In der großen Halle in der Humboldtstraße 9 in Donaueschingen gibt es jede Menge Steine. Einige sind groß, andere klein, manche haben Löcher. Viele wurden bereits mit Mörtel zu kleinen Mauern verarbeitet. Auch Maurice Reichmann hat eine gebaut. Denn: Der 18-Jährige ist Maurer in der Ausbildung. Im Bildungszentrum Bau verbringt er etwa ein Drittel seiner Lehrzeit.
Begonnen hatte alles mit einem Besuch des Bildungszentrums. „Als ich in der neunten Klasse war, haben wir das Bildungszentrum Bau besucht. Vorher wollte ich immer Lokführer bei der Bahn werden. Nach meinem Besuch hier hatte ich das aber verworfen. Von nun an wollte ich Maurer werden“, erzählt der Bräunlinger.

Von seinen Eltern hatte er den Berufswunsch nicht. „Die sind nicht im Handwerk aktiv“, sagt der 18-Jährige. Er finde aber, dass man viele Handwerker braucht. „Leider gibt es immer weniger“, sagt Reichmann. In seinem Ausbildungsjahrgang gebe es derzeit 16 Azubis. Zu Beginn seien es noch mehr gewesen. Die Gründe für die Reduzierung seien Verfehlungen wie Unpünktlichkeit oder die Einnahme von Drogen gewesen. „Ein Kollege war dagegen sehr gut im praktischen Teil. Er war viel schneller und besser als die meisten von uns. Leider konnte er nicht so gut deutsch“, sagt der 18-Jährige. Also musste der Lehrling, der aus Afghanistan kam, die Ausbildung abbrechen.

Früher waren es sogar noch mehr Azubis. Reichmann: „Allein im Schwarzwald-Baar-Kreis waren etwa 30 Lehrlinge pro Jahrgang. Jetzt haben wir mit dem Kreis Konstanz zusammen gerade mal die Hälfte.“
Die Notwendigkeit für Maurer, die Leidenschaft und Faszination für große Maschinen und die guten Aussichten auf Fort- und Weiterbildungen – Reichmann will eventuell den Meister oder Techniker machen – waren gute Gründe für den 18-Jährigen, Maurer werden zu wollen. Hinzu kam, dass die gesamte Ausbildung samt Betrieb in der Nähe stattfindet.
Nach der Mittleren Reife auf der Eichendorff-Realschule in Donaueschingen nahm Reichmann seine Ausbildung auf. Die ist in die Blöcke Bildungszentrum, Berufsschule und Betrieb aufgeteilt. Im Bildungszentrum lernen die Auszubildenden Grundkenntnisse ihres Berufs – beispielsweise, wie man eine Mauer hochzieht, wie man Mörtel anrührt und verarbeitet oder wie man verputzt.
„Wir haben hier einen Plan bekommen, anhand dessen wir eine Mauer bauen müssen. Wir erhalten dann eine gewisse Zeit. Anschließend kommt unser Ausbilder und bewertet die Mauer“, erzählt Reichmann.
Im Bildungszentrum können die Azubis aber auch Zertifikate erlangen. „Ich kann erlernen, wie ich mit den Produkten eines bestimmten Herstellers umzugehen habe. Wenn ich die Prüfung bestehe, werde ich ausgezeichnet. Mein Chef auf der Baustelle weiß dann, dass ich mit speziellen Produkten umgehen kann und kann mich entsprechend einsetzen“, erläutert Reichmann.
In der Berufsschule geht es dann vermehrt um Theorie. „Da geht es um Inhalte, wie etwa das Verhältnis von Wasser zu Mörtel. Wir bekommen auch beigebracht, wie sich Stahl unter bestimmten Verhältnissen verhält, wie oft er gebogen werden kann.“
Am besten aber gefällt es dem 18-Jährigen auf der Baustelle: „Dort mache ich etwas Bleibendes. Es macht mich schon stolz, wenn ich ein Haus sehe, das ich mitgebaut habe, „ sagt er, „da entsteht ein gewisser Berufsstolz.“ Kürzlich, so erzählt er, haben Reichmann und seine Kollegen von Konrad Volz Hoch- und Tiefbau beim Straub Hochregallager gebaut. „Wenn ich mal Kinder habe, freue ich mich darauf mit ihnen durch die Stadt zu laufen und zu erzählen, an welchen Bauten ich mitgewirkt habe“, erzählt Reichmann.
Dabei war der Anfang auf der Baustelle kein einfacher. „Auf dem Bau wird Tacheles geredet“, sagt der 18-Jährige. Damit müsse man umgehen können. Es werde nicht um den heißen Brei geredet. „Die Probezeit war die schwerste Zeit.“ Mittlerweile habe er sich aber eingearbeitet. Mit den Kollegen verstehe er sich gut und auch der Chef sei sehr nett. „Ich bin traditionsversessen und auch in der Zunft. Mein Chef ist das auch. Über Fastnacht hatten wir zu“, sagt Reichmann und lacht.
Seine Begeisterung für die Tradition zeigt auch die Tatsache, dass er der einzige aus seinem Jahrgang ist, der eine eigene Maurer-Zunftkleidung besitzt.
Die Entscheidung für die Ausbildung zum Maurer hat Reichmann nie bereut: „Ich würde mich jeder Zeit wieder so entscheiden.“ Nur auf das Putzen von Schalungen – das sind die Gussformen zur Herstellung von Betonbauteilen – kann der 18-Jährige nach eigener Aussage verzichten.