St. Georgen – 15 Schülerinnen und Schüler aus dem französischen Saint-Raphaël sind derzeit im Rahmen der Schulpartnerschaft mit dem Thomas-Strittmatter-Gymnasium in St. Georgen. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklären Bürgermeister Michael Rieger und Schüler beider Schulen, weshalb für sie, auch angesichts der politischen Weltsituation, der internationale Austausch wichtiger ist denn je. Und welchen Film sich die jungen Franzosen zur Vorbereitung auf ihren Besuch angesehen haben.

Die Deutschen trinken viel, vor allem Bier, sind strukturiert und offen gegenüber Gästen – während die Franzosen patriotisch, chaotisch und laut sind und keine andere Sprache sprechen außer Französisch. An Vorurteilen auf beiden Seiten mangelte es offensichtlich nicht in Vorbereitung des Besuchs der französischen Austauschschülerinnen und -schüler, wie Ulla Schaedler, Lehrerin am TSG, sagte: „Die meisten davon hatten sich schnell erledigt, als die Schüler aufeinander trafen“, sagt sie weiter.

Am Samstag reiste die Gruppe per Zug aus der Stadt am Mittelmeer an. Bei frühlingshaften 15 Grad waren die leichten Minusgrade im Schwarzwald die zunächst größte Umstellung. „Aber wir haben uns gut eingekleidet, mit Mützen, Jacken und Schal“, sagt Ella Dumon. Die 15-Jährige ist, ebenso wie die übrigen Schüler der Reisegruppe, Mitglied einer Europaklasse ihres Gymnasiums. „Und allein schon deswegen motiviert, ein anderes Land und dessen Menschen kennenzulernen“, wie Schaedler sagt. Zwar haben sich die Schüler, wie Ella Dumon sagt, nicht explizit auf den Besuch in St. Georgen oder im Schwarzwald vorbereitet. „Aber um zu wissen, wie es in Deutschland ist, haben einige von uns den Film ‚Goodbye Lenin‘ angesehen“, erzählt sie.

Wie das Leben in St. Georgen ist, hat Bürgermeister Michael Rieger in einer Präsentation gezeigt. Der Rote Löwen, die Stadt als wichtiger Industriestandort, die Bedeutung von Landschaft und Landwirtschaft und der Blick auf das vielfältige Vereinsleben so wie die laufende Stadtkern- und baldige Rathaussanierung durften dabei nicht fehlen.

Dass der zuletzt auch aufgrund der Pandemie eingeschränkte Schüleraustausch mit dem Gymnasium – zuletzt waren Schüler von dort 2019 in St. Georgen – jetzt wieder Fahrt aufnimmt, freut Rieger besonders: „Der Austausch ist in diesen politischen Zeiten wichtiger denn je.“ Besonders freut ihn, dass die Schulleiterin des TSG, Christiane King, voll und ganz hinter dem Projekt Schüleraustausch stehe und bei ihrem Amtsantritt zusicherte, die Verbindungen zu St. Raphael wieder zu intensivieren. Gerade der deutsch-französische Austausch, so Rieger, sei besonders für die jungen Menschen wichtig: „Die deutsch-französische Geschichte begründet ja auch unsere Städtepartnerschaft.“ Wie Lehrerin Ulla Schaedler sagt, diene der Schüleraustausch auch dazu, „Brücken zu bauen und zu zeigen, wie wichtig es ist, Vorurteile abzubauen.“

Lennart Broghammer aus der elften Klasse des TSG findet den Schüleraustausch wichtig: „Einerseits wegen der Sprache, aber auch, um neue Kulturen und Menschen kennenzulernen.“ Und auch, um Vorurteile abzubauen und neue Eindrücke zu gewinnen. Was er in den paar Tagen schon von seinen französischen Freunden gelernt habe? „Dass die politisch ähnlich denken wie wir.“

Während ihres Aufenthalts haben die Gäste aus St. Raphael unter anderem in Donaueschingen gesehen, wie die Fastnacht gefeiert wird. Weiter stehen Besuche in Konstanz und in Villingen sowie im Deutschen Phonomuseum auf dem Programm. Zudem genießen die Austauschschüler Zeit mit ihren Gastfamilien. Mitte März wird bereits der Gegenbesuch an der Cote d‘ Azur stattfinden.