VS hat nun, was viele andere Kommunen längst haben: einen City-Manager. Thomas Herr war bislang CDU-Vorsitzender im Oberzentrum, er soll sich gegen rund 40 Bewerber durchgesetzt haben, sagt Matthias Jendryschik.

Jendryschik ist als Geschäftsführer der Wirtschaft und Tourismus VS GmbH Herrs direkter Vorgesetzer und betont, er selbst habe ihn auch eingestellt. „Zusammen mit weiteren Mitarbeitern der WTVS“ (Jendryschik) sei diese Entscheidung getroffen worden.

Matthias Jendryschik ist als Geschäftsführer der Wirtschaft und Tourismus GmbH in Villingen-Schwenningen auch der Vorgesetzte des ...
Matthias Jendryschik ist als Geschäftsführer der Wirtschaft und Tourismus GmbH in Villingen-Schwenningen auch der Vorgesetzte des City-Managers. | Bild: Trippl, Norbert

Jendryschik stellte am Mittwoch Thomas Herr in einem Pressegespräch vor. Ziele seien ein besseres VS, Zusammenarbeit mit allen VS-Organisationen und Gewerbetreibenden, wie betont wurde.

Keine Selbstverständlichkeit im Oberzentrum: Zwischen dem Gewerbeverband Oberzentrum (GVO) und unter anderem der Stadtverwaltung gab es lange Zeit eine Art vermintes Gelände. OB Roth hat diesen Zustand aufgebrochen, betont oft tritt er mit dem Gewerbeverbund auf.

Thomas Herr will den Steilpass des OB weiterspielen. Ein enger Schulterschluss sei selbstverständlich, betonte er.

Jendryschik und Herr zeigten bei ihrem Auftritt auch ein bisschen Mut. Betont selbstbewusst fand der Termin am Schwenninger Marktplatz statt.

Das Areal gilt als kritische Masse im Stadtentwicklungsprogramm. Förderprogramme griffen zuletzt nicht bei den Eigentümern. Das zentrale Kunstwerk wird verspottet und für Autoposer lässt es sich hier herrlich auf und ab kreuzen und aus dem Cabrio die Gäste im Eiscafé grüßen.

Drei Haupt-Ansatzpunkte

Thomas Herr will optimistisch sein. Vor allem bei drei Punkten will er ansetzen. Leerstände bekämpfen, Kundenfrequenz erhöhen und Aufenthaltsqualität steigern. In zwei Jahren wolle er sich messen lassen an belebten Einkaufsstraßen und liebenswerten, sicheren und sauberen Innenstädten, erklärte er nun.

Zu seiner Vorgehensweise und zu Zielen will er aktuell noch nichts weiter sagen, im Oktober liege ein startklares Konzept von ihm auf dem Tisch, verspricht der 46-Jährige.

Bis dahin heißt es für ihn auch: Klinken putzen wie im Wahlkampf für OB Roth, den er konkret in der Bewerbungszeit unterstützt hat. Vor allem bei der Arbeit mit Homepage und Social Media war Herr für den OB tätig.

Oberbürgermeister Jürgen Roth, hier in einer Kreistagssitzung im Juli, hat eine öffentlich bislang unbekannte Verbindung zu Thomas Herr: ...
Oberbürgermeister Jürgen Roth, hier in einer Kreistagssitzung im Juli, hat eine öffentlich bislang unbekannte Verbindung zu Thomas Herr: Der neue Citymanager ist privat auch bei Jürgen Roth beschäftigt. | Bild: Trippl, Norbert

War tätig? Jürgen Roth (CDU) beantwortet freimütig eine Anfrage des SÜDKURIER. Thomas Herr sei immer noch und bis heute für ihn tätig. „Ich bezahle ihn aus meinem privaten Geldbeutel“, sagt Roth.

Herr arbeite vor allem bei privater Internetseite, bei Facebook und Instragram für ihn, schildert der Rathaus-Chef. Roth hält das für „klar getrennt“.

Thomas Herr legte unübersehbar zum Beginn seines Engagements für die städtische GmbH seinen CDU-Vorsitz nieder.

Parkgebühren? Dürfen kein Thema sein

Derart aufgestellt soll es nun für VS voran gehen. Aktionen bewerten, priorisieren, so will Jendryschik arbeiten und natürlich auch Thomas Herr. Mehr Umsatz für Händler, bessere Bedingungen für Kunden von der Anreise bis zum Einkauf und dem Heimweg, daran nagt Herr aktuell noch.

Parkgebühren abschaffen, Herr Herr? Matthias Jendryschik antwortet: Es müsse gelingen, dass dies keine Rolle spiele, weil der VS-Gast so zufrieden sei.

Ein paar Ideen platzen dann noch aus dem City.Manager heraus. Etwa ein Food-Truck-Festival. Das müsse nicht der angestammten Gastronomie schaden, meint er. „Das lässt sich auch zusammenbringen“, stellt er fest.

VS oder V und S – so sieht es Thomas Herr

Wie definiert er eigentlich die Innenstadt? „In Villingen ist der Ring die Grenze, in Schwenningen alles entlang der Fußgängerzone“, sagt er.

Sind hier die beiden VS-Innenstädte mit Cafés und Kneipen überversorgt? Nein, meint Herr. In Schwenningen könnten „noch ein, zwei Cafés nichts schaden – der Aufenthaltsqualität wegen“.

800 Innenstadt-Akteure hat er in Villingen und 400 bis 500 in Schwenningen auf seiner Liste. Herr sieht für die beiden Innenstädte sowohl gemeinsame oder auch getrennte Projekte. „Jeder Einzelfall ist anders“, offenbart er seine Betrachtungsweise.

Zurück zur Gastronomie. Es seien laut Herr auch mutige Konzepte gefragt: „Weshalb nicht morgens Frühstück, tagsüber Co-Working-Space für Menschen, die einen Schreibtisch mit Internetanschluss suchen, und abends ein Kulturprogramm mit Snacks oder Abendessen?“, skizziert er.

Die Herausforderungen dieser Position

Wie er Rendite-Erwartungen von Eigentümern und Hoffnungen von neuen Anbietern in der Stadt zusammen bringen will? Ins Gespräch treten, dafür werben, dass ein Jungunternehmer nicht vom Start weg den vollen Villinger Quadratmeterpreis an der Rietstraße bezahlen kann, umreißt er seine Vorstellung.

Aufziehen wolle er eine Übersicht der freien Flächen mit Preisen, legt er sich fest. Das sei schon einmal „eine gute Orientierung für ansiedlungswillige Anbieter, meint er. „Ein bis zwei werthaltige Anfragen pro Woche gehen durchaus ein“, sagt er für den Bereich des Oberzentrums.

Das könnte Sie auch interessieren

Bei den großen Themen muss Jendryschik ran. Was wird aus dem Forum? Der Rössle-Nachfolger ist jetzt zwar Eigentümer der Immobilie, dies aber schon seit Jahren. Corona hemmte den Planungsfortschritt.

Ob gestartet werden soll, versucht „noch vor der Sommerpause“ (Bürgermeister Detlev Bührer) die Verwaltung in einem Gespräch herauszufinden.

„In Villingen ist der Ring die Grenze, in Schwenningen alles entlang der Fußgängerzone.“
Thomas Herr, Citymanager

Herr betont immer wieder seine Verbundenheit zum Metier. Im Villinger Marktkauf habe er jahrelang Innenausbau-Ware als Selbstständiger angeboten, auch mit einem Onlineshop.

„Die Sorgen und Nöte der Wirtschaft sind mir schon bekannt“, sagt er. Aus dieser Erfahrung heraus will er für Firmen auch Lotse durch die Verwaltung sein, das helfe durchaus extrem in den Startwochen, sagt er.

Das könnte Sie auch interessieren

Zur Energiekrise habe er bislang noch keine Gespräche führen müssen, um so mehr zu Corona. „Was Herbst und Winter bringen, ist das große Thema des Handels“, sagt Herr.

Notfalls wäre der Handel wohl mit einem Maskengebot einverstanden, keinesfalls aber mit weiteren Schließungen wie 2020 und 2021. Belebung der Innenstädte könne aus seiner Sicht auch „mit konsumfreien Flächen für die Generation Y und Z“ erreicht werden.

Und, da ist er ganz ehrlich: Bei einer Idee von Alt-OB Kubon ist er durchaus angetan: Eine Seilbahn zwischen V und S reizt erkennbar auch Citymanager Thomas Herr. Er findet die Idee charmant.

Realistisch winkt er den Drahtseilakt aber ab. Mit einer solchen Wow-Variante an den Start gehen würde er aber grundsätzlich offenbar gerne.