Die Mutter im Homeoffice
Dominique Grensing, 41, Herdwangen-Schönach: „Nicht nur für mich als Mutter ist diese Situation sehr schwierig. Man schaut raus, draußen blüht alles, Vögel zwitschern und die Sonne scheint. Und doch steht die Welt Kopf. Man ist angespannt, hat auch Angst, und dann muss man versuchen, dies nicht ans Kind (14) weiterzugeben. Positiv bleiben ist angesagt. Vom Home-Office bin ich als jetzt als Gesamtelternbeiratsvorsitzende gefordert. Dinge für die Schule erledigen, Ansprechpartnerin für Eltern sein, und vieles mehr. Trotzdem kommt auch die Angst auf, wie es wird, wenn mein Mann als Kleinunternehmer keine Projekte mehr bekommt, wo führt uns das finanziell hin? Ruhig bleiben ist da schwierig. Aber wir werden das schaffen, alle zusammen.“
Der Notarzt
Roland Ballier, 70, Konstanz: „Ich bin niedergelassener Arzt und einer der leitenden Notärzte in Konstanz. Als Mediziner sind wir uns von vornherein der berufsbedingten Risiken bewusst, versuchen diese aber so gering wie möglich zu halten. Daher meine Bitte aus der Praxis: Wenn jemand die Leitstelle zu einem Notfall alarmiert, sollten die Anrufer unbedingt darauf hinweisen, wenn der Patient Symptome aufweist, die auf eine Corona-Infektion hindeuten. Nur so kann sich das Rettungspersonal vorab ausrüsten und wird keinem erhöhten Risiko ausgesetzt. Erfahren sie dies erst am Einsatzort ist es zu spät. Mein persönliches Ziel ist, bis zu einer verfügbaren Impfung durchzuhalten. Ich bin sehr optimistisch, dass diese eventuell noch im Laufe dieses Jahres verfügbar sein wird.“
Die Vereinsvorsitzende
Melanie Mallinovski, 31, Turnverein Tiengen: „Am vergangenen Freitag hätte die Hauptversammlung des Turnverein Tiengen stattfinden sollen. Nach dem Beschluss zur Schul- und Kita-Schließung am Nachmittag haben wir uns drei Stunden vor Versammlungsbeginn dazu entschlossen, sie zu verschieben und den Übungsbetrieb bis auf weiteres ruhen zu lassen. Für mich persönlich bedeutet dies, dass ich ungeplant die Vorsitzende bleibe, obwohl meine Amtszeit an diesem Abend geendet hätte. Vielleicht hat die ganze Sache auch etwas Positives, und es findet sich in der Zwischenzeit noch eine Person, die das Vorstandsamt übernehmen möchte?“
Der Pflegeassistent
Andreas Klages, 59, Seniorenzentrum im Welvert in Villingen: „Wir bewältigen auch in Corona-Zeiten einen fast normalen Alltag – außer: Wir, Pflegekräfte und Bewohner, bleiben unter uns. Die Türen bleiben geschlossen – für Besucher wie für sämtliche Lieferdienste. Der Hygiene-Standard im Haus ist professionell ohnehin hoch, und doch wischen wir Tische, Türklinken, Rollatoren, Rollstühle, Pflegewagen u.a. noch zweimal mehr als üblich mit Desinfektionsmitteln ab. Da legen wir einfach ‚ne Schippe drauf. Noch mehr Einfühlungsvermögen und Verständnis als in normalen Zeiten brauchen allerdings zurzeit unsere Schützlinge. Ob dement oder nicht – sie spüren, dass etwas im Busch ist. Sie sind teils unruhig und ängstlich. Wir beruhigen, erklären, lenken ab. Das kostet Zeit, die wir ihnen aber gerne geben. Apropos Zeit: Nicht zu vergessen der verstärkte Telefondienst: Wenn die Angehörigen nicht zu Besuch kommen dürfen, rufen sie natürlich an, wollen wissen, wie es ihren Lieben geht. Aber ansonsten: Fast normaler Alltag im Pflegedienst.“
Der Grenzgänger
Andreas Bayer, 54, Grenzgänger aus Gottmadingen: „Die Verunsicherung war zunächst groß, als auch in der Schweiz das Thema Coronavirus immer brisanter mit entsprechenden Beschränkungen wurde. Das galt auch für die Medizintechnik-Firma in Schaffhausen, in der ich arbeite. Ich hatte schon die Sorge, dass ich nicht mehr an meinen Arbeitsplatz komme. Nun ist aber alles klar geregelt. Als Grenzgänger fahre ich nun problemlos in die Schweiz und zurück nach Gottmadingen, wo ich wohne. Einmal steckte ich im Stau, daher fuhr ich mit dem Zug von Thayngen aus nach Hause. Unsere Mitarbeiter und ich machen im Wechsel Home-Office. Die Pandemie nehmen wir in unserer Familie sehr ernst, so habe ich eine Geburtstagsparty kurzfristig abgesagt. Ich hoffe aber, dass es nicht zu einer Ausgangssperre kommt, die meinen intensiven Individualsport verhindern würde.
Die Zöllnerin
Corinna Deufel, 30, Grenzübergang Gailingen-West: „Wegen Corona arbeiten wir zurzeit in drei Schichten rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche. Mit den verschärften Kontrollen unterstützen wir die Bundespolizei, die in diesem Fall den Hut auf hat. Das Ziel ist uns allen klar, wir wollen das Beste – es ist die Verlangsamung bei den Infektionen. Von daher mache ich den Job gerne und auch die meisten Menschen zeigen Verständnis. Lediglich in drei Fällen war das nicht so, da wollten die Leute zum Einkaufen nach Deutschland und sie mussten umkehren. Ich bin allerdings am Grenzübergang Gailingen-West tätig, die Situation ist hier sicherlich mit der in Bietingen oder Konstanz vergleichbar.“
Der Kneipenbetreiber
Christoph Manz, 59, Tanke Haus am See, Radolfzell: „Die Schließung der Gaststätten trifft mich hart. Mein persönlicher Puffer reicht bis zum Mai. Das ist eine Frage der Dauer. Die Rechnungen für die laufenden Kosten müssen bezahlt werden. Besonders schmerzlich ist der Ausfall von Konzerten und anderen Veranstaltungen, die in den kommenden Wochen in der Tanke stattfinden sollten.“
Die Markthändlerin
Anita Brugger, 62, Rheinfelden: „Blumen kann man nicht lagern. Als Inhaberin einer Gärtnerei und Markthändlerin mache ich mir deshalb schon Sorgen um die berufliche Zukunft. Im Gewächshaus gedeihen gerade die Beet- und Balkonpflanzen. Ich hoffe, dass ich die wie gewohnt gut verkaufen kann. Es weiß ja niemand, wie sich die Situation weiter entwickeln wird und welche Verbote von der Politik möglicherweise noch kommen werden. Auch die Schweizer Kunden fehlen. Das spüre ich auch auf dem Wochenmarkt in Bad Säckingen. Privat hat man natürlich Angst, dass man selbst oder jemand in der Familie krank wird.“
Der Kassierer
Guntram Kirchner, 50, Markdorf: „Wie ich mich derzeit fühle? Eigentlich ganz gut. Ich bin gesund – und hoffe, dass das auch so bleibt. Natürlich bin ich hier an der Kasse einer größeren Infektionsgefahr ausgesetzt. Das ist mir schon ständig bewusst. Ja, das ist schon ein merkwürdiges Gefühl. So ein bisschen wie an der Front. Nur, dass ich sicherlich kein Held bin. Aber die Arbeit muss ja schließlich gemacht werden. Sonst hätten die Menschen nichts zu essen. Ich muss manchmal richtig energisch werden. Wenn die Leute den Mindestabstand zu uns, die anderthalb Meter, nicht einhalten und sich gedankenlos über das Laufband lehnen. Die Allermeisten nehmen jedoch Rücksicht. Manche Kunden sind sogar besonders freundlich.“
Der Fitnessstudio-Betreiber
Tom Söder, 59, Rielasingen: „Mir und meinem Team von 35 Mitarbeitern ist bewusst, dass ein solidarisches Vorgehen zur Eindämmung des Corina-Virus nötig ist. Unternehmerisch gesehen handelt es sich um einen richtig herben Schlag. Ich hoffe, dass die Mitglieder uns treu bleiben und natürlich schreiben wir ihnen die Beiträge gut. Aber man darf sich nichts vormachen. Für etliche Fitnessstudios geht es nach meiner Einschätzung relativ schnell um die Existenz. Das alles läuft auf eine Neufinanzierung und damit Neuverschuldung hinaus, denn ein wie auch immer gestalteter Risikoschirm wird kaum alles abdecken können. Gleichzeitig werde ich meine positive Einstellung bewahren und möchte Mut machen. Deshalb bieten wir jetzt Internet-Kurse für unsere Mitglieder an, die damit eine Anleitung für das Training zuhause bekommen.“
Der Landwirt
Johannes Hopp, 35, Meßkirch: „Aktuell hat die Corona-Krise für unseren landwirtschaftlichen Betrieb noch keine Auswirkungen. Klar ist, dass wir anfallende Arbeiten nicht einfach aufschieben können. Die Äcker müssen jetzt bearbeitet werden. Das Pflanzenwachstum richtet sich nicht nach dem Virus. Wie jedes Jahr kommen bei uns keine Saisonkräfte aus dem Ausland, sondern aus der Region. Und die stehen zuverlässig zur Verfügung. Ich brauche mir da keine Sorgen zu machen.“
Der Apotheker
Bernhard Lobmeier, 35, St. Georgen: „Durch die Corona-Krise hat sich unser Alltag auch stark verändert. Wir haben sehr viel zu tun und werden mit Fragen überhäuft. Vor allem die Frage nach Desinfektionsmitteln und Mundschutz reißt nicht ab. Wir werden allerdings seit Wochen nicht mehr damit beliefert. Hinzu kommt auch bei uns die Angst einer Infektion und den sich daraus ergebenden Konsequenzen für unser Geschäft. Wir arbeiten quasi an der Front und haben sehr viel Kontakt zu verschiedenen Personen. Wir versuchen uns so gut es geht mit den gegebenen Maßnahmen zu schützen. Unsere Kunden meistern die Situation sehr gut. Sie halten Abstand, bewahren weitestgehend die Ruhe und nehmen Rücksicht. Nur so schaffen wir es alle, diese schwere Zeit zu überstehen.“
Die Krankenschwester
Gabi Paul, 61, Klinikum Friedrichshafen: „Ich sehe es professionell gelassen und warte auf das, was da auf uns zukommt. Ich denke, wir sind ganz gut vorbereitet. Und ich appelliere an alle Leser: Leute, bleibt zu Hause. Kommt nur dann ins Krankenhaus, wenn ihr ein echter Notfall seid. Nur dann können wir uns um die richtigen Notfälle mit all unserer Erfahrung kümmern.“
Die Lehrerin
Jennifer Deutsch, 29, Hüfingen-Behla: „Die Stadt Blumberg hat an der Eichberg-Grundschule eine Notfallbetreuung für Kinder eingerichtet, deren Eltern in gesellschaftlich wichtigen Bereichen arbeiten und die sich deshalb nicht selbst um ihren Nachwuchs tagsüber kümmern können. Bislang kommen täglich drei bis fünf Kinder zu uns, die wir zwischen 7.30 und 16.30 Uhr beschäftigen. Wir helfen den Jungen und Mädchen bei den Hausaufgaben, die sie Anfang der Woche per E-Mail oder auf Papier von ihren jeweiligen Lehrerinnen oder Lehrer bekommen haben. Zwischendurch bleibt aber immer genügend Zeit, um gemeinsam zu spielen, zu basteln oder auf dem schuleigenen Spielplatz herumzutollen. Vor Ort sind immer zwei Lehrerinnen, unsere Rektorin und zwei junge Frauen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr machen. Mein Mann ist ebenfalls Lehrer. Wenn wir beide zur Notfallbetreuung eingeteilt sind, kümmern sich die Großeltern um unsere beiden kleinen Kinder.“
Der Pizzabäcker
Antonio D‘Avino, 45, Pizzeria Positano, Pfullendorf: „Das ist eine unwirkliche Situation. Wir haben natürlich viel weniger Gäste, und bieten nun einen Außer-Haus-Lieferservice an. Aber ich denke, dass wir in Deutschland innerhalb der nächsten zehn Tage eine Quarantänesituation wie in Italien haben werden. Wir haben Verwandte in Italien, die zwar nicht infiziert sind, aber uns berichten, wie der Alltag ist. Sie müssen Zuhause bleiben und dürfen nur mit Passierscheinen das Haus zum Einkaufen oder Ähnliches verlassen. Ich sehe, wie dramatisch die Lage in Italien ist und sehe, dass in Deutschland noch viele Menschen sorglos mit der Situation umgehen. Klar ist jetzt. Wir müssen alle zusammenhalten und so die Krise bewältigen. Und klar ist auch, dass wir später, bei der Bewältigung der Krisenfolgen nicht alleine gelassen werden dürfen.“
Die Hotelbesitzerin
Sigrid Messmer, 51, Hotel Fortuna in Stockach: „Unsere Familie führt in der fünften Generation das Hotel Fortuna. Die aktuelle Situation mit den vorgegebenen Einschränkungen des Geschäftsbetriebs macht uns große Sorgen. Auf der einen Seite sehen wir die unbedingte Aufgabe mitzuhelfen, dass der Virus nicht weiter oder zumindest langsamer verbreitet wird, denn die Gesundheit hat oberste Priorität. Auf der anderen Seite geht es für uns um die Zukunft des Hotels. Der Erhalt der Arbeitsplätze liegt uns sehr am Herzen. Wir haben, auch wenn unser Haus im Eigentum der Familie steht, laufende Verpflichtungen, die weiter bedient werden müssen. Im Moment sieht es für die Branche eher düster aus. Wir halten uns strikt an die geltenden Regelungen und hoffen, dass diese Krise möglichst bald durchgestanden ist und der Tourismus und der Restaurantbetrieb wieder stattfinden kann.“
Der Theatermacher
Oliver Nolte, 53, „Noltes Culture Lounge“ in Überlingen: „Uns treibt im Moment mehr die Gesamtsituation um als unser individuelles Schicksal. Wir sind ja schon lange im Geschäft. So schnell lassen wir uns nicht unterkriegen und brauchen auch erst mal keine staatliche Hilfe. Und das versuchen wir solange wie möglich hinauszuzögern. Was mich aber wirklich erschüttert, ist die Feststellung, dass der Ernst der Lage in der breiten Bevölkerung offensichtlich noch nicht ausreichend akzeptiert ist. Oder nicht angekommen ist. Ich weiß es nicht. Aber für einen Theatermacher, der nicht weiß, wann er sein Geschäft wieder ausüben kann, und dass in Solidarität akzeptiert und als angemessen empfindet, ist derzeit das größte Übel, wie unsolidarisch sich viele Mitbürger verhalten, in dem sie einfach den Aufforderungen nicht folgen. Mit dem Ruf nach finanzieller staatlicher Hilfe müssen wir alle sehr verantwortungsvoll umgehen. Für mich gibt es keine Berufsgruppe, die besonders zu unterstützen wäre, damit sollten wir nicht mehr argumentieren. Es gibt ,reiche‘ und ,arme‘ Künstler, ,reiche‘ und ,arme‘ Gastronomen, ,reiche‘ und ,arme‘ Sportler. Wir müssen nicht Berufsgruppen unterstützen, sondern Menschen, die Hilfe brauchen – und auch nur die sollten sich beim Staat melden.“
Der Hausarzt
Rainer Röver, 41, Überlingen: „Wir müssen unter den vielen leicht Erkrankten die schweren Verläufe herausfischen – das war schon immer unsere Kernaufgabe als Hausärzte. Für uns bedeutet diese Krise deshalb sehr viel Aufklärungsarbeit, denn viele Menschen mit leichten Beschwerden möchten sich testen lassen. Das kann unser Gesundheitssystem aber nicht leisten, und es ist auch meist nicht nötig. Dabei müssen wir selbst uns auf eine Situation einstellen, die mit nichts vergleichbar ist, was wir kennen. Das Fehlen von Schutzmaterial und Desinfektionsmitteln ist eine zusätzliche Belastung. Das Wichtigste ist, dass sich jetzt alle verantwortungsvoll verhalten, und wenn möglich zuhause bleiben. Soziale Kontakte sollten auf ein Minimum reduziert werden.“
Die Einzelhändlerin
Andrea Schneider, 63, Parfümerie Butta in Donaueschingen: „Ich stelle dieser Tage bei meiner Kundschaft fest, wie unterschiedlich die Menschen mit der Krise umgehen. Die einen sind ganz entspannt, die anderen sehr unsicher. Personell befinden wir uns auf einer Art Gratwanderung. Wir wollen möglichst wenig Personal vorhalten, dennoch wollen wir alle Wünsche der Kunden zufrieden stellen. Für die Öffnung der Geschäfte wünsche ich mir eine einheitliche Regelung. Es hilft ja nichts, wenn ein paar auf und ein paar zu haben. Die Leute nehmen den Einzelhandel als geschlossen wahr und bleiben weg.“
Der Kinobetreiber
Bernd Gschöpf, 53, Neuenburg: „Was die Corona-Krise für mich persönlich bedeutet, weiß ich auch noch nicht so genau. Wie für alle ist so etwas für mich das erste Mal. Unsere Kinos in Waldshut und Rheinfelden müssen laut Anordnung von oben natürlich geschlossen bleiben. Wie lange das dauert, wissen wir im Moment nicht. Ursprünglich hieß es bis Mitte Juni, nach neuer Information dürften am 19. April wieder öffnen. Ich hoffe, dass das Thema bis dahin durch ist. Wir haben Rücklagen, die wir angreifen. Wir versuchen, an Kurzarbeitergelder zu kommen, die Mitarbeiter sollen ihren Lohn weiter erhalten. Wir wollen investieren, an dem Plan halten wir fest. Und unsere Kinos sind vorbereitet, so dass wir theoretisch morgen wieder öffnen könnten. Es ist so, als hätten wir längere Betriebsferien. Das einzige Problem ist, dass die ganzen Filme im Moment vom Markt verschwinden. Aber, ich glaube den Leuten ist es egal, welchen Film sie gucken, wenn sie wieder kommen dürfen.“
Der Messebauer
Patrik Volk, 31, Messebau Bodensee Volk, Friedrichshafen: „Für uns ist das ein extremer Ausnahmezustand: Alle Messen sind oder werden abgesagt. Wir verbuchen Umsatzeinbußen von fast 100 Prozent! Bisher sind bestimmt 15 Messen ausgefallen. Wegen der Krise musste unser Unternehmen Kurzarbeit anmelden. Um die Kosten möglichst gering zu halten, werden wir uns so schlank wie nur irgend möglich aufstellen. Aber ohne sofortige Liquiditätshilfen ist es nicht möglich, diese Situation zu überstehen. Gleichzeitig arbeitet unser Team nun noch enger zusammen als sonst, um die Krise zu bekämpfen. Wir werden die Zeit nutzen, um interne Prozesse zu optimieren, damit wir gestärkt aus der Situation hervorgehen und künftig noch mehr Messestände bauen können als bisher.“
Der Frisör
Richard Gratwohl, 49, Markdorf: „Anderthalb Meter Mindestabstand geht nicht beim Haare schneiden. Selbst wenn man so lange Arme hat wie ich. Da hilft nur weitermachen – und noch mehr Hygiene, noch mehr Vorsicht. Und Vertrauen gehört auch dazu. Die Kunden, die trotzdem kommen und jetzt nicht absagen, die müssen sich darauf verlassen können, dass wir sie nicht anstecken. Was umgekehrt genau so gilt. Da muss ich meinen Kunden vertrauen. Ansteckend ist bei uns nur der Humor. Ich kenne schon ganz viele Corona-Witze. Wir machen in jedem Falle weiter. Es sei denn, es kommen Anordnungen. Aber dann geht unser Team geschlossen in den Lebensmittelhandel. Da helfen wir dann beim Regale-Einräumen. Das haben wir jetzt verabredet.“
Der Fußballtrainer
Christian Schopper, 52, SC Gottmadingen-Bietingen: „Ich bin normalerweise sieben Tage in der Woche auf dem Fußballplatz tätig. Daher empfinde ich die derzeitige Situation als Junioren-Fußballtrainer als frustrierend. Ich habe in meiner Funktion als Vorsitzender des SC Gottmadingen Verständnis für die Corona-Maßnahmen, wenn es auch bitter ist, dass die Aktiven und Nachwuchsspieler auf keinem Fußballplatz mehr kicken dürfen. Fußball ist aber diesmal wirklich nun Nebensache. Arbeit habe ich genug, wie als Produktionsleiter bei der Randegger Ottilienquelle. Bei Tätigkeiten auf dem Sportgelände Katzental blutet mir das Herz, wenn ich sehe, dass bei schönstem Fußballwetter alles brach liegt.“
Der Zahnarzt
Johannes Finkel, 36, Bad Säckingen: „Wir werden in unserer Gemeinschaftspraxis den Betrieb solange wie möglich aufrechterhalten. Ich bin Spezialist für Wurzelkanalbehandlung, daher habe ich viele Patienten mit akuten Schmerzen, in diesen Fällen kann die Behandlung nicht wochenlang aufgehoben werden. Alle anderen Behandlungen, die nicht dringend sind, verschieben wir auf einen späteren Zeitpunkt. Die Beschaffung von Handschuhen, Mundschutz und Desinfektionsmitteln ist seit Wochen deutlich erschwert, teilweise sind diese Artikel nicht lieferbar. Seitens staatlicher Stellen und Zahnärztekammern würden wir uns mehr Unterstützung und konkrete Handlungsanweisungen wünschen. Dies ist leider bisher nicht der Fall.“