Raumschaft Triberg/St. Georgen – Alle zehn Jahre findet im deutschen Wald eine Bestandsaufnahme statt. Dabei erfassen Experten des staatlichen Thünen-Instituts, wie groß die Waldfläche Deutschlands ist, welche Baumarten in den Wäldern zu finden sind, wie alt die Bestände sind und in welchem Zustand sie sich befinden. Jetzt wurden ernüchternde Ergebnisse präsentiert.
Auch die Höhe der Holznutzung und die Nachhaltigkeit der Bewirtschaftung von Wäldern und Forsten werden bei der Bestandsaufnahme ermittelt. Auftraggeber dieser Bundeswaldinventur ist das Bundeslandwirtschaftsministerium. Jüngst stellte Agrarminister Cem Özdemir die Ergebnisse dieser Bilanz für die vergangenen zehn Jahre vor. Nicht nur Förster, Waldbauern und Naturschützer warteten sehr gespannt auf die Ergebnisse. Auch Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, interessierte sich sehr dafür, denn das Zahlenwerk gibt Aufschluss darüber, ob die Bundesregierung ihre Klimaschutzziele im Landnutzungssektor und damit die für das Jahr 2045 angestrebte Neutralität in Sachen Treibhausgas erreichen kann.
Nach der Inventur macht die Lage im Wald die Hoffnungen gründlich zunichte, mithilfe der Wälder die Klimaziele erreichen zu können. Zum ersten Mal seit Beginn der Erhebungen kann der Wald in Deutschland keinen Klimaschutzbeitrag als Kohlenstoffsenker mehr leisten. Im Gegenteil: Deutschlands größtes Ökosystem ist laut der vorgelegten Erhebung seit 2017 stattdessen sogar zu einer Quelle für Treibhausgasemissionen geworden.
Stürme, Waldschädlinge und Trockenheit machen den deutschen Wäldern extrem zu schaffen. Und wie stellt sich die Lage hier vor Ort dar? Darüber klärte der Leiter des Kreisforstamtes im Schwarzwald-Baar-Kreis auf. Für die rund 47.000 Hektar Wald im Landkreis gab Frieder Dinkelaker keine Entwarnung. Dennoch ist die Lage im Quellenland nicht ganz so dramatisch wie im Rest der Bundesrepublik. Doch auch der Nordwestkreis hat 2023 ein recht drastisches Jahr hinter sich. Im Revier von Stefan Schultis, das Schonach und Schönwald inklusive Privatwald umfasst, war der Anteil der zufälligen Nutzung mit fast 84 Prozent enorm. Rund 3900 Festmeter waren ordentliche Waldnutzung, gut 20.000 Festmeter waren durch Sturm, Käfer und Trockenheit bedingt, wobei Trockenstress zumeist dem Käfer Vorschub leistet. Im Forstrevier Triberg von Uwe Klein betrug die zufällige Nutzung 8554 Festmeter, insgesamt waren es 14.332 Festmeter; das bedeutet, dass annähernd 60 Prozent Kalamitätsholz waren. Noch am besten kam das Revier von Thomas Leser in St. Georgen davon, wobei auch hier die zufällige Nutzung fast 55 Prozent betrug. Rund 5600 Festmeter waren Plannutzung, 6765 Festmeter waren zufällige Nutzung.
Etwas besser sieht es dagegen im laufenden Jahr aus. Im Revier Schonach/Schönwald liegt der Anteil des Schadenholzes zwar noch immer über 52 Prozent. Das bedeutet, dass einer Gesamtnutzung von 12.489 Festmetern nur noch 6519 Festmeter an zufälliger Nutzung gegenüber stehen. Im Revier Triberg ist der Anteil zufälliger Nutzung noch einmal gestiegen und beträgt nun 66,7 Prozent.
Glücklich schätzen kann sich St. Georgen. Nur 2421 Festmeter zufälliger Nutzung stehen 12.381 Festmetern Gesamtnutzung gegenüber, was 19,6 Prozent Schadholzanteil bedeutet. Dazu muss man sagen, dass der Waldumbau in der Bergstadt seit Jahrzehnten bereits im Gange ist. Deutlich schlechter sehe es im Süden des Landkreises aus, so Dinkelaker.