Als Gisela Huppert aus Hüfingen am Dienstagmorgen vom Einkaufen nach Hause kommt, erlebt sie einen Riesenschock. Ihr Mann Norbert ruft sie herbei. Es wartet ein Telefonat, das alle Eltern fürchten.
Am anderen Ende spricht ein Mann, der behauptet Polizist zu sein. Es gehe um ihre Tochter. Sie habe angeblich einen Verkehrsunfall mit Todesfolge verursacht, eine Mutter mit Kind überfahren und Fahrerflucht begangen. Eine Lüge eines Telefonbetrügers, der die geschockten und überforderten Eltern zu Geldzahlungen bewegen will.
Mit Beiden gleichzeitig wollte der falsche Polizist nicht sprechen, weil ihn der Hall des Lautsprechers störe, sagt Huppert. Also übernahm Gisela den Hörer. Knapp 15 Minuten bearbeitet sie der Mann, fordert eine enorme Kautionszahlung, bis er schließlich aufgibt.
Der erste Schock
Die Masche des Schockanrufs ist bei der Polizei bekannt, wie Dieter Popp von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz berichtet. Zumeist ältere Menschen sollen mit einer möglichst schockierenden Geschichte etwa über ihre Kinder oder Enkel überrumpelt und schnell zu Geldzahlungen gedrängt werden.
Auch Gisela Huppert war im ersten Moment völlig überfordert. Die Bilder der erlogenen Geschichte lähmten sie förmlich. „Im ersten Moment konnte ich nicht klar denken. Das hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Ich bin das immer wieder im Kopf durchgegangen.“ Diese Bilder befeuerte der Betrüger weiter. Ständig habe er die falschen Vorwürfe gegen ihre Tochter wiederholt.

Im Zuge dieser Lähmung, erzählt Huppert, kam sie nicht auf die Idee aufzulegen und ihre Tochter zu kontaktieren. Der Schock öffnete die Tür für den Betrüger. Und dann wurde er dreist.
70.000 Euro Kaution
Plötzlich fordert der Mann 70.000 Euro Kaution – und zwar in Bar! Als die skeptische Huppert erklärte, nicht zu wissen, ob sie eine solche Geldsumme überhaupt bewegen könne, möchte der Mann wissen, wie viel Geld sie im Haus habe. Zudem fragt er nach Schmuck und Goldbarren.
In diesem Moment klickt es bei ihr, sie wollte das Telefonat unterbrechen und bat um eine Nummer, unter der sie zurückrufen könne. Daraufhin wird der Betrüger ausfällig und legt schließlich selbst auf. „Ich glaube, wenn das nicht solange gedauert hätte, wäre ich aus dem Schockmoment heraus vielleicht darauf reingefallen“, resümiert Huppert. Ständig habe sie Fragen gestellt, die der Anrufer im Keim erstickt hat, bis er schließlich nicht mehr weiter wusste, berichtet die Mutter und Großmutter.
Telefonbetrug keine Ausnahmeerscheinung
„Ich hatte mir immer geschworen, nie auf eine solche Masche reinzufallen“, betont Huppert mehrfach. Ist sie auch nicht. Dennoch erschüttert sie auch Tage später noch, wie nah sie am Nachgeben war.
Fälle wie dieser sind im Schwarzwald-Baar-Kreis keine Ausnahmeerscheinung mehr. „Seit Jahren ist die Anzahl der Telefon-Betrugsversuche steigend“, klärt Popp auf. Es sei aufgrund unterdrückter Nummern schwer, die Täter dingfest zu machen. Daher müssen die Menschen aufgeklärt werden, denn nicht jeder behält in solchen Situationen instinktiv einen kühlen Kopf wie Gisela Huppert.
