Siedle aus Furtwangen

Die Firma Siedle aus Furtwangen stellt Kommunikationstechnik für Gebäude her und ist weltweit aktiv. „Wir haben selbst zwar keine Mitarbeiter in Russland oder der Ukraine, arbeiten aber mit dem Schalterhersteller Jung aus dem Sauerland zusammen. Dieser hat einen Vertrieb im litauischen Vilnius, von wo aus Export auch nach Russland betrieben wird“, sagt Siedle-Pressesprecher Clemens Jesenitschnig.

„Wir stehen als Unternehmen voll hinter den Sanktionen gegen Russland.“
Clemens Jesenitschnig, Pressesprecher S. Siedle & Söhne

Und fährt fort: „Wir liefern nichts mehr nach Russland. Das ist auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Wir stehen als Unternehmen voll hinter den Sanktionen gegen Russland.“

Dabei sei der Markt dort ein „nicht zu vernachlässigender“. Aktuell sei der Bau einer Anlage gestoppt, ein Großprojekt in Moskau in der Nähe des roten Platzes, das ein Auftragsvolumen von mehr als 900.000 Euro hat. Dort sei es um 215 Sprechanlagen außen und mehr als 130 innen gegangen. Siedle stellt aber auch den technischen Support für russische Unternehmen ab.

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Wirtschaftlich, sagt Jesenitschnig, merke das Siedle schon: „Russland war eigentlich ein wachsender Markt. In diesem Jahr geht wegen der Sanktionen eine Million Euro verloren. Zum Vergleich: Unser Gesamtumsatz lag in der Vergangenheit bei knapp unter 90 Millionen. Insgesamt entwickelte sich das Geschäft dort gut.“ In Russland sei es für Siedle vor allem um individuelle und sehr hochpreisige Anlagen gegangen.

Das Logistikzentrum von Siedle (Archivbild).
Das Logistikzentrum von Siedle (Archivbild). | Bild: Siedle

Wie es weitergeht, wisse Siedle noch nicht. Man hoffe aber, dass es nicht langfristig zur Kundenneuorientierung kommt. Jesenitschnig: „Wir hoffen aktuell einfach, dass die Kriegshandlungen so schnell wie möglich beendet werden.“ Die Gesamtsituation sei in Russland bereits vor dem Krieg für Unternehmen schwierig gewesen.

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Aktuell ist aber klar, dass Siedle helfen will: „Ich habe mich mit dem Bürgermeister von Furtwangen, Josef Herdner, ausgetauscht und ihm signalisiert, dass die Horst-Siedle-Stiftung unterstützen wird, wenn Geflüchtete in der Stadt eine Unterkunft benötigen. Dabei geht es um Kosten für Wohnraum, der Menschen aus der Ukraine bereitgestellt werden kann“, sagt Gabriele Siedle, die Vorsitzende der Geschäftsführung.

Continental aus Villingen-Schwenningen

Nach anderen Unternehmen aus der Auto- und Maschinenbaubranche hat sich auch Continental zu einem vorläufigen Stopp seiner Produktion und Geschäfte in Russland entschlossen. Dabei geht es vor allem um das Werk Kaluga, in dem Reifen sowie Teile für die Industriesparte Contitech entstehen.

„Wir haben entschieden, vor dem Hintergrund des Krieges gegen die Ukraine und der damit verbundenen aktuellen Verwerfungen die Produktion vorerst auszusetzen“, hieß es am Dienstag aus der Konzernzentrale in Hannover. Das gelte ab sofort. Außerdem sei das komplette Im- und Exportgeschäft mit der Russischen Föderation zunächst beendet.

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Die aktuelle Nachfrage werde „bis auf Weiteres aus den vor Ort bestehenden Lagerbeständen“ bedient. Conti betreibt zudem Vertriebsbüros in Moskau und ist an einem Gemeinschaftsunternehmen in Tschistopol bei Kazan beteiligt, das Fahrtenschreiber für Nutzfahrzeuge endmontiert.

Mitarbeitern vor Ort helfen

Insgesamt beschäftigt der Dax-Konzern rund 1300 Menschen in Russland, in der Ukraine gibt es keine eigenen Standorte. Mitarbeitern will Continental helfen: „Wir werden unsere betroffene Belegschaft vor Ort unterstützen und prüfen, wie wir eine Grundabsicherung ermöglichen können.“

Bislang peilt Conti ein deutliches Wachstum seiner Geschäfte an – allerdings könnten die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs die Planungen umwerfen. Der Umsatz soll von 33,8 Milliarden Euro auf 38 Milliarden bis 40 Milliarden in diesem Jahr klettern, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

Die Ziele stehen unter Vorbehalt: „Sollte die geopolitische Lage, insbesondere in Osteuropa, weiterhin angespannt bleiben oder sich gar weiter verschlechtern, kann dies eine nachhaltige Störung in Produktion, Lieferketten und Nachfrage verursachen“, hieß es vom Unternehmen. Je nach Ausmaß könnten Umsatz und Ergebnis dann auch unter den Vorjahreswerten liegen.

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Zunächst geht Conti davon aus, dass die um Sondereffekte bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern 2022 zwischen 5,5 und 6,5 Prozent liegen dürfte. Im vergangenen Jahr erreichte sie 5,6 Prozent, nachdem der Halbleitermangel dem Konzern ein besseres Abschneiden verhagelt hatte. Dabei soll die Autozuliefersparte im laufenden Betrieb in die Gewinnzone zurückkehren.

Sick aus Donaueschingen

„Der Morgen des 24. Februar war verheerend, für die Ukraine und die Welt. Den russischen Einmarsch in die Ukraine verurteilen wir. Gewalt löst keine Konflikte, sondern verursacht Leid. Unter diesem Krieg leiden vor allem Zivilisten. Menschen, die von heute auf morgen ihre Heimat verlieren und plötzlich aus der Sicherheit ihres Alltags gerissen werden“, sagt Mats Gökstorp, Vorstandsvorsitzender des Automationsunternehmens Sick AG aus Donaueschingen.

„Die laufenden Geschäfte unserer russischen Tochtergesellschaft haben wir deutlich eingeschränkt.“
Mats Gökstorp, Vorstandsvorsitzender Sick AG

Sick stehe in engem Austausch mit seinen Partnern und Kunden aus der Ukraine und versuchen diesen gezielt mit Medizin, medizinischem Material sowie weiteren Hilfsgütern zu helfen. Außerdem unterstütze man mit Spenden, die die Sick-Mitarbeiter weltweit sammeln, eine Hilfsorganisation vor Ort.

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„Bereits am 25. Februar haben wir damit begonnen, alle nationalen und internationalen Geschäftsaktivitäten zu stoppen, die mit Russland und Belarus in Verbindung stehen. Die laufenden Geschäfte unserer russischen Tochtergesellschaft haben wir deutlich eingeschränkt. Ein lokales Kernteam wird weiterhin als Ansprechpartner vor Ort agieren. Wir beobachten die wirtschaftliche Situation genau, um auf weitere Sanktionen und Entwicklungen angemessen reagieren zu können. Dieser Krieg muss ein schnelles Ende finden. Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen betroffenen Menschen“, sagt Gökstorp weiter.

Wieland-Werke aus Villingen-Schwenningen

Der Hersteller von Halbfabrikaten aus Kupfer und Kupferlegierungen wurde in Ulm gegründet und hat dort seinen Hauptsitz. In Villingen-Schwenningen betreibt das Unternehmen ein Werk. Nach Unternehmensauskunft haben die Wieland-Werke ein Verkaufsbüro mit einem Mitarbeiter in Russland.

Von Unternehmenssprecher Michael Demmer hieß es auf Anfrage: „Ich bitte Sie um Verständnis dafür, dass wir aktuell keinen Kommentar dazu geben.“ Eine Begründung dafür gab es nicht.