Das ständige Hin und Her bei den Corona-Verordnungen sorgt bei der Musikakademie für einen deutlich erhöhten Verwaltungsaufwand. Aber: „Immerhin können wir momentan Präsenzunterricht anbieten“, erklärt die stellvertretende Leiterin der Musikakademie, Caroline Wintermantel. Dafür nehme man es gerne in Kauf, die komplexen Corona-Vorschriften umzusetzen: „Wir schauen einfach, was machbar ist und die Schüler und auch die Eltern nehmen den Präsenzunterricht dankbar an.“ Wenn ein Schüler oder auch ein Lehrer lieber Online-Unterricht macht, sei dies natürlich auch möglich, so Wintermantel. Bevor der Präsenzunterricht möglich war, gab es viel Verwirrung. Erst wurde der Präsenzunterricht gestoppt, als die Inzidenz über 50 stieg, dann genehmigte das Landratsamt den Einzelunterricht in Anlehnung an die allgemein gültigen Kontaktbeschränkungen. Für die Musikakademie ist immer klar, dass man kreisweit im Schulterschluss agieren möchte, um ein einheitliches Ergebnis zu bekommen.

Auch im Haus der Musik gilt Maskenpflicht, Schüler müssen warten und werden vom Lehrer abgeholt. Bild: Privat
Auch im Haus der Musik gilt Maskenpflicht, Schüler müssen warten und werden vom Lehrer abgeholt. Bild: Privat | Bild: privat

Gut funktioniere die Zusammenarbeit beispielsweise im Bereich der Bläserschule, wo die Akademie mit der Stadtharmonie und der Stadtmusik kooperiert. Und so lief der Präsenzunterricht zwar mit strengen Regeln, aber weitgehend reibungslos. Dahinter steckt aber ein ausgefeiltes Hygienekonzept, das von allen Beteiligten streng eingehalten werden muss. Laufwege im Haus der Musik sind beispielsweise genau festgelegt und nachgebessert worden, sogar die Fluchttreppen werden als Ausgänge benutzt, um zu verhindern, dass Schüler sich im Treppenhaus begegnen. Lehrer müssen Präsenzprotokolle mit exakten Kontaktdaten führen, so dass eine mögliche Nachverfolgung problemlos möglich ist. Kleinere Räume sind mit Luftfiltern ausgestattet, alles wird regelmäßig gereinigt, die Lehrer müssen lüften und im Unterricht sind Lehrer und Schüler von transparenten Spukschutz-Wänden getrennt.

In der Musikakademie in der Goethestraße weisen überall Schilder auf den einzuhaltenden Abstand hin.
In der Musikakademie in der Goethestraße weisen überall Schilder auf den einzuhaltenden Abstand hin. | Bild: privat

Die Regeln lassen Ensemble-Unterricht im Moment nicht zu: „Hier bleibt schon viel auf der Strecke“, so Caroline Wintermantel. Allerdings versuchen die Lehrer hier, Kontakt zu den Ensembles zu halten. Kündigungen gab es wenige: „Die Eltern halten uns wirklich die Treue.“ Viele seien extrem froh, dass der Unterricht unter fast normalen Bedingungen stattfindet und die Kinder nicht wieder vor dem Computer sitzen müssen.

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Auch bei der Stadtharmonie ist man froh, dass Einzelunterricht stattfinden kann. „Das ist wenigstens etwas“, so der 1. Vorsitzende Henry Greif. Im Moment sei man am Überlegen, ob auch in den Osterferien Unterricht angeboten werden könne, um Stoff aufzuholen. „Aber das ist nicht so einfach, beispielsweise muss sichergestellt sein, dass auch regelmäßig gereinigt wird.“ Schwierig sei die Situation in den Orchestern: „Da geht gar nichts.“ Mario Mosbacher, Benno Kilzer und Elli Klingele halten Kontakt zu den Mitgliedern des Großen Orchesters, der Jugendkapelle und der Blockflötengruppe und versuchen, alle bei der Stange zu halten. Regelmäßige Vorstands-Treffen finden digital statt: „Da haben wir mittelweile viel Routine“, so Henry Greif. Finanziell sei klar, dass der Verein seine „Rücklagen“ angreifen muss. „Wir bekommen zwar viele Spenden, sei es von den Lions, von Privatleuten und auch Mitgliedern, aber das gleicht natürlich nicht alle Defizite aus.“ Die ganzen ausgefallenen Feste, die abgesagte Fastnacht – all das sei schmerzlich in der Kasse zu spüren. Trotz der schwierigen Lage, halten Musiker und Mitglieder der Harmonie die Treue. „Für diese lange Zeit, in der wir uns im Lockdown befinden und in der wir nicht in gewohnter Weise proben dürfen, sind es wirklich wenige Kündigungen, die uns erreichen“, berichtet Simone Haug. Auch haben diese Kündigungen nicht immer mit Corona zu tun, sondern eher mit fertigen Abschlüssen oder Schulwechseln. Ohne das Vereinsleben und das gemeinsame Musizieren miteinander, sei es natürlich schwer, die Schüler zum Üben zu motivieren. Der ständige Wechsel zwischen Präsenzunterricht und Onlineunterricht sei auch nicht immer einfach zu handhaben, so Haug. Vor allem vor die Kleinen im Musikkindergarten und der Blockflötengruppe leiden darunter, sich seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen zu haben.

Eine erste Online-Probe der Stadtmusik ist gut verlaufen, aber nach Meinung aller kein Ersatz für das gemeinsame Musizieren. Bild: Stratmann
Eine erste Online-Probe der Stadtmusik ist gut verlaufen, aber nach Meinung aller kein Ersatz für das gemeinsame Musizieren. Bild: Stratmann | Bild: Hanna Stratmann

Die Stadtmusik hat nach fast einem Jahr Lockdown ihre erste Online-Probe abgehalten. „Es lief erstaunlich gut, ist aber natürlich kein Ersatz für das gemeinsame Musizieren“, so die Vorsitzende Monika Bucher. Man habe einen einfachen Marsch geübt, es habe verschiedene Tipps von Stadtmusikdirektor Markus Färber gegeben und anschließend habe man das Online-Treffen noch zum gemütlichen Austausch genutzt. Was Monika Bucher freut: „Es sind alle an Bord geblieben, alle halten der Stadtmusik die Treue und freuen sich, wenn es endlich wieder losgeht.“ Bucher versucht durch Rundmails den Kontakt zu den Musiker zu halten: „Da melden sich auch immer viele und freuen sich, von uns zu hören.“ Klar sei aber: „Die Gemeinschaft fehlt allen.“ Die Stadtmusik hofft jetzt auf gutes Wetter und möchte dann die Chance nutzen, möglichst bald im Freien proben zu können. Angedacht sind auch Konzerte im Freien, wie im Kurgarten oder im Spitalgarten. Froh ist Monika Bucher, dass wenigstens der Unterricht in der Bläserschule läuft. Sie hofft, dass die Inzidenz weiter unter 100 bleibt, damit Präsenzunterricht weiter möglich ist.