Je älter ich werde, desto offensichtlicher fallen mir die Todesanzeigen ins Auge, die Woche für Woche im SÜDKURIER zu finden sind. Vielleicht liegt es auch tatsächlich am Älterwerden, dass ich diese von Jahr zu Jahr aufmerksamer lese, in ihrer Betrachtung versinke, gerade so wie in einem interessanten Artikel.
Meist sind es zwei Seiten voller Trauerbekundungen im Lokalteil der Wochenendausgabe, die davon künden, dass geliebte Menschen in der Stadt oder der Region verstorben sind. Und immer wieder, ja immer öfter gar stoße ich dabei auf Namen, die mir vertraut erscheinen, die ich kenne – manchmal mehr, als mir lieb ist.
Vor 25 Jahren sah das noch anders aus
Vor allem sind es die akkurat aufgelisteten Geburtsdaten der kürzlich verstorbenen Menschen, die stärker ins Bewusstsein rücken, je weiter das eigene in die Vergangenheit rückt. Hatte ich vor 25 Jahren, also zur Jahrtausendwende, den Todesanzeigen nur meine Aufmerksamkeit gewidmet, wenn jemand bekanntes verstorben war und ich praktischerweise so den Zeitpunkt und Ort der Beerdigung erfahren konnte, hat sich dies im Laufe der Zeit, besser gesagt, dem immer schnelleren Verrinnen der Jahre drastisch geändert.
Der geschärfte Blick auf das Geburtsdatum
Heute lese ich die Geburtsdaten der Verstorbenen genauer, mit dem geschärften Blick des selbst 1961 Geborenen. Beispielsweise 21. Juli 1945 oder 13. März 1938. Denn, und das ist das eigentlich erschreckende, was vor 25 Jahren noch ewig entfernt erschien, ja war, das ist heute fast schon bedrohlich nahe herangerückt.
Rückt das eigene Todesdatum näher?
Mein eigenes, mögliches Todesdatum wird von Jahr zu Jahr wahrscheinlicher. Denn wer heute als 1945 Geborene oder 1938 Geborener stirbt, der hat das Alter erreicht, was ich selbst mit heute 64 Jahren schon in läppischen 16 oder in nicht viel weiter entfernten 23 weiteren Jahren erreichen werde.
Insbesondere mit einem unromantischen Blick auf die vergangenen 25 Jahre, die so schnell vorübergezogen zu sein scheinen wie gerade mal ein Fingerschnipsen, ein Traumerleben oder ein Film, den ich im Kino betrachtet habe. Aber noch lebe ich. Und in Anbetracht dieser Vergänglichkeit beim Blick auf die Todesanzeigen im SÜDKURIER lebe ich vielleicht noch ein wenig bewusster als zuvor.