt sich an die großen Themen der Zeit und wirft einen Blick über den großen Teich und auf die Allmachtsfantasien eines künftigen Präsidenten, der Kanada und Grönland erobern will: „Donald Trump wirkt ziemlich wirr und irgendwie krank – er hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Er ist, und da bin ich nun ganz ehrlich – für die Welt ganz brandgefährlich.“

Doch auch die hiesige, politische Lage wird von Schwende redegewandt eingeordnet. „Und so schau‘ ich auf Deutschland in der Nacht, bin dabei schnell um den Schlaf gebracht.“ Früher hatte man Spitzenpolitiker, wie Adenauer, Kohl, Brandt und Helmut Schmidt – „da kommen die Politik-Lehrlinge heute einfach nicht mit.“

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Durchwachsenes und verregnetes Geschäftsjahr

Aber der Blick in die eigenen Geschäftsbücher scheint Schwende Sorge zu bereiten: „Wie war denn unser Geschäftsverlauf? Übertriebene Freude kommt bei mir nicht auf“, so seine närrische Jahresbilanz. Was wohl der Grund dafür sein könnte?

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„In die Biergärten ist im Sommer das Wasser gelaufen – wir waren hier alle fast am Ersaufen. Die Gastronomie ist unser Sorgenkind, weil immer mehr Gasthäuser geschlossen sind.“ Woran das liegt, das sei ganz klar: „Die Gastro findet kaum noch Personal“, bringt er die Situation auf den Punkt.

Rund 250 Gäste waren beim Fasnetsauftakt in der Fürstenberg-Brauerei dabei.
Rund 250 Gäste waren beim Fasnetsauftakt in der Fürstenberg-Brauerei dabei. | Bild: Roger Mueller

Kein Joint, dafür Freibier

Zum Schluss entschuldigt sich der „Antinarr“ beim Publikum: „Das Freibier heut Abend, das macht Sinn, doch ein Joint für jeden war finanziell nicht drin“. Das Publikum lacht und johlt und applaudiert.

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Doch woher nimmt sich Schwende die Inspiration? Er verrät dem SÜDKURIER, dass die Büttenrede eine lange Entstehungsgeschichte hat und viel Gehirnschmalz erfordert. „Ich mache mir das ganze Jahr über Notizen, was ich thematisieren könnte. Und nach den Weihnachtstagen mache ich mich dann ans Werk, das ist dann die heiße Phase“, plaudert der Hobby-Dichter aus dem Nähkästchen.

Neues Design und neue Zünfte auf dem Etikett

Aufmerksamen Narren ist vielleicht ein Detail aufgefallen: Seit einer Woche erscheint die Marke Fürstenberg im neuen Design: Die Optik ist moderner, die Etiketten sind nun aus 100-prozentigem Recyclingpapier hergestellt.

Doch worauf sich die Narren wohl am meisten freuen: Die Vorstellung der Zünfte, die in diesem Jahr das Flaschenetikett der „Fastnachtsedition 2025“ zieren.

Zum einen sind das die Salzhansel aus Bad Dürrheim. Zunftmeister Volker Martin erklärt das aufwendige Häs: Die Kleider bestehen aus 800 bis 1000 aufgenähten Salzsäckchen und Glöckchen. Die zweite Zunft ist Johlia vom Vögelestei aus Gutach im Breisgau, die vor genau hundert Jahren gegründet wurde, wie Oberzunftmeister Jochen Bockstahler dem Publikum erläutert.

Die ausgewählten Narrenzünft aus Bad Dürrheim und Gutach im Breisgau mit Georg Schwende in der Mitte.
Die ausgewählten Narrenzünft aus Bad Dürrheim und Gutach im Breisgau mit Georg Schwende in der Mitte. | Bild: Roger Mueller

Viel Lokalkolorit

Nicht fehlen durfte natürlich das Duo „Ignaz und Severin“, das die Lachmuskeln der Narren mit pointierten Gags strapaziert. Vor 67 Jahren standen die beiden Kunstfiguren erstmals auf der Bühne des Frohsinn-Zunftballs und sind nicht mehr aus der Donaueschinger Fasnet wegzudenken. Heute haben Markus Kuttruff und Thomas Höfler dieses Amt inne und amüsieren mit lokalpolitschem Humor.

Ignaz und Severin: Das Fasnets-Duo und Urgestein in Aktion.
Ignaz und Severin: Das Fasnets-Duo und Urgestein in Aktion. | Bild: Roger Mueller

Auch der Gastauftritt von Komiker und Trompeter Helmut Dold, bekannt als „De Hämme“ stößt auf Anklang. Und zu guter Letzt müssen auch „Die Zitros“ um Christoph Hofmaier und die Brauerei-Kapelle erwähnt werden, die den Abend musikalisch gestalten.

„De Hämme“ kann nicht nur Witze erzählen – er spielt auch Trompete.
„De Hämme“ kann nicht nur Witze erzählen – er spielt auch Trompete. | Bild: Roger Mueller

Als die Musiker das „Badische Lied“ anstimmen, lässt sich das Publikum nicht zweimal bitten: Alle erheben sich von den Plätzen und singen mit voller Inbrunst mit.