Die Innenausstattung war vom Allerfeinsten – nur Edelhölzer wurden verbaut. Die Technik war auf dem neuesten Stand – voll klimatisiert und mit Telefon wurde gereist. Was sich für Bahnpendler noch heute mitunter nach einer Traumvorstellung anhört, war vor fast genau 60 Jahren der modernste Standard, den ein Zug besitzen konnte. Die Zeiten ändern sich, die Technik auch. Der Trans Europ Express – einst der modernste Inter-City – ist heute ein Museumsstück. Das irgendwie seinen Weg nach Villingen gefunden hat. Das ist seine Geschichte.
- Die Reise: In der SVG-Eisenbahn-Erlebniswelt in Horb am Neckar stand der Zug lange Zeit als Dauerleihgabe. Da der Vertrag mit dem Eigentümer ausgelaufen war und das Museum diesen nicht verlängert hat, „wurde das Fahrzeug vom Gelände der SVG im Januar abgeholt“, so Marc Baumgartner, Geschäftsführer des Museums. Dem Zug angenommen hat sich die Deutsche-Bahn-Stiftung. Und so kam der VT 11.5 nach Villingen. „Der überwintert dort“, so ein Sprecher der Stiftung. Was dann weiter mit dem Zug passiert, darüber gibt er keine Auskunft. Nur so viel: verschrottet wird das gute Stück auf keinen Fall. Und so ganz fremd ist dem Zug die Strecke im Schwarzwald auch nicht. In den 70er-Jahren veränderten sich die Reisegewohnheiten, der Zug hatte zu wenig Sitze, der Unterhalt wurde zu hoch. Der VT 11.5 wurde ausgemustert. Als Inter-City nicht mehr rentabel genug, wurde er bis 1986 als „Alpensee-Express“ eingesetzt. Fuhr über den Schwarzwald in Richtung Bodensee und Schluchsee.
- Der Zug: Fragt man einen Bahnliebhaber nach ein paar Sätzen zu einem VT 11.5, dann folgt nach einem bedeutungsvollen Seufzer eine komplette Agenda des Zugs. Sie beginnt im Jahr 1956. Nachdem der Wunsch nach Reisen durch ein geeintes Europas in der Mitte der 50er-Jahre in den Köpfen der Menschen angekommen war, einigten sich die Bahnverwaltungen der Schweiz, der Niederlande, der Bundesrepublik Deutschland, Belgiens, Luxemburgs, Italiens sowie Frankreichs auf das System des Transeuropa-Express, kurz TEE. Die Vereinbarung kannte nur ein Credo: Reisen mit höchstem Komfort sollte es sein. Da in den verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Stromsystemen gefahren wird, legte man sich auf Dieseltriebzüge fest. Ebenfalls festgelegt wurde eine Mindestgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometern. Später durften die Züge sogar 160 Stundenkilometer schnell sein.
Das Reisen mit diesen TEE-Zügen, wie sie alsbald im Volksmund bezeichnet wurden, galt als das Nonplusultra im Schienenverkehr. Die Fahrgäste fühlten sich in den Wagen, die pro Drehgestell doppelt abgefedert waren, wie in Sänften. Die ausgeklügelte Klimatisierung in jedem Abteil wurde über zwei eigens dafür eingebaute Dieselgeneratoren angetrieben. Die großzügigen Abteilsitze verfügten über breite Dralonplüschbezüge, Leselampen und eine Lautsprecheranlage sorgte für die notwendigen Informationen. Die Wände wurden in Kirschbaumfurnier ausgestaltet. Die drehbaren Liegesitze der Großraumwagen erlaubten Reisen auf höchstem Niveau. Pro Zug gab es ein Schreibabteil mit eigener Zugsekretärin, die Ferngespräche vermitteln konnte. Wie gesagt, die Zeiten ändern sich.
Wer den Komfort vergangener Tage spüren will, der kann das im Bahnpark Augsburg, dort steht eine beinahe baugleiche Version des TEE VT 11.5.