Wie beeinflusst der Ukraine Krieg Forschung Lehre in der Region? Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) am Standort Villingen-Schwenningen unterhält zahlreiche internationale Kontakte. „Hochschulen, Universitäten und weitere Partner aus aller Welt gehören dem Kooperationsnetzwerk an, darunter auch Hochschulen in Russland“, erklärt Sprecherin Annika Honacker auf SÜDKURIER-Nachfrage.

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Zu den russischen Partnerhochschulen des DHBW Standorts gehören demnach die Leo-Tolstoi-Universität, die Staatliche Universität Tula sowie die Saint-Petersburg State University of Industrial Technologies and Design. Kooperation mit ukrainischen Hochschulen existieren derzeit nicht, aber das Präsidium der DHBW stehe im Austausch mit zwei Universitäten für Unterstützungsmöglichkeiten.

Duale Hochschule setzt Kooperationen aus

Als Reaktion auf den Krieg handle die DHBW VS im Einklang mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg und den deutschen Wirtschaftsinstitutionen. Alle Kooperationen und Maßnahmen mit Russland seien ausgesetzt worden, so Honacker. „Gemeinsame Forschungsprojekte mit russischen Partnern unterhält die DHBW nicht.“

Betroffen sei von der Aussetzung vor allem der Studentenaustausch. Laufende Auslandsaufenthalte würden allerdings nicht abgebrochen, so Honacker. Bedeutet: Zwei russische Studierende, die ihr Auslandssemester bereits vor dem Krieg angefangen hatten, dürfen es bis zum Semesterende fortführen. Für den kommenden Austauschzyklus haben fünf russische Studenten aber eine Absage erhalten. Anfragen von Dozierenden lägen nicht vor, auch würden keine Studierenden und Dozenten der DHBW einen Aufenthalt in Russland verbringen. Gaststudierende aus der Ukraine gebe es derzeit nicht.

Angriff macht sprachlos

„Natürlich hinterlässt uns der Angriff Russlands auf die Ukraine alle sprachlos und weitere Möglichkeiten zur Unterstützung von Studierenden aus der Ukraine werden von der DHBW sondiert“, teil Honacker weiter mit. Die DHBW spreche sich für Zusammenhalt, Respekt und Wertschätzung aus, die über Grenzen und Kulturen hinausgehen. Unser Mitgefühl und unsere Solidarität gelten allen Menschen, die derzeit in Unsicherheit und Gefahr leben müssen.

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DHBW-Präsidentin Martina Klärle betont in diesem Zusammenhang: „Die Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre und das gemeinschaftliche Handeln und Leben im Einklang mit den Werten einer Demokratie sind Grundpfeiler unseres Wirkens als Hochschule. Deshalb wird die DHBW alles in ihrer Macht stehende tun, um in dieser Situation Solidarität zu zeigen und Unterstützung zu leisten.“

Ukrainer zahlen keine Studiengebühren

Daher sollen Studiengebühren für ukrainische Studierende sowie Flüchtenden aus der Ukraine wegfallen, die ein Studium in Baden-Württemberg aufnehmen, auch für Personen, die an der DHBW eingeschrieben sind. Vorgesehen ist auch, dass die DHBW studentische Initiativen zur Aufnahme, Unterbringung oder Betreuung von Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten, unterstützt. Zusätzlich stehen allen DHBW-Studierenden, die Hilfe und Beistand suchen, die Beratungsstellen der Studienakademie als Anlaufstellen zur Verfügung.

Hochschule Furtwangen friert Kooperationen ein

Auch die Hochschule Furtwangen lässt alle laufenden Kooperationen mit Russland ruhen. Betroffen sind davon drei Partnerschaftsabkommen mit den russischen Hochschulen St. Petersburg Electrotechnical University, der Tula State University und der Ulyanovsk State University. „Diese Partnerschaften werden wir jetzt einfrieren – um sie zu gegebener Zeit wieder aufzunehmen“, sagt Hochschulsprecherin Jutta Neumann auf SÜDKURIER-Nachfrage. Insgesamt kooperiert die Hochschule Furtwangen mit über 150 Partnerhochschulen weltweit.

Unser Archivbild zeigt ein Panorama der Hochschule Furtwangen im Oktober 2021.
Unser Archivbild zeigt ein Panorama der Hochschule Furtwangen im Oktober 2021. | Bild: Hochschule Furtwangen

„Neue Maßnahmen oder Kooperationen wird es bis auf Weiteres nicht geben“, fügt sie hinzu. Die Hochschulleitung lehne entschieden den einseitigen russischen Angriffskrieg in der Ukraine und die damit einhergehende Nichtbeachtung des Völkerrechts ab. Aber man sei sich auch bewusst, dass unter Sanktionen im Wissenschaftsbereich auch unbeteiligte Wissenschaftler leiden. Viele russische Kollegen würden den Krieg ebenfalls verurteilen.

Hilfe für geflohene Wissenschaftler

Die Hochschule möchte Maßnahmen unterstützen, die die unmittelbaren Auswirkungen auf die Betroffenen abmildern. Beispielsweise sollen Studierenden aus der Ukraine die Möglichkeit haben, sich möglichst unbürokratisch zu immatrikulieren. Geflohenen Wissenschaftlern soll die Möglichkeit geboten werden weiterzuarbeiten, um den geflohenen Menschen in der gegenwärtigen Situation ein gewisses Maß an Normalität zu ermöglichen.

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„Mit Hochschulen in der Ukraine haben wir im internationalen Austausch keine aktiven Partnerschaften oder Projekte“, so Neumann. Aktuell seien an der Hochschule elf Studierende aus Russland und sechs aus der Ukraine eingeschrieben.

Hahn-Schickard hat keine russischen Partner

Bislang keine direkten Auswirkungen hat der Ukraine-Krieg für die Hahn-Schickard-Gesellschaft für angewandte Forschung in Villingen-Schwenningen gehabt.

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Aus dem Institut war zu erfahren, dass man derzeit keine Projekt- oder Geschäftsbeziehungen zu Partnern in der Russischen Föderation unterhalte und solche derzeit auch nicht aufnehmen wird, teilte Sprecher Moritz Faller mit. Man folge diesbezüglich den Empfehlungen des Landes Baden-Württemberg.