Macht es Sinn, das geplante Verwaltungszentrum auf dem früheren Kasernengelände Mangin noch unter Oberbürgermeister Rupert Kubon ohne den bis dahin neu gewählten, aber noch nicht die Amtsgeschäfte führenden Oberbürgermeister auf den Weg zu bringen? Nicht mehr alle Gemeinderäte sind davon überzeugt. Im November ist eine Sondersitzung geplant, in der die Verwaltungsspitze die Wirtschaftlichkeitsrechnung für das Projekt in Villingen vorstellt. Wenn die stimmen, könnte das Millionen-Vorhaben zügig die entscheidende Hürde nehmen, umsetzen müsste es aber ab Januar der neue Oberbürgermeister.

Möglicherweise könnte das neue Stadtoberhaupt als eine Art Meinungsbildner am Prozess im November beteiligt oder die Sondersitzung gleich in den Januar verschoben werden. Darauf machte CDU-Fraktionssprecherin Renate Breuning auf Anfrage aufmerksam. Hintergrund sind die im Wahlkampf hochgekochten Befindlichkeiten Schwenninger Kreise, die einen eklatanten Bedeutungsverlust ihres Stadtbezirks befürchten. Hervorgerufen werde der durch den Abzug des Bürgermeisters und der technischen Ämter, finden manche. Zwar erhält Schwenningen als Ausgleich das große Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport, doch die Emotionen sind derzeit nur schwer einzufangen. Es sollte jedenfalls darüber gesprochen werden, wie sich der neue Oberbürgermeister einbringen kann, findet Breuning.

Rudolf Nenno (Freie Wähler) plädiert dafür, die Sondersitzung gleich ins neue Jahr zu verschieben, der neue Oberbürgermeister starte ansonsten mit einer "Hypothek". Nach seinen Informationen lägen die Wirtschaftlichkeitsberechnungen bereits vor, sie würden aber unter Verschluss gehalten, um den Wahlkampf nicht zu beeinflussen. Soweit wie Nenno, der als Bremser gilt, um für den Schwenninger Stadtbezirk das Beste herauszuholen, möchte Freie Wähler-Fraktionssprecher Andreas Flöß nicht gehen. Wenn die Wirtschaftlichkeitsberechnungen stimmen – "das ist das Entscheidende" -, sehe er keinen Grund, nicht abzustimmen: "Jeder wusste, dass zu diesem Zeitpunkt der neue Oberbürgermeister gewählt, aber noch nicht im Amt ist."

Dabei haben die OB-Kandidaten durchaus ihre eigene, von der Verwaltung abweichenden Ansichten zu dem Thema, wie eine Umfrage des SÜDKURIER bereits vor einigen Wochen ergab. Der Tuninger Bürgermeister Jürgen Roth möchte definitiv die Bürger mit ins Boot holen, um herauszufinden, bei welchen Dienstleistungen, zum Beispiel bei Bausachen, der Weg ins Mangin notwendig wird und ob dafür der öffentliche Nahverkehr ausreichend ausgebaut sei. OB-Referent Jörg Röber würde im Falle einer Wahl prüfen lassen, ob der Bürgermeister nicht im Schwenninger Rathaus bleiben solle. Nur Marina Kloiber-Jung stand relativ uneingeschränkt hinter dem neuen Verwaltungszentrum. Darin könnte dann auch ein ständiger Saal für die Gemeinderassitzungen untergebracht werden – auch darüber wird derzeit kontrovers diskutiert.