Es ist ziemlich ruhig am Klosterweiher. In der Nacht hat es stark geregnet, am Tag gibt es vereinzelt Schauer und dunkle Wolken am Himmel – das erste mal seit vielen Tagen kein wirkliches Badewetter in der Bergstadt. Klaus Lachner, Vorsitzender und Gewässerwart des Angelvereins St. Georgen, ist an diesem Mittwoch auf einen Rundgang um den Klosterweiher. Er taucht ein Messgerät, das Temperatur und Leitfähigkeit misst, in das Wasser ein – 23,7 Grad Celsius. "Das ist die Wohlfühl-Temperatur von Karpfen, nicht von Forellen", sagt Lachner mit Blick auf die Anzeige.
Die Hitzewelle der vergangenen Tage und Wochen machte Lachner Sorgen. Viel höher sollte die Temperatur im Wasser nicht werden, zu warm für die heimischen Fischarten wie die Forelle. "Aber wenn ich mir die Wetterprognose so anschaue, haben wir für dieses Jahr das schlimmste überstanden", sagt der Gewässerwart, der auch Chemiker ist. Die Brigach führe derzeit viel zu wenig Wasser, sagt er. Der Wasserstand sei extrem niedrig. Die Sauerstoffkonzentration aber noch in Ordnung, aus diesem Grund sind derzeit auch keine Maßnahmen notwendig.
Der Zustand der Gewässer in St. Georgen allgemein sei sehr gut. Das misst Klaus Lachner regelmäßig. Den kleinen grauen Koffer mit seinem Messgerät, etwa so groß wie der einer Bohrmaschine, hat er immer im Auto dabei. Weil der Klosterweiher ein Badesee ist, werde die Qualität auch vom Gesundheitsamt regelmäßig geprüft. Immer wieder mit besten Ergebnissen.
Biber sorgt für Erwärmung
Zu der Hitzewelle, die die Gewässer aufheizt, kommt in St. Georgen noch der Einfluss des Bibers hinzu, erzählt Lachner. Er baut Dämme an mehreren Stellen im Vorlauf des Weihers. "Der Biberdamm wirkt wie eine biologische Kläranlage, sorgt aber durch die Stauung auch dafür, dass die Temperatur des Wassers deutlich ansteigt." Der Angelvereinsvorsitzende ist deshalb weder Freund noch Feind des Bibers. Aber die Gefahren für Fische, etwa durch Infektionen, steigen durch die Temperaturen nunmal an. Die Ausfallquote könne bei bestimmten Infektionen bis zu 80 Prozent betragen.

Im weiteren Verlauf kühlt sich die Brigach wieder ab, etwa durch den Zulauf der Kirnach. Christian Föhrenbach, Vorsitzender der Angelvereinigung Villingen, hat Ende der vergangenen Woche zwischen 20 und 22 Grad gemessen. Das sei grenzwertig, aber noch nicht besorgniserregend. "Alles was über 24 Grad geht, ist kritisch", sagt er. Martin Eitzert, Gewässerwart am Teufensee in Niedereschach, misst derzeit ähnliche Temperaturen. Trotzdem habe man bereits Pumpen eingesetzt, die für Kühlung sorgten. Eine Vorsichtsmaßnahme, keine Akutmaßnahme. Der Wasserpegel im Teufensee sei auf einem normalen Stand. Das liege vor allem am guten Quellfluss, so Martin Eitzert.
Am Rande der Belastbarkeit
Welche Auswirkungen es haben kann, wenn Fische plötzlich verenden, hat das Fischsterben in der Brigach Klaus Lachner deutlich vor Augen geführt. Die Fälle in den Jahren 2013 und 2016 haben viel Zeit und Kraft gekostet. "Ich war an der Grenze meiner emotionalen Belastbarkeit", sagt Lachner. Seine Analysen, die den Grund ausfindig machen sollten, führten ins Nichts. "Ich habe erst aus der Zeitung erfahren, was die Ursache für das Fischsterben war", sagt er. Auch der Verein sei an Grenzen gestoßen. Die Verunreinigung des Wassers durch eine Chemikalie kostete den gemeinnützigen Verein viel Geld. "Eine gezüchtete Forelle kostet zwischen drei und vier Euro." Er sei wütend gewesen, habe sich aber dazu entschieden, die Sache rational anzugehen. "Mir war klar, das Problem muss zu knacken sein", so Lachner.
Das Problem
Erhöht sich die Temperatur des Wassers, sinkt der Sauerstoffgehalt. Im Vergleich zu zehn Grad Wassertemperatur hat das Wasser bei 28 Grad nur noch gut ein Drittel seines Sauerstoffgehalts. Kritisch wird es bei Sauerstoffwerten unter eineinhalb Milligramm pro Liter. Viele Fischarten, da sind sich Forscher einig, kommen auch mit höheren Temperaturen aus. Zusätzlich zur Hitze kann auch Regen die Situation verschlimmern. Dann nämlich, wenn Starkregen Dreck in die Gewässer spült und der Sauerstoffgehalt weiter sinkt.