Bernhard Kuberczyk hat in 35 Jahren im Gemeinderat viel erlebt. Vielleicht sogar fast alles. „Es war eine sehr interessante Zeit mit vielem, woran ich mich gerne erinnere“, sagt er. Das mag man ihm gerne glauben. Zum ersten Mal wurde er praktisch zeitgleich mit dem Mauerfall auf der Liste der CDU/Bürgervereinigung in den Gemeinderat gewählt.

Mit 18 Jahren kam Bernhard Kuberczyk mit den Eltern aus Schlesien nach Deutschland. Damals habe er zunächst kein Wort Deutsch gesprochen, erinnert er sich. Dass dem ein Architekturstudium mit anschließend eigenem Büro folgte, ist nur einer der bemerkenswerten Schritte im Leben des heute 73-Jährigen.

Die erste Kandidatur

1989 entschied er sich für seine erste Kandidatur zum Gemeinderat. Er wurde auf Anhieb gewählt.

„Ich habe mich schon immer für Politik und vor allem auch für die Kommunalpolitik interessiert. Die Mitarbeit im Gemeinderat hat mich deshalb gereizt“, blickt Bernhard Kuberczyk zurück. Dass der ersten Wahl weitere sechs Amtsperioden folgen würden, war damals nicht abzusehen.

„Das waren tolle 35 Jahre und ich danke der Bevölkerung ganz ausdrücklich für das große Vertrauen, das sie mir geschenkt hat“, betont er.

Auszug aus dem Wahlprospekt der Unterkirnacher CDU im Jahr 1989.
Auszug aus dem Wahlprospekt der Unterkirnacher CDU im Jahr 1989. | Bild: Cornelia Putschbach

Zehn Jahre später wurde ihm zusätzlich die Aufgabe des ersten stellvertretenden Bürgermeisters übertragen. Die gleichzeitige Kandidatur für den Kreisrat blieb allerdings erfolglos. Bürgermeister war damals noch bis ins Jahr 2002 Siegfried Baumann.

In dessen Amtszeit fiel unter anderem der Ausbau des Mühlenplatzes. Überhaupt habe Unterkirnach „Siegfried Baumann einen Großteil der Infrastruktur zu verdanken, die die Gemeinde viele Jahre hatte“, betont Bernhard Kuberczyk. Die Mühlenplatzüberdachung wurde durch ihn als Architekten entworfen.

Der Beruf des Architekten

Einen Interessenkonflikt zwischen seiner Arbeit als Gemeinderat und der des selbständigen Architekten habe es nicht gegeben, blickt Bernhard Kuberczyk zurück. Er habe seinen Beruf immer von der Aufgabe des Gemeinderats trennen können.

Als Freiberufler sei es ihm, nicht zuletzt auch dank der Unterstützung seiner Frau Elisabeth, möglich gewesen, Termine flexibler zu gestalten. Ganz besonders notwendig war das, als Bürgermeister Gerold Löffler erkrankte und längere Zeit vertreten werden musste.

Bernhard Kuberczyk bättert in alten Unterlagen. 35 Jahre Gemeinderatsarbeit bringen viele Erinnerungen mit sich. Im Gespräch erinnert er ...
Bernhard Kuberczyk bättert in alten Unterlagen. 35 Jahre Gemeinderatsarbeit bringen viele Erinnerungen mit sich. Im Gespräch erinnert er sich an diese Jahre. | Bild: Cornelia Putschbach

Damals habe er auch die Bürgermeister des Sechser-Clubs gut kennengelernt, erinnert sich der Unterkirnacher Bürgermeisterstellvertreter. Ihnen rechnet er noch heute hoch an, dass sie ihm auf Augenhöhe begegnet seien. Dankbar ist er zudem den Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung, die ihm damals sogar eine – noch heute gut verwahrte – Dankeskarte schrieben.

Das Architekturbüro hat mittlerweile Sohn Christian übernommen und weiterentwickelt. Gelegentlich hilft Bernhard Kuberczyk noch aus.

Dass sein anderer Sohn Martin jetzt für den Gemeinderat kandidiere, habe definitiv nichts mit seinem Verzicht auf eine Kandidatur zu tun, betont Bernhard Kuberczyk. Vielmehr habe die CDU/Bürgervereinigung jetzt ein breites Bewerberfeld aus jungen und älteren Bewerbern, aus erfahrenen Gemeinderäten und neuen Bewerbern. Eine solche Entwicklung sei gut und wichtig, um im Gremium einen Austausch auf allen Ebenen zu ermöglichen. Er habe nicht an seinem Amt festhalten wollen.

Er steht zu seinen Entscheidungen

Im Rückblick auf 35 Jahre im Gemeinderat gebe es eigentlich keine Sache, bei der er sein eigenes Abstimmungsverhalten bereue oder seine eigene Meinung revidiert habe, so Bernhard Kuberczyk auf Nachfrage. Natürlich gebe es aber Positionen, bei denen die Mehrheit des Gemeinderates anders als er abgestimmt habe. Beleidigt sei er deshalb aber nie gewesen. So funktioniere eben Demokratie.

„Ich wünsche mir von einem Gemeinderat, dass er den Leuten nicht nur nach dem Mund redet. Man muss gewisse Dinge aushalten ...
„Ich wünsche mir von einem Gemeinderat, dass er den Leuten nicht nur nach dem Mund redet. Man muss gewisse Dinge aushalten können.“ Bernhard Kuberczyk, seit 35 Jahren Gemeinderat von Unterkirnach | Bild: Cornelia Putschbach

Dennoch gibt es aus jüngster Vergangenheit insbesondere eine Entscheidung des Gemeinderates, die ihn noch immer fuchst. Nämlich die, das Hallenbad Aqualino nicht weiter zu unterstützen.

Anders als die Gastronomie, die zwar auch wichtig für Bürger und Tourismus sei, aber eben privatwirtschaftlich, sei das Hallenbad eine kommunale Angelegenheit, so Bernhard Kuberczyk. Da hätte man auch zulasten der Pro-Kopf-Verschuldung Mittel und Wege finden müssen, dieses weiterzubetreiben.

So sieht Kuberczyk die Gemeinde:

Überhaupt hält es Bernhard Kuberczyk für wichtig, für die fortdauernde Selbständigkeit der Gemeinde Unterkirnach, Geld in die Hand zu nehmen. Als Beispiel nennt er die ortseigene Kläranlage.

„Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, wenn man an der Selbständigkeit von Unterkirnach zweifelt“, betont er.

So geht es nach den Wahlen weiter

Und was macht ein solch engagierter Bürger, wenn dann im Juni der neue Gemeinderat gewählt ist?

„Meiner Frau habe ich versprochen, mit ihr regelmäßig schwimmen zu gehen“, sagt er nicht ohne nochmal darauf hinzuweisen, dass er das gerne im Aqualino gemacht hätte. Außerdem ist da noch die D-Jugend des Fußballclubs, für die er vor einem Jahr als Co-Trainer eingesprungen ist. Zweimal wöchentlich Training und samstags die Spiele fordern einige Zeit, machen aber auch viel Freude. Die Zeit möchte er gerne auch allgemein noch dem Amateurfußball widmen. „Da entstanden über die Jahre viele Freundschaften und eine gute Kameradschaft“, so Bernhard Kuberczyk, der früher selbst hochklassig spielte.

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Nicht ganz so viel Zeit, aber doch regelmäßige Aufmerksamkeit brauchen die Brieftauben, die Bernhard Kuberczyk züchtet. Vor 13 Jahren hat er sich den Wunsch eines Taubenschlags im heimischen Garten verwirklicht. Außerdem möchte er auch wieder etwas mehr zum Tischtennisschläger greifen.

Langweilig wird es ihm also ganz sicher nicht. „Ich werde die Tage insgesamt etwas lockerer angehen“, freut sich Bernhard Kuberczyk auf den mehr als wohlverdienten Gemeinderatsruhestand.