Wer im Firmenverzeichnis der Industrie- und Handelskammer nachschaut, wird feststellen, dass viele Unternehmen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis geschäftliche Beziehungen nach Russland oder in die Ukraine haben. Manche betreiben Export in beide oder eines der beiden Länder, andere haben gar Auslandsvertretungen. Zu den Unternehmen, die Mitarbeiter in beiden Staaten haben, gehört der Elektromotoren- und Ventilatorenhersteller ebm-Papst. Das Unternehmen betreibt auch einen Sitz in St. Georgen.

„Die Entwicklung im Ukraine-Russland-Konflikt ist höchst besorgniserregend. Wir verurteilen die kriegerische Handlung der russischen Regierung und haben in der vorvergangenen Woche entschieden, die Lieferungen an Russland und die Ukraine bis auf Weiteres auszusetzen“, sagt Hauke Hannig, Pressesprecher des Unternehmens. Sowohl in Russland, als auch in der Ukraine beinhalte das ebm-Papast-Geschäft Ventilatoren für den Bereich der Kälte- und Klimatechnik – etwa für die Ausstattung von Supermärkten.

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In der Ukraine betreibt ebm-Papst eine Tochtergesellschaft. Die ist „aus Sicherheitsgründen“ ebenfalls seit der Woche, in der der Krieg begann, geschlossen. „Wir beschäftigen in unserer ukrainischen Vertriebsgesellschaft in Kyiw neun Mitarbeitende. Sieben davon arbeiten im Büro und zwei im Lager. Mit ihnen stehen wir im engen Kontakt und verfolgen die Situation. Teilweise sind sie außerhalb Kyiws oder auf der Flucht. Unsere Gedanken sind bei Ihnen“, so Hannig weiter.

Einigen Mitarbeiter aus der Ukraine sei es bereits gelungen, aus dem Land zu fliehen. Hannig: „Die Tochter und das Enkelkind eines unserer ukrainischen Mitarbeiters konnten wir nun an der polnischen Grenze in Empfang nehmen. Unsere polnischen Kollegen haben eine Unterkunft ermöglicht und kümmern sich um die Versorgung.“

Task Force gegründet

Möglich wurde das auch wegen der Task Force, die ebm-Papst gegründet hat: „Wir treffen uns täglich und schauen, wie wir weiter helfen und die Menschen vor Ort unterstützen können. Die Koordination der Hilfe erfolgt über unseren Standort in Rumänien“, so der Pressesprecher. Besonders involviert in die Hilfskoordination sind außerdem die Standorte in Polen und auch Dänemark.

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Eine wesentliche Aufgabe dieses Teams sei es insbesondere, den Kontakt zu den ukrainischen Kollegen aufrecht zu halten und ihnen mit ihren Familien nach geglücktem Grenzübertritt eine sichere Unterbringung und Versorgung durch ebm-Papst zu ermöglichen. Als Nachbarländer der Ukraine nähmen besonders Rumänien und Polen aktuell viele Geflüchtete auf. Intern sei außerdem eine Online-Spendenaktion gegründet worden. Mitarbeiter von ebm-Papst können so einfach und unkompliziert Geld für die Ukrainer abgeben.

In Russland hat ebm-Papst Vertriebsgesellschaften in Moskau und im Ural. Dort beschäftigt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge 54 Mitarbeiter. Sowohl diese Menschen, als auch die ukrainischen Kollegen, erhalten weiter Gehaltszahlungen: „Es ist der Krieg Putins und der Regierung, nicht der der Menschen“, so Hannig. Deshalb müsse man nach dem Ende des Kriegs auch schauen, wie an die Geschäftsbeziehungen angeknüpft werden könne. Mit dem Lieferstopp wollte man „ein Zeichen setzen“.

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Übrigens: Wirtschaftlich hat das Aussetzen der Lieferungen nach Russland und die Ukraine keine großen Auswirkungen auf ebm-Papst. Es gebe zwar Verluste, der Handel in den USA, Europa oder Asien sei aber größer.