Das haben Organisatoren, Teilnehmer und Publikum so noch nicht erlebt. Teilnehmer eines Musikwettbewerbs, die ihre Beiträge per Ton- oder Videoaufzeichnung einschicken, ein auf ein Minimum reduziertes Publikum im Konzertsaal und eine Jury, die nicht zuletzt wegen der plötzlichen Erkrankung eines Jurymitglieds an Covid-19 sozusagen im Home-Office die Sieger kürt – der von Pianistin und Klavierlehrerin Gabriele König initiierte Reinhold-Glière-Klavierwettbewerb an der Jugendmusikschule St. Georgen-Furtwangen hatte es in sich.

Gerade noch rechtzeitig, bevor ab Montag der von der Bundesregierung verhängte Teil-Lockdown kulturelle Veranstaltungen für die kommenden vier Wochen untersagt, ging Gabriele König das Wagnis ein und bot den Teilnehmern am Wochenende die Möglichkeit, ihre musikalischen Beiträge vorzutragen. „Es ist wichtig, dass es in dieser schweren Zeit für uns alle auch positive Signale gibt“, begründete die Klavierlehrerin ihre Entscheidung, den Wettbewerb trotz strenger Corona-Auflagen stattfinden zu lassen. Wenn auch in deutlich abgespeckter Form. Die Wettbewerbsteilnehmer, die sich aus weiten Teilen Deutschlands bereits zu Beginn des Jahres angemeldet und sich intensiv vorbereitet hatten, durften nicht anreisen. Stattdessen reichten diese eine Ton- oder Videoaufzeichnung ein. Lediglich die Teilnehmer aus Baden-Württemberg und diejenigen, die aus St. Georgen, beziehungsweise aus den Reihen der Jugendmusikschule St. Georgen-Furtwangen kamen, präsentierten ihr virtuoses Klavierspiel live und vor Ort.
Allen Herausforderungen und Umständen zum Trotz wurde die Messlatte sehr hoch angelegt. „Die Teilnehmer haben seit Anfang des Jahres hart geübt“, sagte Gabriele König. So wie der elfjährige Noel Hinz aus Brigachtal. „Ich übe täglich eine Stunde, vor dem Wettbewerb noch etwas mehr“, sagte er. Neben einem Pflichtstück aus der Feder des Namensgebers des Wettbewerbs, dem deutschstämmigen, russischen Komponisten Reinhold Glière, wählte Noel das Stück „The Bell“ (Die Glocken) von Sergej Slonimsky. Das Besondere an dem kurzen Werk ist, dass dabei nicht nur die Tasten des Konzertflügels gespielt, sondern auch die Saiten des Instruments gezupft werden. „Das soll die Glocken simulieren“, so der junge Pianist.

Am Ende der beiden Wettbewerbstage bekam jeder Teilnehmer von Gabriele König eine Urkunde und ein Präsent überreicht. Gewinner konnten allerdings noch nicht gekürt werden. „Die Auswertung der Gewinner wird noch einige Tage in Anspruch nehmen“, sagte König, da die Jury die Tonaufzeichnungen erst bewerten muss.