„Bekanntmachung, amtliche Bekanntmachung!“, das waren die wichtigsten Worte für den Ausrufer amtlicher Nachrichten und sonstiger Neuigkeiten. Selbstverständlich gehört zu dieser Person die unvermeidliche Glocke um die notwendige Aufmerksamkeit zu erlangen.
Ein wohlbekannter Dorfbüttel
So war es vor 100 Jahren auch in Tennenbronn und diese traditionsreiche Aufgabe hat sich bis nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur hier im Ort erhalten. Der Ausrufer war demnach das, was heute Mitteilungsblätter, Aushänge und die Zeitungen darstellen, als wichtiges Bindeglied um Nachrichten zu verbreiten.
Neuerdings ist wieder der sogenannte Dorfbüttel im Dorf unterwegs. Seine Nachrichten sind nicht ganz neu, dafür hat er allerhand Geschichten aus der Vergangenheit parat. In früheren Zeiten übernahmen diese Aufgabe Männer, die von ihrer Aufgabe her als Gasableser in jedes Haus gekommen sind. Dabei haben sie nicht nur den Zählerstand notiert.
Nein, sie plauschten auch mit der der Kundschaft. Zwangsläufig waren sie also immer auf dem neuesten Stand der innersten Dorfgeschichte.
Mit dem Dorfbüttel heutiger Zeit hat diese Nostalgie wenig zu tun. Denn Ulrich Grießhaber, der freiwillig diese Rolle übernommen hat, kommt in keine Häuser. Schon deshalb ist er nicht wunderfitzig und vertratscht auch nicht die Dorfneuheiten aus dem Privatleben der Bürger.
„In meiner Freizeit mache ich seither nichts anderes, als Informationen zu sammeln.“Ulrich Grießhaber, Dorfbüttel
Ulrich Grießhaber ist in Tennenbronn wohlbekannt. Oftmals ist er anzutreffen als Fotograf, wenn das kulturelle Leben in Tennenbronn pulsiert. Der Kenner der Tennenbronner Ortsgeschichte hat mit dieser Figur ein neues Feld der Öffentlichkeitsarbeit aufgemacht.
Viele Geschichten und ein Ziehkarren
Seit über einem halben Jahr hat Grießhaber recherchiert, was zu den Häusern in der Hauptstraße an wissenswerten Informationen vorhanden ist. „In meiner Freizeit mache ich seither nichts anderes, als Informationen zu sammeln“, ist im Gespräch zu erfahren.
Auf dem Rundgang durch die Hauptstraße kann Ulrich Grießhaber zu vielen alten Häusern, die vor 100 Jahren noch ganz anders ausgesehen haben, Wissenswertes mitteilen.
Begleitet wird er dabei von Franz Hermann auf dessen Ziehkarren so manche Utensilien aus vergangener Zeit liegen – passend zum Vorgetragenen. Ein Hut vor dem Anwesen, in dem eine Putzmacherin gearbeitet hat. Ein 100 Jahre alter Feuerwehrhelm, der das Gründungsmitglied und den damaligen Kommandanten Karl Haas (Posthaas) versinnbildlicht.

Ein Stiefel mit Holzsohle, wo auf einen Schuhmacher hingewiesen wird. So manche Begebenheit schildert Ulrich Grießhaber aus Texten des Brigachboten, dem Vorläufer des SÜDKURIER in St. Georgen.
Ein leichtes Schmunzeln kam auf, als sich die Rede den Gasthäusern zuwandte. Für 20 Häuser im Oberdorf gab es die Wirtschaften Germania, Rose mit Bäckerei und den Engel. Im Unterdorf waren es mit dem Löwen, der Krone, dem Adler und der Linde vier Wirtschaften für 30 Häuser. Zwischen dem Anwesen Dertmann und dem Jugendheim ist ein alter Grenzstein zu sehen.

Ein besonderes Schmankerl bot sich bei der Besichtigung der Werkstatt der Flaschnerei Jäckle. Da war eine 100 Jahre alte Abkantbank zu sehen, die besonders in Augenschein genommen wurde. Ulrich Grießhaber erklärt die verschiedenen Maschinen und Werkzeuge, welche heute noch im Originalzustand zu sehen sind.