Wie geht es weiter mit der ärztlichen Versorgung in Tennenbronn? Nachdem in den vergangenen eineinhalb Jahren gleich zwei Hausärzte ihre Praxen aus Altersgründen aufgegeben haben, steht der Ort seit Dezember vergangenen Jahres ohne Hausarzt da.
„Ich kann ihnen leider kein Aha-Erlebnis bescheren. Im Moment sieht es nicht sehr gut aus.“Uwe Weisser, Stadtverwaltung Schramberg
Zwar bemüht sich die Stadt Schramberg intensiv darum, einen Mediziner nach Tennenbronn zu holen. Bislang sind die Bemühungen allerdings noch nicht von Erfolg gekrönt, wie in der Ortschaftsratssitzung bekannt wurde.
„Ich kann ihnen leider kein Aha-Erlebnis bescheren. Im Moment sieht es nicht sehr gut aus“, sagte Uwe Weisser vom Fachbereich Zentrale Verwaltung und Finanzen zu dem Ortschaftsratsgremium, das insgeheim wohl mit positiveren Nachrichten gerechnet hat.
3500 Einwohner – kein Arzt
Für den Vertreter der Stadtverwaltung sei „absolut klar, dass ein Dorf mit 3500 Einwohnern einen Hausarzt braucht“. Weisser machte aber auch klar, dass zunächst die Kassenärztliche Vereinigung (KV) für die hausärztliche Versorgung zuständig sei. „Hier sind die Möglichkeiten einer Kommune begrenzt.“
Viele nicht gern selbstständig
Wie Weisser weiter sagte, steht Tennenbronn mit dem Problem nicht alleine da. „In Baden-Württemberg sind 500 Arztsitze unbesetzt. Die Mediziner sind einfach nicht vorhanden.“ Dazu komme, dass junge Ärzte häufig den finanziellen Invest zum Einrichten einer Praxis, das Risiko und die Belastung scheuten.
Er bezweifelt daher auch, dass die 2021 in Baden-Württemberg eingeführte „Landarztquote“ in absehbarer Zeit etwas daran ändern wird. „Bis die jungen Medizinstudenten, die sich verpflichten, nach ihrem Studium für zehn Jahre als Arzt auf dem Land verpflichten, ihr Facharztstudium zum Allgemeinarzt abgeschlossen haben, dauert es noch zehn Jahre.“
Ein Drittel ist über 60 Jahre alt
Wie ein Blick von Uwe Weisser in die Historie zeigt, lag die Arztquote in Schramberg im Jahre 2014 noch bei einer Überversorgung von 130 Prozent. Was die Ärzte damals offensichtlich nicht oder zu spät bedacht haben, war die rechtzeitige Suche nach einem Nachfolger. Ein Drittel der Hausärzte seien über 60 Jahre alt.
Trotz der aufgezeigten Schwierigkeiten werde man die Hoffnung nicht aufgeben. „Wir müssen jemanden finden, der Lust auf Tennenbronn hat.“
Moosmann will nicht aufgeben
Ortsvorsteher Manfred Moosmann ist davon überzeugt, dass „es das Hausarztmodell wie bisher so nicht mehr geben wird“. Vielmehr sieht er die Zukunft der medizinischen Versorgung in neuen Versorgungsstrukturen wie etwa einer Gemeinschaftspraxis. „Wir können uns keinen Arzt schnitzen, aber wir geben nicht auf“, so Moosmann optimistisch.
Ortschaftsratsmitglied Patrick Fleig sagte, es sei gut, dass das Thema öffentlich diskutiert werde, „damit die Bürger sehen, dass die Stadt hier etwas unternimmt“.