Maskenpflicht die ersten beiden Wochen, Tests zwei Mal in der Woche – das ist bereits sicher. Das wird auf alle Schüler im Schwarzwald-Baar-Kreis nach den Sommerferien zukommen. Ansonsten gibt es aber noch viele offene Fragen. Wir haben uns umgehört bei Schulleitern im Kreis, was sie zum erneuten Schulstart unter Coronabedingungen umtreibt.

Dabei zeigt sich: Ein paar der angeschriebenen Rektoren haben sogar einen zu vollen Zeitplan, um zu erzählen, welchen Stress sie haben. Bernd Ellinger, Schulleiter am Schulverbund am Deutenberg in VS-Schwenningen, schreibt: „Es ist leider überhaupt keine Zeit, nicht einmal für ein kurzes Telefonat“. Eine kurzfristige Teilauslagerung und die fortdauernde Coronapandemie „lassen kaum Luft zum Atmen“.

Wer ein wenig Zeit zum Atmen gefunden hat, das lesen Sie hier:

  • Das Gymnasium am Romäusring in VS-Villingen und die Frage nach den Luftfiltern: Ein paar Tage vor dem Schulstart wartete Schulleiter Jochen von der Hardt noch auf sieben Luftfilter. Bestellt sind sie bei der Stadt, eine Info, wann sie kommen, hat er noch nicht. „Die brauchen wir für die Umkleidekabinen“, sagt der Schulleiter des Gymnasiums am Romäusring in Villingen. In den Klassenzimmern können sie ausreichend lüften. „Vor einem Jahr haben wir die Fenster so gemacht, dass man mehrere in jedem Klassenzimmer öffnen kann.“ Auf dem Flur können die Fenster gekippt werden. Für Durchzug ist also gesorgt. Alle 20 Minuten gibt es einen Sondergong, dass auch keiner das Lüften vergisst.
„Das Einzige, was mich jetzt stört, wenn man jetzt sagt: Es wird es nicht mehr geben.“
Jochen von der Hardt, Schulleiter

776 Schüler besuchen im neuen Schuljahr das Romäusgymnasium. Alle wieder im Präsenzunterricht. Zwei Mal die Woche müssen sich die Schüler testen. Entweder vor Ort oder an einer offiziellen Teststelle. „Wir wissen ziemlich genau, was wir zu tun haben“, sagt von der Hardt. Sie sind gut vorbereitet. Freudig gespannt sei er auf das kommende Schuljahr. „Ich habe die Hoffnung, dass wir endlich mal wieder richtig Schule machen können.“

Ob es nochmal einen Lockdown geben wird? Wer weiß das schon. Von der Hardt nicht. „Das Einzige, was mich jetzt stört, wenn man jetzt sagt: Es wird es nicht mehr geben.“ Ob es nochmal einen Lockdown und Schulschließungen gibt, das entscheiden nicht wir, sondern die Pandemie, so sieht er es. „Es ist naiv zu glauben, dass es jetzt komplett vorbei wäre.“ Am Gymnasium am Romäusring sind sie jedenfalls vorbereitet. „Wenn es sein muss, können wir von einem Tag auf den anderen umstellen auf Homeschooling.“ Wenn sie eines im vergangenen Jahr gelernt haben, dann das.

  • Die Stadt Villingen-Schwenningen und die Probleme bei der Beschaffung von Luftreinigern: Oxana Brunner, Sprecherin der Stadt, hat für Jochen von der Hardt, sowie alle anderen Schulleiter in Villingen-Schwenningen, die eventuell noch auf Luftfilter warten, am Mittwochvormittag eine schlechte Nachricht: „Wir sind aktuell noch in der Auswertung der Angebote. Die Geräte können zeitnah da sein, aber einen genauen Termin gibt es noch nicht.“
„Als Kommune können Sie das nicht einfach so kaufen.“
Oxana Brunner, Sprecherin der Stadt

Klar ist nur: Am Montag wird es ohne Luftfilter losgehen. Insgesamt 21 Geräte wurden inzwischen bestellt. Darunter auch Geräte für Kindertagesstätten. Ende Juli hatte der Gemeinderat die Anschaffung der Geräte beschlossen. Dann habe auch die Verwaltung gehandelt, sagt Brunner. „Als Kommune können Sie das nicht einfach so kaufen.“ Sie müssen Vergleichsangebote einholen und diese auswerten.

Allein das Einholen der Angebote habe aufgrund der bestehenden Regelungen fünf Wochen gedauert, sagt Brunner. Aktuell haben sie auch noch keine Zusage vom Land über einen Zuschuss für die Geräte. „Wir haben die Anträge gestellt, und eine Reservierungsbestätigung erhalten, aber noch keine Zusage über die Mittel.“

  • Das Fürstenberg-Gymnasium in Donaueschingen und das Test-Prozedere: Mario Mosbacher, Schulleiter des Fürstenberg-Gymnasiums in Donaueschingen, ist zufrieden. Bereits seit Januar dieses Jahres haben sie in jedem Raum des Schulhauses fest installierte CO2-Sensoren zur Unterstützung bei der Bestimmung der Lüftungsintervalle. Seit März gibt es in den großen Aufenthaltsräumen und im Lehrerzimmer mobile Raumluftfilter.
Die großen Aufenthaltsräume im Fürstenberg-Gymnasium sind mit sogenannten mobilen Luftreinigungsgeräten ausgestattet.
Die großen Aufenthaltsräume im Fürstenberg-Gymnasium sind mit sogenannten mobilen Luftreinigungsgeräten ausgestattet. | Bild: Fürstenberg Gymnasium

„Zum Schulstart wird die Anzahl dieser Geräte nochmals erhöht, sodass wir auch die Mensa und unsere Bibliothek ausstatten können. Unsere Unterrichtsräume sind alle ausreichend durch Fenster belüftbar“, so Mosbacher.

„Für die Testungen haben wir bereits im vergangenen Schuljahr ein Prozedere entwickelt, das sich mittlerweile bewährt hat.“
Mario Mosbacher, Schulleiter

Sowohl bei den Luftfiltern als auch bei den Sensoren habe die Zusammenarbeit mit der Stadt reibungslos funktioniert. „Daher waren wir zur Schulöffnung im Februar eine der wenigen Schulen, die bereits über diese Ausstattung verfügten.“ Auch für die Tests ist bereits alles vorbereitet. Zweimal wöchentlich. Rund 1600 Tests (Lehrkräfte und Schüler zusammen) werden sie so pro Woche haben.

Tests im festen Takt

„Für die Testungen haben wir bereits im vergangenen Schuljahr ein Prozedere entwickelt, das sich mittlerweile bewährt hat“, sagt Mosbacher. „Sie erfolgen im Rahmen des Unterrichts.“ Wie das kommende Schuljahr verlaufen wird, das weiß auch Mosbacher nicht. Er weiß nur: „Wir als Fürstenberg-Gymnasium haben alle derzeit möglichen organisatorischen und technischen Vorbereitungen getroffen und sind auf die verschiedenen Szenarien vorbereitet.“

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  • Der Vorsitzende des Elternbeirats und die Probleme beim Lüften im Winter: Tino Berthold ist Vorsitzender des Gesamtelternbeirates (GEB) in Villingen-Schwenningen und bringt das Problem ein paar Tage vor dem Schulstart auf den Punkt: „Luftfilter gibt es noch gar nicht.“ Und selbst wenn sie dann kommen, gibt es nicht für jeden Raum einen. Der Gemeinderat Villingen-Schwenningen hat sich für die Beschaffung von Lüftern für schwer belüftbare Räume entschieden. Es heißt also in den meisten Räumen ohnehin wieder: lüften, lüften, lüften. Und das bei einem nahenden Winter. „Bei unseren Schulen mit zum Teil maroden Heizungsanlangen wird mir schon ganz anders bei dem Gedanken“, sagt Berthold.
Tino Berthold, Vorsitzender des Gesamtelternbeirats in Villingen-Schwenningen.
Tino Berthold, Vorsitzender des Gesamtelternbeirats in Villingen-Schwenningen. | Bild: Archiv/Rodgers, Kevin

Protest bei Eltern denkbar

Eine weitere Sorge bereitet Berthold die Ankündigung, dass mit dem neuen Schuljahr auch die vorübergehend außer Kraft gesetzte Präsenzpflicht an den Schulen wieder eingeführt wird und dieser nur mit einem ärztlichen Attest widersprochen werden kann. „Auch wenn der GEB die Präsenzpflicht als wichtig und zielorientiert ansieht, kann dies bei einer Minderheit der Eltern zu Problemen führen“, sagt Berthold. „Kinder werden mit der Präsenzpflicht gezwungen, sich zweimal wöchentlich einem Test zu unterziehen und die ersten Wochen eine Maske zu tragen. Dies kann bei einigen Eltern zu Protesten führen.“

„Die Schulen sind gut vorbereitet. Die Rektoren und Lehrer haben immer das beste daraus gemacht und werden auch einen guten Schulstart ermöglich.“
Tino Berthold, Elternbeirat

Und Berthold sieht noch ein weiteres Problem: Wer einen Schülerausweis besitzt, gilt nach der neuen Regel als getestet. Also auch diejenigen, die wegen eines ärztlichen Attests zu Hause bleiben und einen Schülerausweis haben. „Man sollte die Regel so ändern, dass nur Schulleiter den Schülern eine Schulbesuchsbescheinigung und damit einen Testnachweis ausstellen“, sagt Berthold.

Allen möglichen Problemen zum Trotz kann Berthold aber auch mit einem guten Gefühl ins neue Schuljahr schauen: „Auf Grund der diesmal recht zeitig veröffentlichen Corona Verordnung für die Schulen sehe ich momentan unsere Schule gut vorbereitet.“

  • Die Kaufmännischen Schulen 1 und die Frage, wie lange die Maskenpflicht wirklich dauern wird: Rainer Wittmann, Schulleiter der Kaufmännischen Schulen 1 in VS-Villingen, ist in der glücklichen Lage, bereits ein paar mobile Luftreinigungsgeräte zu besitzen.
Rainer Wittmann, Schulleiter der Kaufmännischen Schulen 1, glaubt noch nicht daran, dass die Maskenpflicht in den Schulen nur zwei ...
Rainer Wittmann, Schulleiter der Kaufmännischen Schulen 1, glaubt noch nicht daran, dass die Maskenpflicht in den Schulen nur zwei Wochen dauern wird. | Bild: Archiv/Trippl, Norbert

Fünf an der Zahl. „Wie alle anderen Kreisschulen haben wir eine gewisse Anzahl an Geräten“, sagt er. Es reicht für alle großen Räume. Ansonsten wird eben gelüftet werden. „Wir haben eine CO2-Ampel in jedem Raum, die gibt den Zeitpunkt des Lüftens vor.“

„Wir starten in das neue Schuljahr mit leicht verbesserter Grundausstattung.“
Rainer Wittmann, Schulleiter

Das Lüften ist aber nicht das Thema, das Wittmann zum Schulstart wirklich umtreibt. Das gehöre inzwischen eben zum Schulalltag dazu. Das wirkliche Problem ist für Wittmann die Maskenpflicht. Die ersten zwei Wochen müssen alle eine Maske tragen. Schüler und Lehrer. So will es die Coronaverordnung für die Schulen.

„Das ist das extrem Bittere“, sagt Wittmann. „Wir haben noch nie ein Schuljahr begonnen mit neuen Lehrern und Schülern, ohne sich richtig zu sehen.“ Das leide ihn sehr, sagt er. Vor allem, weil er davon ausgeht, dass es nicht bei den zwei Wochen bleiben wird. „Ich richte mich darauf ein, dass die Maske deutlich länger getragen wird. Bis zum Ende der Pandemie.“

Seit Dienstag erlaubt ein neues Gesetz auch den Schulen, den Impfstatus bei den Lehrkräften abzufragen. Würde er es tun? „Nur, wenn es auch einen Anlass gibt“, sagt Wittmann. Beispielsweise wenn ein Lehrer sich weigern würde zu unterrichten. „Dann würde ich den Impfstatus abfragen.“