Es war womöglich ein historischer Abend in Unterkirnach, als der Gemeinderat am gestrigen Donnerstag einstimmig für das Angebot an den Förderverein Aqualino stimmte, mit dem diesem die Möglichkeit zum weiteren Betrieb des Bades in eigener Regie eingeräumt wird. Jetzt ist es am Förderverein, seinen 200 Mitgliedern und allen anderen Unterstützern des Hallenbades ihren Wunsch nach einer Wiedereröffnung in die Tat umzusetzen. Bis zum 30. September hat der Förderverein Zeit, das Angebot zu prüfen und eine Entscheidung zu fällen. Sollte das Angebot abgelehnt werden, so der weitere Inhalt des Gemeinderatsbeschlusses, bleibt das Bad in Zukunft geschlossen.

Rückblick
Nicht einmal ein halbes Jahr ist es her, dass in einer ebenfalls denkwürdigen Gemeinderatssitzung mit einigen Protestaktionen seitens der Zuhörer eine Abstimmung über die Zukunft des Bades vertagt wurde. In den Folgemonaten wendete der Förderverein viel Zeit und Energie auf für eine umfassende Prüfung der Optionen zur eine Fortführung des Bades. Mehrfach tauschte man sich intensiv mit Gemeinderat und Verwaltung aus. Noch zu Beginn der Woche sah es allerdings so aus, als ob eine einvernehmliche Lösung nicht denkbar sei. Praktisch in letzter Minute kam dann aus den Reihen des Gemeinderates der jetzt beschlossene Kompromissvorschlag auf den Tisch.
Gedämpftes Zuhörerinteresse
Die Zahl der am Donnerstagabend, nach dem vorherigen Bekanntwerden des Kompromissvorschlages zur Sitzung des Gemeinderates, in die Schlossberghalle gekommenen Besucher war hoch, aber nicht so hoch, wie zunächst angenommen. Blieben doch um 18 Uhr mit dem vorgesehenen Sitzungsbeginn einige der rund 70 Plätze in der Halle leer, während vor der Halle noch etliche Interessierte standen, die im Rahmen des Anmeldeverfahrens keinen Platz mehr bekommen hatten. Kurzerhand bot Bürgermeister Andreas Braun die freien Plätze den Leuten vor der Halle an, so dass schließlich bis auf gut 20 Zuhörer alle die Sitzung persönlich verfolgen konnten. Doch auch vor der Halle waren die Interessierten nicht ganz abgeschnitten. Der Förderverein machte eine Live-Übertragung des Tons aus der Halle möglich.
Sitzungsverlauf
Die Anwesenden konnten dann eine Sitzung verfolgen, in der die allgemeine Erleichterung über eine gütliche Beilegung der Diskussionen und Verhandlungen spürbar war. Da vorhersehbar war, dass viele der eventuell seitens der Bürger im Raum stehenden Fragen, sich im Laufe der Sitzung von selbst beantworten würden, strich Bürgermeister Braun zunächst die Fragemöglichkeit aus der Tagesordnung.
Appell des Bürgermeisters
Der ausdrückliche Dank des Bürgermeisters galt zunächst dem Gemeinderat. Die Gemeinderäte seien es, die das ganze Jahr über „die breite Klaviatur der Aufgaben in Unterkirnach bedienen“. Nicht immer sei es dabei möglich, es allen recht zu machen, so der Bürgermeister. Auch dem Förderverein und Christian Sontag, als Kopf der Projektgruppe, dankte Braun für sein Engagement. An die Unterstützer des Fördervereins richtete er den deutlichen Appell, jetzt tatkräftig mit anzupacken.
Das sagen die Gemeinderäte
Mahnende Worte fand Patrick Seng. Er machte klar, es gebe keine zweite Chance mehr für das Bad. Denjenigen, die von ihrer Meinung das Bad jetzt endgültig zu schließen abrückten, sprach er seine Hochachtung aus. Dem schloss sich Bernhard Kuberczyk an. Susanne Ciampa verdeutlichte, dass der Gemeinderat, egal welche Position zuvor vertreten wurde, jetzt vollständig hinter dem Angebot stehe. Auch wenn manchmal der Eindruck entstanden sei, dass manche Meinung ungeprüft übernommen werde, bestehe das Gremium nicht aus „Ja-Sagern“. Hinter den Kulissen werde ausgesprochen kontrovers diskutiert. Die Unterkirnacher bat sie, Gerüchten nicht ungeprüft Glauben zu schenken, sondern Mitglieder des Gemeinderats offen anzusprechen und Fragen zu stellen. Vieles könnte dann aufgeklärt werden, bevor es zu Diskussionen komme. Rolf Weißer betonte, dass die Beträge, die jetzt seitens der Gemeinde an den Förderverein fließen können, „kein Spielgeld“ seien. Er mahnte einen verantwortungsvollen Umgang damit an.
Statement des Fördervereins
Nach der einstimmigen Zustimmung des Gemeinderates zum Angebot an den Förderverein forderte Heike Andreas, dessen stellvertretende Vorsitzende, das jüngst „etwas aus dem Ruder gelaufene Miteinander“ wieder zu pflegen. Gerhard Graf, Vorsitzender des Fördervereins, verdeutlichte, es sei erst ein Zwischenziel erreicht. Jetzt mache sich der Förderverein an die Arbeit, „die neuen Rahmenbedingungen auszuwerten“ und „die Umsetzbarkeit zu prüfen“. Das Angebot sei eine Chance, das Bad zu erhalten und zu der bereits aufgezeigten Badekultur zu kommen. Der Erhalt des Bades könne aber nur gelingen, wenn es „intensiv von Einwohnern und Touristen genutzt werde.“Hochachtung vor der Arbeit des Gemeinderates
Applaus seitens des Gemeinderates und der anderen Zuhörer gab es schließlich für die Unterkirnacherin Leonie Wimmer. Sie habe sich vehement für den Fortbestand des Bades ausgesprochen, habe dabei aber nie einen Gemeinderat persönlich angreifen wollen, sagte sie. Im Gegenteil, so betonte sie, sie habe größte Hochachtung vor der Arbeit und dem Engagement jedes Einzelnen.
Eine Frage bleibt offen
Zum Abschluss der wegweisenden Sitzung des Gemeinderates blieb eine Frage allerdings vorerst noch offen: Welche Pläne es denn jetzt für die benötigten Kindergartenplätze gebe, wollte eine Zuhörerin wissen. Das könne er jetzt noch nicht sagen, so Bürgermeister Braun. Er versichere aber, man arbeite daran und es werde in jedem Fall eine Lösung geben.