Die Bundeswehr bleibt im Gespräch. Ihre Pläne, zwischen Tannheim und Überauchen einen Militärübungsplatz in der Größe von mehr als 500 Fußballfeldern einzurichten, beschäftigen auch die große Politik. Zuletzt hatte es fast durchgehend Sperrfeuer aus den Gemeinderatsgremien in Villingen-Schwenningen und Brigachtal gegeben.

Und jetzt hat sich Martina Braun das Thema auf den Tisch genommen. Die Landtagsabgeordnete aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis hat Zweifel. Als Abgeordnete der Grünen respektiert sie die Herausforderungen der Bundeswehr, stellt aber grundsätzliche Fragen zu dem Vorhaben. Diese habe sie bereits an das CDU-geführte Innenministerium des Landes gerichtet. Antwort offen. Martina Braun kennt das Thema, sozusagen aus eigenem Erleben. Neulich, so schildert sie, sei sie mit Vertretern des Fürstenhauses in den Wäldern unterwegs gewesen. Der Fürst ist einer von zwei großen Grundstückseigentümern, die von den Plänen direkt tangiert sind. Der zweite Eigner ist das Land Baden-Württemberg. Sie sei also durch den fürstlichen Wald zur Begutachtung einiger Biotope unterwegs gewesen, als, wie sie schildert, „plötzlich Soldaten aus dem Gebüsch aufgetaucht seien“. Wenige Tage später seen die Pläne der Bundeswehr offenbar geworden – durch eine geharnischte und mit Bedenken beladene Schriftvorlage der Stadtverwaltung VS für die Stadträte.

Weisswald und Ochsenberg bei Tannheim sind Bestandteil eines europaweiten Naturschutzprojekts.
Weisswald und Ochsenberg bei Tannheim sind Bestandteil eines europaweiten Naturschutzprojekts. | Bild: Hans-Jürgen Kommert

Und nun? Martina Braun ist als Kreisrätin auch mit dem heimischen Naturschutz verwoben. „Sechs Millionen Euro fließen hier vom Bund für eine europaweit relevante Biotopvernetzung unter anderem in dem betroffenen Gebiet in hiesige Kassen“, schildert sie. Und: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man es beim Bund gut findet, wenn hier einerseits die Natur aufgepäppelt und geschützt werden soll und dann andererseits so beansprucht werden soll“, sagt sie zu den Übungsplatz-Plänen. „Da wird doch das ganze Naturschutzprojekt in Frage gestellt“, sagt sie und betont: „Die Baar ist in dem Großvorhaben ein wichtiger Baustein in ganz Europa.“ Martina Braun sieht in den Planungen für Naturschutz und Übungsplatz keinen Zusammenhang. Sie kritisiert auch ganz konkret die Berliner Regierungspolitik von CDU und SPD und formuliert den politisch aufgeladenen Satz: „Das weiß ja offenbar die rechte Hand nicht, was die linke tut.“

„Chance Natur“ heißt das Projekt. Es dient der „Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung“. Mit dem Programm leistet die Bundesregierung einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt und des nationalen Naturerbes in Deutschland, zitiert die Landtagsabgeordnete aus Linach bei Furtwangen das Bundesumweltministerium.

Martina Braun weiß, dass die Bundeswehr hier ein fertiges Projektpaket ausgepackt hat. Artenschutz- und Umweltschutzauflagen müssten noch genehmigt werden, hatte ein Bundeswehrsprecher zuletzt erklärt. Und durchblicken lassen, dass das Verteidigungsministerium die Grundzüge des Übungsplatzes bereits genehmigt habe.

Das Jägerbataillon 292 verlädt im Jahr 2013 in Donaueschingen Fahrzeuge zum Auslandseinsatz in Litauen, im bild der Typ vom Typ Boxer ...
Das Jägerbataillon 292 verlädt im Jahr 2013 in Donaueschingen Fahrzeuge zum Auslandseinsatz in Litauen, im bild der Typ vom Typ Boxer auf dem Bahnhof in Immendingen. | Bild: Veranstalter

„Das Vorhaben macht in meinen Augen auch in anderer Hinsicht in unseren Wäldern keinen Sinn“, stellt Martina Braun fest. „Wir kämpfen doch gerade um jeden gesunden Baum“, erklärt sie die Situation in den von Käferbefall und Trockenheit geplagten Forsten. Und für diesen Platz müssen auch Bäume gefällt werden“, sagt die Landwirtin die ihren Hof nahe einer typischen Schwarzwald-Waldung betreibt.

Martina Braun ist in ihrer Fraktion natürlich keine Militärexpertin. Aber wenn es um Wald, Landwirtschaft und Tiere geht, dann ist sie in ihrem Element. Und bereits heute lässt sie sich auf eine Haltung zu dem Vorhaben festlegen: „Ich begrüße dieses Projekt nicht“, sagte sie jetzt als Zusammenfassung in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Weshalb dieser Wald geschützt ist

„Naturschutzgroßprojekt Baar sichert wichtigen Biotopverbund aus Mooren und Wäldern“ – so hieß es im August 2013 noch vom Bundesamt für Naturschutz. In einer Pressemitteilung wurde das Projekt auf der Baar so skizziert:

Die Moore und Wälder der Baar bilden wichtige Verbundachsen für zahlreiche Arten. Wenn wir es schaffen, die Baar als Drehkreuz der Biotope zu erhalten, dann leisten wir einen wichtigen Beitrag für den Naturschutz weit über die Region hinaus“, sagte Bundesumweltminister Peter Altmaier. „Ich wünsche dem Schwarzwald-Baar-Kreis viel Erfolg bei dieser anspruchsvollen Aufgabe.“

Der Schwarzwald-Baar-Kreis wird als Träger des Vorhabens zunächst die Potenziale des Gebiets genau erfassen und sich mit allen beteiligten Personen, Verbänden und Institutionen auf anspruchsvolle Naturschutzmaßnahmen verständigen. Diese werden dann im weiteren Verlauf des Großprojekts umgesetzt.

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Die Baar zeichnet sich durch große geologische und klimatische Vielfalt aus und beherbergt deshalb viele unterschiedliche Biotope auf engem Raum, unter anderem die größten Schluchtwälder Südwestdeutschlands, bis zu 400 Jahre alte Eichen-Hainbuchenwälder, und einen unverbauten Wildfluss, die Wutach. Mit dem Naturschutzgroßprojekt sollen auch die zahlreichen unterschiedlichen Moore wiederbelebt werden.

„Die Wiederherstellung und die dauerhafte Sicherung von Mooren sowie der Erhalt der Wälder in diesem Naturschutzgroßvorhaben haben eine außerordentliche Bedeutung für die Sicherung unseres Naturerbes. Sie sind wichtige Trittsteine für den überregionalen Biotopverbund wie auch als Rückzugsraum für Tier- und Pflanzenarten vor dem Hintergrund anstehender Veränderungen durch den Klimawandel. Damit ist das Projekt ein sehr gutes Beispiel für die Synergien zwischen Natur- und Klimaschutz“, sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel.

Ziel der Maßnahmen ist der Schutz der zahlreichen speziellen Tier- und Pflanzenarten der Moore, die in ihren Beständen gesichert werden sollen. Ein weiteres Projektziel ist der Schutz der Wälder, die zum Teil wertvolle Altbaumstrukturen aufweisen. Das Waldverbundsystem der Baar bietet einen bedeutsamen Lebensraum, zum Beispiel für den Luchs, der hier noch großflächig wandern kann. Moore und Wälder binden zudem Kohlenstoff und leisten daher wichtige Beiträge zum Klimaschutz.

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Das Naturschutzgroßprojekt wird aus Mitteln der „chance.natur- Bundesförderung Naturschutz„ gefördert. Mit dem Programm leistet der Bund seit 1979 einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des nationalen Naturerbes in Deutschland, indem er ausgewählte Regionen bei ihren Bemühungen unterstützt, national besonders schützenswerte Naturräume und historisch gewachsene Kulturlandschaften großräumig zu sichern. Die „Baar„ ist eines von derzeit 22 laufenden Naturschutzgroßprojekten; 55 Vorhaben konnten bislang erfolgreich abgeschlossen werden. Mit dieser Förderung konnte auf einer Fläche von mehr als 3.500 Quadratkilometern zum Erhalt der Landschafts- und Artenvielfalt Deutschlands beigetragen werden.“

Vogelschutz

Insgesamt konnten auf der Baar in den Offenlandgebieten bisher 35 Vogelarten der bundesdeutschen Roten Liste und Vorwarnliste beobachtet werden. Die Bedeutung des Gebiets wird durch die Ausweisung eines der größten Vogelschutzgebiete (“Baar„) in Baden-Württemberg deutlich.

Bussard
Bussard | Bild: Joachim Neumann - stock.adobe.com


Die Baar ist eines der landesweit wichtigsten Brut- und Überwinterungsquartiere seltener Wiesenbrüter außerhalb des Voralpenraumes mit repräsentativen Vorkommen von Grauammer (Miliaria calandra), Wachtelkönig (Crex crex) und Braunkehlchen (Saxicola rubetra). Weitere bemerkenswerte Brutvögel in den Feucht- und Moorwiesen der Baar sind Kiebitz (Vanellus vanellus), Wiesenpieper (Anthus pratensis) und Schwarzkehlchen (Saxicola torquata).
Zahlreiche bundes- und landesweit vom Aussterben bedrohte oder stark gefährdete Arten besuchen die Baar als Wintergast oder nutzen die staunassen Wiesen und Äcker und die Stillgewässer in den Moor-Fördergebieten als Rastplätze auf dem Durchzug. Dazu gehören unter anderem Bekassine (Gallinago gallinago), Moorente (Aythya nyroca), Knäkente (Anas querquedula), Flussuferläufer (Actitis hypoleuca), Alpenstrandläufer (Calidris alpina), Gänsesäger (Mergus merganser) und Kornweihe (Circus cyaneus).

Schmetterlinge

Die Tagfalterfauna ist auf der Baar besonders artenreich ausgeprägt, es konnten bisher Vorkommen von 65 Arten der bundesweiten Roten Liste und Vorwarnliste dokumentiert werden, darunter auch fünf vom Aussterben bedrohte Arten. Als eine Besonderheit auf der Baar kann das Vorkommen des Blauschillernden Feuerfalters (Lycaena helle) gelten. Weitere typische Arten der Moorgebiete sind die stark gefährdeten Arten Randring-Perlmutterfalter (Boloria eunomia) und Heidemoor-Rindeneule (Acronicta menyanthidis) sowie der gefährdete Lilagold-Feuerfalter (Lycaena hippothoe).

Bild 4: Übungsplatz für Bundeswehr: „Vorhaben macht für mich keinen Sinn“
Bild: Fröhlich, Jens


In den Wäldern der Baaralb finden sich unter den Schmetterlingen viele Vorkommen seltener und teilweise vom Aussterben bedrohter Lichtwaldarten, zum Beispiel Gelbringfalter (Lopinga achine), Heller Eichen-Blütenspanner (Eupithecia irriguata) und Veilchen-Perlmutterfalter (Boloria euphrosyne).
Die Nachtfalter-Vorkommen sind bisher nur unzureichend dokumentiert, insbesondere für das Gebiet des Unterhölzer Waldes ist aufgrund alter Funddaten von naturschutzfachlich bedeutenden Beständen auszugehen, die im Rahmen des Projekts erhoben werden sollen.

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„Chance Natur“: Mit Millionen gefördert und bald rodet die Bundeswehr?

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Die Moore und Wälder der Baar bilden wichtige Verbundachsen für zahlreiche Arten. Wenn wir es schaffen, die Baar als Drehkreuz der Biotope zu erhalten, dann leisten wir einen wichtigen Beitrag für den Naturschutz weit über die Region hinaus“, sagte Bundesumweltminister Peter Altmaier. „Ich wünsche dem Schwarzwald-Baar-Kreis viel Erfolg bei dieser anspruchsvollen Aufgabe.“

Der Schwarzwald-Baar-Kreis wird als Träger des Vorhabens zunächst die Potenziale des Gebiets genau erfassen und sich mit allen beteiligten Personen, Verbänden und Institutionen auf anspruchsvolle Naturschutzmaßnahmen verständigen. Diese werden dann im weiteren Verlauf des Großprojekts umgesetzt.

Die Baar zeichnet sich durch große geologische und klimatische Vielfalt aus und beherbergt deshalb viele unterschiedliche Biotope auf engem Raum, unter anderem die größten Schluchtwälder Südwestdeutschlands, bis zu 400 Jahre alte Eichen-Hainbuchenwälder, und einen unverbauten Wildfluss, die Wutach. Mit dem Naturschutzgroßprojekt sollen auch die zahlreichen unterschiedlichen Moore wiederbelebt werden.

„Die Wiederherstellung und die dauerhafte Sicherung von Mooren sowie der Erhalt der Wälder in diesem Naturschutzgroßvorhaben haben eine außerordentliche Bedeutung für die Sicherung unseres Naturerbes. Sie sind wichtige Trittsteine für den überregionalen Biotopverbund wie auch als Rückzugsraum für Tier- und Pflanzenarten vor dem Hintergrund anstehender Veränderungen durch den Klimawandel. Damit ist das Projekt ein sehr gutes Beispiel für die Synergien zwischen Natur- und Klimaschutz“, sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel.

Ziel der Maßnahmen ist der Schutz der zahlreichen speziellen Tier- und Pflanzenarten der Moore, die in ihren Beständen gesichert werden sollen. Ein weiteres Projektziel ist der Schutz der Wälder, die zum Teil wertvolle Altbaumstrukturen aufweisen. Das Waldverbundsystem der Baar bietet einen bedeutsamen Lebensraum, zum Beispiel für den Luchs, der hier noch großflächig wandern kann. Moore und Wälder binden zudem Kohlenstoff und leisten daher wichtige Beiträge zum Klimaschutz.

Das Naturschutzgroßprojekt wird aus Mitteln der „chance.natur- Bundesförderung Naturschutz“ gefördert. Mit dem Programm leistet der Bund seit 1979 einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des nationalen Naturerbes in Deutschland, indem er ausgewählte Regionen bei ihren Bemühungen unterstützt, national besonders schützenswerte Naturräume und historisch gewachsene Kulturlandschaften großräumig zu sichern. Die „Baar“ ist eines von derzeit 22 laufenden Naturschutzgroßprojekten; 55 Vorhaben konnten bislang erfolgreich abgeschlossen werden. Mit dieser Förderung konnte auf einer Fläche von mehr als 3.500 Quadratkilometern zum Erhalt der Landschafts- und Artenvielfalt Deutschlands beigetragen werden.“

Vogelschutz

Insgesamt konnten auf der Baar in den Offenlandgebieten bisher 35 Vogelarten der bundesdeutschen Roten Liste und Vorwarnliste beobachtet werden. Die Bedeutung des Gebiets wird durch die Ausweisung eines der größten Vogelschutzgebiete (“Baar“) in Baden-Württemberg deutlich.
Die Baar ist eines der landesweit wichtigsten Brut- und Überwinterungsquartiere seltener Wiesenbrüter außerhalb des Voralpenraumes mit repräsentativen Vorkommen von Grauammer (Miliaria calandra), Wachtelkönig (Crex crex) und Braunkehlchen (Saxicola rubetra). Weitere bemerkenswerte Brutvögel in den Feucht- und Moorwiesen der Baar sind Kiebitz (Vanellus vanellus), Wiesenpieper (Anthus pratensis) und Schwarzkehlchen (Saxicola torquata).
Zahlreiche bundes- und landesweit vom Aussterben bedrohte oder stark gefährdete Arten besuchen die Baar als Wintergast oder nutzen die staunassen Wiesen und Äcker und die Stillgewässer in den Moor-Fördergebieten als Rastplätze auf dem Durchzug. Dazu gehören unter anderem Bekassine (Gallinago gallinago), Moorente (Aythya nyroca), Knäkente (Anas querquedula), Flussuferläufer (Actitis hypoleuca), Alpenstrandläufer (Calidris alpina), Gänsesäger (Mergus merganser) und Kornweihe (Circus cyaneus).

Schmetterlinge

Die Tagfalterfauna ist auf der Baar besonders artenreich ausgeprägt, es konnten bisher Vorkommen von 65 Arten der bundesweiten Roten Liste und Vorwarnliste dokumentiert werden, darunter auch fünf vom Aussterben bedrohte Arten. Als eine Besonderheit auf der Baar kann das Vorkommen des Blauschillernden Feuerfalters (Lycaena helle) gelten. Weitere typische Arten der Moorgebiete sind die stark gefährdeten Arten Randring-Perlmutterfalter (Boloria eunomia) und Heidemoor-Rindeneule (Acronicta menyanthidis) sowie der gefährdete Lilagold-Feuerfalter (Lycaena hippothoe).
In den Wäldern der Baaralb finden sich unter den Schmetterlingen viele Vorkommen seltener und teilweise vom Aussterben bedrohter Lichtwaldarten, zum Beispiel Gelbringfalter (Lopinga achine), Heller Eichen-Blütenspanner (Eupithecia irriguata) und Veilchen-Perlmutterfalter (Boloria euphrosyne).
Die Nachtfalter-Vorkommen sind bisher nur unzureichend dokumentiert, insbesondere für das Gebiet des Unterhölzer Waldes ist aufgrund alter Funddaten von naturschutzfachlich bedeutenden Beständen auszugehen, die im Rahmen des Projekts erhoben werden sollen.

Erklärtext – Titel 2sp über eine Zeile

Erklärtext – Text

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Einleitung