Biber gestalten ihren Lebensraum nach ihren Ansprüchen. Sie nagen sich durch das Gehölz, bauen Dämme und stauen damit die Fließgewässer auf. An den entstandenen Seen ragen mächtige Biberburgen empor, in denen schon die nächste Generation der Nager heranwächst.

Doch ganz so idyllisch ist das entstandene Landschaftsbild nicht, zumindest nicht aus der Sichtweise von Landwirt Josef Hock vom Binsenhof in Pfaffenweiler. Mittlerweile steht durch die Biberaktivitäten ein Hektar seines Weidelandes unter Wasser und ist als solches nicht mehr zu nutzen.

Biber sind Gefahr für Traktoren

„Nicht einmal mähen kann man, weil die Wiesen schon derart unterhöhlt sind, dass Gefahr besteht, mit dem Traktor einzubrechen“, zeigt sich Hock besorgt.

Die dunkle Wiesenfläche beim Binsenhof in Pfaffenweiler ist derzeit als Weideland nicht mehr nutzbar. Das Anstauen des Fließgewässers ...
Die dunkle Wiesenfläche beim Binsenhof in Pfaffenweiler ist derzeit als Weideland nicht mehr nutzbar. Das Anstauen des Fließgewässers durch den Biber hat die Wiese auf einem Hektar Fläche völlig durchnässt. | Bild: Roland Dürrhammer

Alleingelassen mit dem Problem fühlte man sich auf dem Binsenhof lange. Dann erfolgte der Hilferuf seiner Schwester an Ortsvorsteher Martin Straßacker. „Dann haben auch die Stadt, das Landratsamt und das Regierungspräsidium schnell reagiert und sich unser Problem vor Ort angeschaut“, zeigt sich Hock froh, nicht mehr allein mit dem Biberproblem zu sein.

Was jetzt unternommen wird

Weil der Biber streng geschützt ist und in Baden-Württemberg nicht bejagt werden darf, ist eine so genannte Entnahme nur mittels Ausnahmegenehmigung möglich. Der Antrag dazu ist eine sehr teure und zeitaufwendige Angelegenheit, was auch schon die Gemeinde Rietheim bei ihrem Biberproblem feststellen musste.

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An zwei Stellen des Bachverlaufes wurden Dammdrainagen eingebaut. Jeweils zwei Rohre, mit Schlitzen perforiert, sorgen nun dafür, dass das angestaute Wasser abfließen kann. Die Einläufe sind verschlossen, damit der Biber die Rohre nicht verstopfen kann.

Die Rohre der Dammdrainagen beim Binsenhof in Pfaffenweiler sind mit Schlitzen perforiert und die Einläufe verschlossen. So kann das ...
Die Rohre der Dammdrainagen beim Binsenhof in Pfaffenweiler sind mit Schlitzen perforiert und die Einläufe verschlossen. So kann das Wasser kontinuierlich abfließen, und es ist für den Biber unmöglich, die Rohre zu verstopfen. | Bild: Roland Dürrhammer

Was die Maßnahmen bringen

Gelingt damit der Kompromiss zwischen den Ansprüchen des Bibers und denen des Landwirts? Die Wasserpegel sind seither gesunken und steigen momentan nicht mehr an. Hock beobachtet die Lage weiterhin ganz genau. Im Herbst werde überprüft, ob die Dammdrainagen nachjustiert werden müssen.

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Sorgen bereiten Hick noch die Drainagen, die unter dem Hof und den Wiesen verlaufen. „Wenn die Biber die dichtmachen, haben wir ein hier ein Feuchtbiotop und unsere Keller laufen voll“, befürchtet Hock. Auf dem Binsenhof ist man dankbar darüber, dass die ersten Maßnahmen, bei denen auch das Forstamt eingebunden war, jetzt umgesetzt wurden.

Landtagsabgeordneter besucht Binsenhof

Der FDP-Landtagsabgeordnete Frank Bonath hat sich ein Bild von der Situation gemacht. Seine Fraktion kämpft seit langem im Landtag dafür, dass die Biber ins Jagdrecht aufgenommen werden.

„Wenn die Dammdrainagen funktionieren, ist es eine gute Lösung, wie Biber und Menschen hier zusammenleben können“, sagt Bonath. Allerdings gäbe es auch Situationen im Land, bei denen Existenzen auf dem Spiel stünden und da müsse regulierend eingegriffen werden.

Landwirt Josef Hock (links) will genau beobachten, ob die Drainagen ihre Wirkung zeigen. Für den Landtagsabgeordneten Frank Bonath wäre ...
Landwirt Josef Hock (links) will genau beobachten, ob die Drainagen ihre Wirkung zeigen. Für den Landtagsabgeordneten Frank Bonath wäre es eine gute Lösung. | Bild: Roland Dürrhammer

„Man kann nicht sagen, der Biber steht über alles“, betont Bonath. Die Population sei mittlerweile so groß, dass man keine Angst haben müsse, dass die Biber ausgerottet würden. Gespannt ist Bonath auf die Kosten, die zum Schutz der Biber aufgewendet werden müssen. „Bis jetzt habe ich noch keine Antwort auf meine Anfrage bei der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen erhalten“, so der Landtagsabgeordnete.