In St. Georgen lebende Türken sind erschüttert. Bei den schweren Erdbeben in der Türkei am 6. Februar und am 20. Februar starben mehr als 42.000 Menschen. Dort lebende Familienmitglieder wurden verletzt oder sind gar ums Leben gekommen. Über eine türkische Kirchengemeinde in Villingen-Schwenningen wollen die St. Georgener jetzt Hilfe leisten.
So kennt man ihn gar nicht
Zafer Ekaincioglu ist traurig. Der sonst immer gut aufgelegte Kebapladen-Betreiber kommt aus Antakya, genau aus jener Stadt im türkisch-syrischen Grenzgebiet, die bei dem ersten Erdbeben vor zwei Wochen fast vollständig zerstört wurde. Tausende Menschen kamen dabei ums Leben. „Aus meiner Familie sind acht Menschen vermisst. Cousins, Schwestern, Nichten“, sagt Ekaincioglu mit kraftloser Stimme.

Schon wenige Minuten nach dem Erdbeben in den frühen Morgenstunden des 6. Februar mit einer Stärke von 7,8 klingelte bei Zafer Ekaincioglu das Telefon und er wurde informiert. Über die Medien verfolgte er, welch unvorstellbares Ausmaß diese Naturkatastrophe hatte.
Das ist das Schlimmste
Zwischendurch ist der Kontakt zur Familie abgebrochen, weil es keinen Strom gab und das Internet nicht funktionierte. Für ihn das Schlimmste ist, dass er den Menschen nicht selbst vor Ort helfen kann. „Wir machen uns große Sorgen, die Menschen schlafen unter freiem Himmel und jetzt kommt die Seuchengefahr.“
Trost und Kraft gibt Ekaincioglu, dass er mit dem Schmerz und den Sorgen nicht alleine ist. Die Antiochenisch-orthodoxe Kirchengemeinde St. Georgios, die vor 50 Jahren gegründet wurde, hat in Villingen-Schwenningen rund 300 Mitglieder, auch aus Schramberg, Hausach und Ravensburg. „Viele unserer Gemeindemitglieder haben Familienangehörige, Freunde oder Bekannte zu beklagen“, sagt Gemeindevorsitzender Kurban Kusoglu.
Was ist die Antiochenisch-orthodoxe Kirchengemeinde?
Die Gemeindemitglieder in der Türkei schätzt Kusoglu auf etwa 2500 Menschen. Um sie in dieser Situation nicht alleine zu lassen, wurde umgehend eine Hilfsaktion gestartet. „In einem ersten Transport haben wir Essen, Trinken, Hygieneartikel, Babynahrung organisiert.“
Hilfstransport wird aufgehalten
Allerdings kam der Lastwagen zunächst nur bis an die Staatsgrenze, zu hoch waren die behördlichen Auflagen. Derzeit sind einige Mitglieder des Gemeindevorstandes direkt vor Ort im Erdbebengebiet, um zu helfen.
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Wenngleich die Menschen in Antakya derzeit nichts mehr haben, bittet Kusoglu darum, keine weiteren Hilfsgüter zu spenden, sondern besser Geld.
Wie jetzt geholfen wird
„Das einzige, was hilft, ist Geld, damit die Menschen dort vor Ort Baumaterialien kaufen können, um ihre Häuser wieder aufzubauen“, macht er deutlich. Das Geld werde direkt vor Ort je nach Bedarf an die Menschen dort ausgegeben.

Derweil kann Zafer Ekaincioglu hin und wieder Kontakt zu seiner Verwandtschaft herstellen. „Es gibt zeitweise Strom und das Internet funktioniert auch wieder“, sagt er. Die Ohnmacht, den Menschen nicht direkt helfen zu können, die bleibt.