Markus Vett, vom Taxiunternehmen Taxi Pit, wirkt nicht wie jemand, der schnell aus der Ruhe zu bringen ist. Kräftige Statur, sicheres Auftreten, klare Ansprache.

Wenn er derzeit auf den Straßen von Villingen-Schwenningen unterwegs ist, hat er aber immer öfter Grund, sich zu ärgern. Denn ein, wie er sagt, „falscher Taxifahrer“, fahre seit geraumer Zeit durch die Straßen der Doppelstadt und greife ihre Kunden ab. Ohne Taxischein und Taxameter. Dafür, so Vett, mit Preisen weit unter dem normalen Tarif.

„Seit fünf Jahren geht das jetzt schon so“, sagt er. „Wir wissen nicht mehr, was wir machen sollen.“

Das Paradoxe: Alle scheinen es zu wissen. Aber keiner kann etwas machen.

Für die Taxifahrer in der Doppelstadt wird das immer mehr zum Problem. „Er ruiniert die Preise“, sagt Martin Bösinger, Chef des gleichnamigen Taxiunternehmens. „Man merkt schon, dass Kundschaft, die mit uns gefahren ist bisher, jetzt nicht mehr mitfährt“, sagt Vett.

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55 Euro beispielsweise kostet eine Fahrt bei Vett nach Hardt. Der falsche Kollege verlange dafür wohl nur zwischen 15 und 20 Euro. Vett hat acht Autos und 28 Mitarbeiter. Er muss Sozialabgaben zahlen. Regelmäßig kontrolliert sie auch der Zoll. 500 bis 600 Euro pro Monat bezahlt er allein für die Versicherungen der Autos.

„Wenn wir einen Tag nach dem TÜV den Prüfbericht noch nicht ans Landratsamt geschickt haben, dann kommt am nächsten Tag ein Schreiben.“ Aber wenn einer ohne Erlaubnis Taxi fährt und ihnen das Geschäft vermiese – gerade abends – da mache keiner was. „Das ärgert uns“, sagt Vett.

Sie kennen alle den Namen des vermeintlichen Taxifahrers, sein Auto. Sie haben ihn alle schon angesprochen darauf. Es bringt nichts. Mehrmals waren er und auch andere Kollegen bereits beim Landratsamt. Bei der Polizei. Vett hat es sogar dem Zoll gemeldet. „Keiner reagiert.“ Sie bekommen immer dieselbe Antwort. Solange das „nur Freunde“ sind, die er transportiere, könne keine Behörde etwas machen.

„Es muss doch irgendjemand zuständig sein“, sagt er. Es klingt inzwischen hilflos.

Das sagen die Behörden

Die Polizei sieht sich in der Sache nicht zuständig. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz sagt auf Nachfrage, dass er die Zuständigkeit in diesem Fall beim Landratsamt sähe. „Selbst wenn es bei er Polizei angezeigt würde, würden wir es an das Landratsamt weitergeben.“

Im Landratsamt Schwarzwald-Baar ist der Fall bekannt. Und zwar nicht erst seit gestern. „Der Sachverhalt ist dem Landratsamt seit Mitte 2022 bekannt“, teilt die Pressestelle auf Nachfrage mit. Und tatsächlich ist die Behörde auch tätig geworden. „Nachdem dem Straßenverkehrsamt der Vorgang bekannt wurde, haben wir mit der betroffenen Person Kontakt aufgenommen. Allerdings hat die Person den Vorwürfen vehement widersprochen.

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Das Problem der Behörde bei dem Fall: die fehlenden Beweise. „Um die Vorwürfe belastbar hinsichtlich einer etwaigen Ordnungswidrigkeit oder gar Strafbarkeit verfolgen zu können, bräuchte es konkrete Informationen zu einem beförderten Fahrgast“. Weiter müsste nachweisbar sein, welcher Fahrpreis vereinbart wurde. „Ohne solche konkreten Angaben“, so die Pressestelle, „ist die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitenverfahrens nicht möglich“.

Grundsätzlich ist das Befördern von Personen mit Kraftfahrzeugen ohne die erforderliche Genehmigung eine Ordnungswidrigkeit. Diese kann mit einer Geldbuße von bis zu 20.000 Euro geahndet werden.

Um einen Antrag für eine Taxikonzession zu stellen, sind diverse Unterlagen dem Landratsamt vorzulegen. Die Liste ist lang und reicht von einer steuerlichen Unbedenklichkeitsbescheinigung, über ein Führungszeugnis und eine Eigenkapitalbescheinigung bis hin zu einer Unbedenklichkeitsbescheinigung des Sozialversicherungsträgers und der Berufsgenossenschaft.

Taxifahrer fühlen sich im Stich gelassen

Vor einiger Zeit, erzählt Markus Vett, sei er zufällig in seinem Privatauto hinter dem falschen Kollegen an der Ampel gestanden. Vett fährt ihm hinterher. Als er irgendwann anhält, steigt er aus und geht an sein Fenster. „Kamerad, so geht das nicht weiter“, habe er zu ihm gesagt. Da habe der andere nur mit den Schultern gezuckt und gesagt, dass alle, die mit ihm mitfahren, seine Freunde seien.

„Er muss sehr viele Freunde haben“, sagt Markus Vett. Er lächelt nicht.

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