Für Barbara Bahsitta ist es schwer, in Zeiten der Corona-Krise einen Mindestabstand einzuhalten. Bahsitta, 59, sitzt an der Kasse im St. Georgener Edeka-Markt. Seit über 20 Jahren ist sie schon im Einzelhandel tätig. Das, was sich in den vergangenen Tagen und Wochen vor ihrer Kasse und im Markt abgespielt hat, hat sie so noch nie erlebt: leere Regale durch Hamsterkäufe, großer Kundenansturm – viele der gewohnten Abläufe haben sich im Supermarkt seit kurzem schlagartig verändert. „Alle sind wesentlich angespannter“, sagt Barbara Bahsitta über sich und ihre Kollegen. Doch nicht etwa, weil sie Angst vor dem Virus haben. Das sehen die meisten, so sagt die Kassiererin, eher gelassen. Viel mehr seien sie alle wegen der vielen Arbeit gefordert.
Die Angestellten der Lebensmittelbranche müssen weiterhin jeden Tag am Arbeitsplatz erscheinen. Meist ohne größere Schutzmaßnahmen und Home-Office zudem ausgeschlossen. In Zeiten der Krise zeigt sich erst, wie wichtig die Arbeit von Barbara Bahsitta und ihren Kollegen ist. Das drücken auch immer mehr Kunden in St. Georgen aus: „Es gibt viele Leute, die sich bei uns bedanken“, sagt die St. Georgenerin. Ein schönes Gefühl, findet Barbara Bahsitta. Ohnehin, sagt sie, habe die Solidarität dieser Tage zugenommen. „Man merkt zum Beispiel, dass viele Leute Hilfe anbieten und bei uns für ältere Menschen einkaufen gehen.“
Ein „großes Lob“ für alle seine Angestellten gibt es auch von Marktleiter Ulrich Haas. „Meine Mitarbeiter sind alle unwahrscheinlich tapfer“, sagt er. Bemüht sei Haas auch um weitere Schutzmaßnahmen für die Angestellten. „Beispielsweise habe ich Plexiglas-Scheiben für die Kasse bestellt“, sagt er. Doch weil die Nachfrage hier gerade sehr hoch ist, sei das gar nicht so einfach zu realisieren. Ebenso wolle er zeitnah Abstandshalter am Boden an der Kasse anbringen.
Auch wenn die Krise noch nicht ausgestanden ist, sieht Ulrich Haas für seinen Markt schon positive Signale. „Es wird jeden Tag besser“, sagt er. „Die Kunden sind mittlerweile viel sensibler.“ Auch die Hamsterkäufe hätten wieder nachgelassen. „Das war die letzten drei Wochen enorm“, sagt der Marktleiter. Ein Beispiel: „Wir haben am Montagmorgen Toilettenpapier geliefert bekommen.“ Und sogar darauf habe der Ansturm nachgelassen. Allerdings gebe man pro Haushalt nun noch maximal zwei Packungen ab.
Barbara Bahsitta bleibt positiv, obwohl die Ausnahmesituation an ihrem Arbeitsplatz wohl noch eine Weile anhalten wird. Sie sei ein offener Mensch und genau so wolle sie auch weiterhin ihre Arbeit machen. Einen Wunsch für die schwierigen Wochen, die allen noch bevorstehen, hat sie aber. Er gilt nicht nur für den Edeka. „Ich wünsche mir, dass die Menschen zueinander genauso freundlich sind wie ohne Krise.“