Es ist eine Diskussion, die sich bereits über Monate im Unterkirnacher Gemeinderat hinzog: Die einen halten die kleine und marode, rund 50 Jahre alte Verbindungstreppe zwischen dem Unterkirnacher Eichhaldeweg und der Talstraße für eine wichtige Verbindung für Fußgänger vom Bereich des Talsees – und damit auch der Roggenbachschule – hinauf auf den Sommerberg. Die anderen haben erhebliche Sicherheitsbedenken und fürchten nach wie vor hohe Kosten für die Sanierung der Treppe.
Bereits seit Sommer 2020 schwelt die Diskussion. Sogar eine Unterschriftenaktion von Bürgern gab es zugunsten der Treppe. Im September 2022 hat der Gemeinderat den Abriss der Treppe beschlossen. Umgesetzt wurde dieser Beschluss aber bislang nicht.

Dass jetzt eine Gruppe Bürger mit dem Angebot einer ehrenamtlichen Sanierung an die Gemeinde herantritt, eröffnet ein neues Kapitel der Treppendiskussionen. Das wurde jüngst in einer Sitzung des Gemeinderates deutlich.
Von bis zu 60.000 Euro Sanierungskosten war zwischenzeitlich seitens der Gemeinde die Rede. Das war dieser zu teuer. Man wollte auf die Sanierung verzichten, zumal der Umweg, den die Fußgänger ohne die Treppe nehmen müssen, überschaubar weit und auch für Fußgänger mit Kinderwagen oder Rollator zu nutzen ist.
Verkehrsschau sieht Sicherheitsproblem
Zudem sei man im Rahmen einer Verkehrsschau bereits im Jahr 2021 zu dem Ergebnis gekommen, dass der Ausstieg der Treppe unmittelbar auf die Talstraße ein Sicherheitsrisiko darstelle. Der Bau einer Querungshilfe weiter in Richtung Ortsausgang sei für Fußgänger die sicherere Variante, urteilt Bürgermeister Andreas Braun. Auch diese Querungshilfe wurde aber noch nicht realisiert. Die Gemeinde müsste dafür einen Grundstücksteil kaufen.
Doch auch die Sanierung der maroden Treppe im Rahmen bürgerschaftlichen Engagements erscheint einigen Gemeinderäten nicht als Allheilmittel.
Einzig die Materialkosten müsste die Gemeinde hierfür tragen. Diese beliefen sich nach einer vorgelegten Kalkulation auf 8.000 bis 10.000 Euro abzüglich möglicher Spenden von Privatleuten oder Geschäften.
Fachliche Kompetenz wird nicht angezweifelt
Zwar spricht von den Gemeinderäten und der Kommunalverwaltung niemand den fünf Bürgern aus dem Bereich Löwengründle um Berthold Hettich die fachliche Kompetenz ab. Und auch das bürgerschaftliche Engagement wird hoch geschätzt.
Doch es gebe noch zu viele Unbekannte, so der Bürgermeister. So liege beispielsweise die Verkehrssicherungspflicht für die Treppe weiter bei der Gemeinde, für die Arbeiten durch die Bürger gelte es noch versicherungsrechtliche, baurechtliche und auch Fragen zur Gewährleistung der Arbeiten zu klären. Und der Treppenuntergrund berge noch viele Unbekannte.
„Und auch bei einer Instandsetzung der Treppe ist eine Querungshilfe in der Talstraße nicht vom Tisch“, machte der Bürgermeister deutlich. Sie werde „von den Behörden nichtsdestotrotz empfohlen“.
Entgegen im Ort aufgestellter Behauptungen gebe es keine feste Zusage von Bürgermeister Andreas Braun an die zur Sanierung bereitstehenden Bürger. Es gebe lediglich eine „gefühlte Unterstützung“, erklärte Berthold Hettich. Braun betonte in diesem Zusammenhang: „Ich werde ganz gewiss keinen Beschluss des Gemeinderates im Alleingang aushebeln“.
Bislang ist nichts passiert
„Die Situation ist für uns als Gemeinderäte ebenso ungut wie für die, die sich einbringen möchten“, machte Martin Kuberczyk für die Fraktion der CDU deutlich. Es gebe aber schließlich einen einstimmigen Beschluss des Gemeinderates im Zusammenspiel Querung, Kreuzung, Treppe, der bindend sei.
Dass die Treppe noch nicht zurückgebaut ist, sei ein „eklatantes Versäumnis“ der Gemeinde, kritisierte Susanne Ciampa. Sie sei zwar ursprünglich für den Erhalt der Treppe gewesen, jetzt gebe es aber „eine eindeutige Beschlusslage“. Ihr gehe es jetzt „ums Prinzip“.

Cornelia Ries stellte fest, es sei in den 50 Jahren, in denen es die Treppe gebe, noch nie etwas passiert. Es sei deshalb „völlig unnötig, jetzt ein solches Fass aufzumachen“.
Sabine Wagner betonte für die Fraktion „Gemeinsam für Unterkirnach“: „Wir als Fraktion unterstützen die Sanierung der Treppe.“ Sie forderte zudem, das Protokoll der Verkehrsschau vorzulegen.
Thomas Rauer bestätigte, man „sollte jetzt nicht alle Beschlüsse des bisherigen Gemeinderates infrage stellen“. Bei neuen Rahmenbedingungen allerdings sei das durchaus sinnvoll. Außerdem erinnerte er daran, dass auch bei der Sanierung der Sanitärräume in der Schlossberghalle die Gemeinde private Eigenleistungen zugelassen habe.
Letzten Endes ist die lange Geschichte der Unterkirnacher Verbindungstreppe noch nicht zu Ende geschrieben. Eine Entscheidung wurde einvernehmlich zugunsten einer neuen Betrachtung der Gesamtsituation zurückgestellt.