Claudia Hoffmann

Angesichts von 500 fehlenden Kindergartenplätzen blieb dem Jugendhilfeausschuss gar keine andere Wahl, als den umstrittenen Ausbau der privat betriebenen Kindertageseinrichtung KiKripp zu genehmigen (der SÜDKURIER berichtete). Obwohl der Beschluss, dass eine zusätzliche Gruppe für unter Dreijährige und eine Gruppe für über Dreijährige eingerichtet wird, einstimmig fiel, gab es erneut kritische Stimmen aus den Reihen der Freien Träger.

Allerdings wurde auch der Ausbau der Kindertagespflege kritisch bewertet. Dieser Ausbau ist aber nach Aussage von Stefan Assfalg, Leiter des Amtes für Jugend, Bildung und Sport, dringend notwendig. Ohne diese Plätze sei die Lage noch viel dramatischer. Alfred Zahn vom Kinderschutzbund ist der Meinung, dass nicht alles "rund laufe". Er ärgerte sich bei der Kikripp über die 49 Stunden Betreuungszeit, die dort angeboten werden. "In vielen Einrichtungen gibt es nur 30 Stunden." Die 19 zusätzlichen Stunden seien eine freiwillige Leistung und das findet Alfred Zahn "nicht in Ordnung". Andere Träger sollten auch die Chance bekommen, dies zu machen, so Zahn.

Oxana Brunner, Pressesprecherin der Stadt, erklärte auf Nachfrage, dass es keine Sonderstellung für die Kikripp gebe. Der Träger beantragt eine neue Öffnungszeit, danach erfolgt die Abstimmung zwischen Stadt und dem Kommunalverband Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS), abhängig hiervon ist die Zustimmung des Jugendhilfeausschusses. Die Genehmigung erfolgt dann ausschließlich durch den KVJS. Brunner verweist darauf, dass es zahlreiche Einrichtungen gibt, die sogar deutlich länger als 49 Stunden in der Woche Betreuung anbieten, auch bei den Freien Träger.

Der Ausschuss beschränkte in seinem Beschluss einen weiteren Ausbau der Kikripp. "Es muss auch klar sein, dass die Kinder über drei Jahren nicht automatisch in der Kikripp bleiben können", so Ulrike Heggen von den Freien Wählern. Es sei durchaus üblich, nach der Krippe die Einrichtung zu wechseln. Dies betonte auch Bernd Lohmiller von der SPD: "Es gibt kein Recht bis zum Wechsel in die Schule in der gleichen Einrichtung betreut werden."

Michael Stöffelmaier von der Caritas, lobte das innovative Konzept der Kikripp mit der langen Öffnungszeit: "Was es etwas schwer macht, war die Tatsache, dass solche Konzepte nicht bei allen Trägern in gleicher Form gefördert worden sind." Man sei nicht gegen die Kikripp, das sei die Richtung, in die man gehen müsse und wolle. Stefan Assfalg wies auf die große Bedeutung hin, die die Kikripp in Zukunft haben werde, wenn die Wohngebiete auf den ehemaligen Kasernengeländen Lyautey und Welvert gebaut werden.

Auch bei der Diskussion um die Ausweitung der Tagespflege, also die Betreuung von Kindern durch Tagesmütter, war die Sorge der Freien Träger zu spüren, dass ein solcher Ausbau auf Kosten der Kindertageseinrichtungen gehen könnte. Alles in allem seien Kinder hier besser aufgehoben, meinte Beate Schmidt-Kempe als Vertreterin der AWO. Alfred Zahn bemängelte die Bezahlung der Tagesmütter: "Wir nutzen den Umstand aus, dass diese Frauen Geld brauchen."

Stefan Assfalg ließ keinen Zweifel daran, dass die Situation ohne Kindertagespflege noch viel dramatischer sei. "So schnell können wir Kindergärten gar nicht bauen." Und dann müsse man ausreichend Personal finden. Assfalg wies auf die engmaschige Betreuung und die Qualifizierung der Tagesmütter hin. Angesichts der permanenten Kritik seitens der Freien Träger fand er deutliche Worte: "Ich verstehe nicht, woher diese schlechte Stimmung kommt." Er verwies darauf, dass die Stadt die Investionen in Einrichtungen der Freien Träger verdoppelt hat, von 400 000 Euro auf 800 000 Euro. Außerdem sei noch nie ein Antrag der Freien Träger abgelehnt worden.

Wer sich die Mühe macht, die Öffnungszeiten der Kindertageseinrichtungen in VS anzuschauen, findet zahlreiche Einrichtungen mit 50 und mehr Stunden Betreuung pro Woche. Die Kitas am Ziegelbach und in der Au kommen auf 60 Stunden, 50 sind es in der Kita Hammerstatt, Johanna-Schwer, Schwalbenhaag, Kopsbühl. Auch in den Ortschaften umfasst die Betreuung rund 40 und 50 Stunden – teils mit Mittagspause, teils ohne. Auch bei den Freien Trägern gibt es diese Angebote: Tannenhöhe (49), Franziskusheim (52,5), St. Konrad (49), Markus (49).