Auf der Anklagebank sitzt ein Mann, makellos gekleidet. Und eine Frau, makellos gekleidet. Er redet – und will doch keine Fragen beantworten. Sie will gar nicht erst reden. Und sich auch nicht den vielen Kameras ausgesetzt sehen.

Denn der Schwurgerichtssaal im Landgericht Konstanz ist voller Pressevertreter. Ihr Verteidiger bringt sie deshalb hinter seiner Jacke versteckt, abgeschirmt von all dem Medienrummel in den Saal.

Schaden von 836.255 Euro

Die beiden Angeklagten – er 61 Jahre, sie 42 Jahre, beide ehemalige Mitarbeiter der Sparkasse Schwarzwald-Baar am Standort Furtwangen – sollen der Staatsanwaltschaft nach, vorrangig vermögende Kunden der Sparkasse, um ihre Vermögenswerte gebracht oder Wertgegenstände gestohlen und unterschlagen haben. Dabei sei ein Schaden von 836.255 Euro entstanden.

Vor dem Landgericht in Konstanz müssen sich seit Dienstag zwei Ex-Mitarbeiter der Sparkasse Schwarzwald-Baar wegen schweren Betrugs ...
Vor dem Landgericht in Konstanz müssen sich seit Dienstag zwei Ex-Mitarbeiter der Sparkasse Schwarzwald-Baar wegen schweren Betrugs verantworten. (Symbolbild) | Bild: Daniela Biehl

Welche Rolle spielt die 42-Jährige?

Unklar ist im Prozess bisher: Welche Rolle die 42-jährige bei all dem spielte? Denn: Sowohl ihr Verteidiger wie auch der 61-jährige Angeklagte, betonen: Dass sie eigentlich kaum mit drin hing.

„Von dem unterschlagenen Geld wusste sie nichts und war einfach nur gutgläubig“, sagt der 61-Jährige am ersten Prozesstag. Und das obwohl auch ihr Taten zur Last gelegt werden.

Folgt man den Ausführungen der Staatsanwaltschaft, so soll der 61-Jährige über einen Kundenstammvertrag für seine Kunden Sparkonten eröffnet haben. Aber: Ohne deren Wissen.

Abhebungen in Bar

Und: Indem er vorgab, von seinen Kunden beauftragt worden zu sein, soll er das Geld anschließend in Bar von dort abgehoben haben. Teilweise mit gefälschten Unterschriften, teilweise mit erschlichenen Unterschriften, meist durch Blankoauszahlungsbelege.

Die Anklagen

In einzelnen Fällen habe er auch andere Wertgegenstände, etwa einen Goldbahren aus einem Kundenschließfach an sich genommen und behalten. Angeklagt ist er deshalb in einer Vielzahl von Fällen – 16 eigenständige Handlungen zählt die Staatsanwaltschaft – wegen schweren Betrugs in Tateinheit mit Urkundenfälschung und Diebstahl.

Der 42-Jährigen werden vier Taten zur Last gelegt. Darunter zwei selbstständige Handlungen, die die Staatsanwaltschaft als schwerer Betrug wertet. Denn: Auch in ihrem, ganz persönlichen Schließfach, wurde unterschlagenes Vermögen einer anderen Bankkundin gefunden.

Warum der 61-Angeklagte so viel fremdes Geld an sich nahm? Welche Rolle die 42-Jährige bei all dem spielte? Und wie die Sparkasse dem Betrug überhaupt auf die Spur kann? Das wird das Gericht im Laufe der insgesamt neun Prozesstage noch klären müssen. Wir berichten.