So nebulös wie der graue Tagesanbruch präsentieren sich die Bahnsteiganzeigen am Villinger Bahnhof am frühen Dienstagmorgen, 15. Oktober. Der Ringzug, der planmäßig nach Rottweil fahren sollte, wird nur mit dem Endhaltepunkt „VS-Eisstadion“ angezeigt.
Zusätzliche Verwirrung stellt sich bei den Fahrgästen am Gleis ein, weil auf derselben Anzeigetafel eine Laufschrift darauf hinweist, dass die Halte in Schwenningen und Hammerstatt entfallen sollten.

Wenn die Informationslage so schlecht ist, machen sich schnell Gerüchte breit. Etwa, dass ein Bus dann die Fahrgäste weiter nach Schwenningen, Trossingen und Rottweil bringen sollte. Oder dass Bauarbeiten eine Streckensperrung verursacht haben sollen.
Chaotische Informationslage
Dass sich hinter dem Chaos der Verdi-Warnstreik verbirgt, darüber informieren dagegen weder Bahnsteiganzeigen noch Lautsprecherdurchsagen.
Und die tatsächliche Lage ist sowieso anders: Laut Auskunft eines Triebfahrzeugführers stimmt der Text auf der Bahnsteiganzeige überhaupt nicht. Der Zug fahre durchaus bis nach Schwenningen und nach einer 21-minütigen, planmäßigen Betriebspause in Trossingen weiter nach Rottweil.
Diese Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer bei den Wartenden und löst sichtliche Erleichterung aus. Offensichtlich war die Nachricht über den Warnstreik noch nicht zu allen Reisenden durchgedrungen.
Auf Nachfrage zeigten sich Reisewillige kalt erwischt: Nein, von einem Streik wisse sie nichts, so eine eilends einen weiteren Ringzug besteigende Frau.

Andere wissen von der Streikankündigung und sind wiederum überrascht, dass ihr Ringzug dennoch seine Fahrt in Richtung Bräunlingen aufnimmt, zwar mit einer geringen Verspätung, aber immerhin.
Der um 7.13 Uhr eingefahrene Ringzug aus Donaueschingen zeigt sich dann allerdings bis zur Belastungsgrenze angefüllt mit Fahrgästen. Offensichtlich fehlt streikbedingt das zweite Fahrzeug, welches diese Verbindung normalerweise mit sich führt.
Zwei Wagen führt hingegen der Ringzug in Richtung Donaueschingen, der zusammen mit dem Einzelwagen nach Rottweil um 7.15 Uhr auf das grüne Ausfahrtsignal wartet.

Vitali Schäfer und Rainer Bode, beides Triebfahrzeugführer der Ringzug-Betreibergesellschaft SWEG, gehören nicht zu den Streikenden: „Ich bin neutral und fahre meine Schicht“, so Vitali Schäfer gegenüber dem SÜDKURIER. „Ich halte Kontakt zu Leitstelle. Die sagen mir, was läuft“, ergänzt Rainer Bode mit einer gewissen Gelassenheit.
Ruhe am Taxisstand
Blickt man auf den Fahrplan für den 15. Oktober, so fallen doch einige Ringzugverbindungen auf den Strecken zwischen Bräunlingen und Rottweil aus. Am Taxistand vor dem Villinger Bahnhof herrscht dagegen völlige Ruhe.