Auf den Tag genau vor 30 Jahren, am 6. August 1995, wurden im St. Georgener Ortsteil Stockburg zwei Bauernhöfe zur selben Zeit durch Brände zerstört. Ursache waren in beiden Fällen Blitzeinschläge. Einer der Landwirte erinnert sich.
Gerhard Klausmann ist heute der Bauer auf dem Unteren Haasenhof in Stockburg. Als der Hof 1995 abbrannte, war er grade mal vier Jahre alt. Dennoch kann er sich, auch aus Erzählungen seines Vaters, noch gut daran erinnern, was an jenem schicksalhaften Tag passiert ist.

„Es war ein bis dato entspannter Sonntagnachmittag, die ganze Familie saß in der Stube zusammen, um den 14. Geburtstag meiner Schwester Anita zu feiern“, erzählt Gerhard Klausmann.
„Furchtbar lauter Knall“
Dass sich über Stockburg ein Unwetter zusammenbraute, hat die Familie dabei nicht mitbekommen. Bis die Familienidylle von einer Sekunde auf die andere jäh unterbrochen wurde.
„Auf einmal tat es einen furchtbar lauten Knall“, erinnert sich Gerhard Klausmann. Sein Vater Fridolin sei nach draußen gegangen, um nachzusehen. „Er hat gesehen, dass es im Heustock zunächst gequalmt hat. Kurz darauf schlugen bereits die Flammen aus dem Dach des Gebäudes“, erinnert sich Gerhard Klausmann.
Damals war der Untere Haasenbauernhof ein so genannter Eindachhof, bei dem Wirtschafts- und Wohnteil unter einem Dach angesiedelt waren.
Die Familie brachte sich nach draußen in Sicherheit. Und musste von da an fassungslos mit ansehen, wie ihr gesamtes Hab und Gut ein Raub der Flammen wurde.
Binnen Minuten schlug der Blitz im zweiten Hof ein
Das war nicht der einzige Schock. Noch während die inzwischen alarmierte Feuerwehr auf der Anfahrt von St. Georgen war, schlug der Blitz ein zweites Mal ein und traf den benachbarten, in nur 150 Metern Entfernung stehenden Pfaffenbauernhof der Familie Rapp.
Die Betreiber der beiden Höfe konnten zwar noch nahezu den gesamten Viehbestand aus den Stallungen retten und ins Freie bringen. Von den beiden Höfen blieb am Ende allerdings nichts mehr übrig. Sie brannten innerhalb kurzer Zeit komplett ab. Und mit den Gebäuden auch das gesamte Hab und Gut.

Werner Fuchs, der 50 Jahre lang aktiver Feuerwehrmann und davon bis 2014 auch 24 Jahre Kommandant der Feuerwehr St. Georgen war, erinnerte sich in einem Interview an den Einsatz, der ihm in seiner langen Zeit als Kommandant als einer der spektakulärsten im Gedächtnis blieb.
„Als wir in das Groppertal fuhren, waren die Flammen mal oben und mal unten zu sehen.“ Denn bis zu diesem Zeitpunkt wusste die Feuerwehr noch nichts davon, dass mittlerweile zwei Höfe in Flammen standen.

In den Tagen und Wochen nach den verheerenden Bränden erlebten die beiden Landwirtsfamilien eine ungeheure Solidarität aus der St. Georgener Bevölkerung. Die obdachlos gewordenen Familien kamen zunächst bei Nachbarn und Verwandten unter.
Es wurde ein Spendenkonto eingerichtet und viele Menschen spendeten Kleidung und Schuhe. „Wir hatten ja wirklich gar nichts mehr. Nur das, was wir anhatten“, erinnert sich Gerhard Klausmann.

Beide Höfe wurden nach dem Brand wieder aufgebaut. Im Fall des Unteren Haasenhofes wurden aber der Wirtschafts- und der Wohnteil voneinander getrennt neu errichtet. An der Stelle des alten Hofes ist das Stallgebäude, das Wohnhaus steht in einigen Metern Entfernung.
Heute hat die Familie Klausmann die Geschehnisse vom 6. August 1995 verarbeitet. Aber das dauerte seine Zeit. „In der ersten Zeit sind wir bei jedem Gewitter nachts aufgestanden und haben alle Stecker vom Stromnetz rausgezogen“, beschreibt Gerhard Klausmann unter anderem.