Monatelanges Warten auf den neuen Führerschein statt zügigem Service – das war für viele Bürger im Schwarzwald-Baar-Kreis im vergangenen Jahr eine ziemlich nervige Erfahrung. Die zuständige Stelle des Landratsamts war hoffnungslos überfordert, inzwischen sieht man aber Licht am Ende des Tunnels.
Der Hauptgrund für die Misere: Personalprobleme in der Kreisverwaltung. Von einem „einen großen personellen Umbruch bei der Führerscheinstelle“ hatte Rechtsdezernentin Barbara Kollmeier dem Kreistag im Dezember 2022 berichtet, von einer nicht nahtlosen Stellenbesetzung, von einem „Riesenberg“ an Arbeit. Diese war durch rund 4500 Umstellungsanträge auf neue Führerscheine zusätzlich aufgebläht worden.
Der oberste Mitarbeiter der Kreisverwaltung macht keinen Hehl aus dem Dauerproblem Arbeitskräftemangel: „Bei uns sind derzeit rund 60 Stellen unbesetzt“, erklärt Landrat Sven Hinterseh. „Das ist für uns ein ganz großes Thema.“
Wartezeiten können länger werden
Da könnten die Wartezeiten für die Bürger in der Tat auch länger werden, bis ihre Anliegen erledigt seien, räumt Hinterseh ein. „Wir sind sicherlich nicht stolz drauf“, bekennt er. Und verspricht: „Wir werden wieder besser.“

Doch einfach dürfte das nicht werden. Beispiel Ausländeramt: Drei Stellen mehr hat der Kreistag für diese Abteilung des Landratsamts jüngst genehmigt – fünf Stellen zusätzlich hatte die Kreisverwaltung ursprünglich gefordert. Denn das Amt kämpft mit notorischer Überlastung, so wie andere Fachämter auch.
Mit der Stellenbewilligung ist das Problem aber längst noch nicht gelöst. Denn ob freie Stellen auch adäquat besetzt werden können, ist fraglich.
Längerfristige Perspektive schwierig
Dabei geht es nicht nur um den aktuellen Bedarf. Auch die längerfristige Perspektive verspricht für die Kreisverwaltung keine baldige Entspannung, im Gegenteil. Denn die Babyboomer-Generation geht nun nach und nach in die Rente oder in Pension. Bis 2030 werden rund 240 Beschäftigte des Landratsamt in den Ruhestand gehen, sagt Hinterseh, „davon 31 in Führungspositionen.“
Zwar ist das Landratsamt nach eigenen Angaben einer der großen Arbeitergeber des Schwarzwald-Baar-Kreises. Aber ein solcher Aderlass an Fachkenntnissen und Arbeitskraft ist auch für so einen Apparat nur schwer auszugleichen.
„Wir bewerben uns heute bei den Interessenten, nicht umgekehrt.“Sven Hinterseh, Landrat
Auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt konkurriert die öffentliche Hand mit den Unternehmen und anderen Arbeitgebern um Schulabgänger, Studienabsolventen und Fachkräfte – die natürlich überall begehrt sind. „Das Recruiting wird immer schwieriger“, die Anwerbung sei inzwischen „sehr anspruchsvoll“, berichtet Hinterseh. „Wir bewerben uns heute bei den Interessenten, nicht umgekehrt.“
Eine sichere Stelle im öffentlichen Dienst gerade in wirtschaftlich instabilen Zeiten: Das war über Jahrzehnte eine attraktive Perspektive für so manchen qualifizierten Bewerber, dem in der freien Wirtschaft womöglich mehr Geld und bessere Karriereperspektiven gewunken hätten als bei Vater Staat.
Das reicht heute längst nicht mehr. „Flexible Arbeitszeitmodelle, Jobticket, modernes Arbeitsumfeld“ nennt der Landrat als Beispiel für Merkmale, mit denen sich die Kreisverwaltung als attraktiver Arbeitgeber präsentieren möchte. „Wir haben für jeden etwas im Angebot“, ob Uni-Absolvent oder Straßenwärter.