Vor vier Monaten bewarb sich VS an einem Förderprogramm der Bundesregierung für zukunftsfähige Innenstädte. Im August wird die Zusage erwartet, Fördermittel in Höhe von etwas mehr als einer halben Million Euro werden erwartet, rund 170.000 Euro muss die Stadt bezahlen, knapp 700.000 Euro an Maßnahmen sind in VS geplant.
Der Bund drückt aufs Tempo, hält VS stand?
Hektisch wird es nun, weil der Bund laut Stadtverwaltung die Umsetzungs-Bedingungen geändert habe. Plötzlich müssten 50 Prozent der Mittel noch im Jahr 2022 investiert werden. Nach dem Förderbescheid im August wird eine europaweite Ausschreibungen vorgegeben und dann sollen die Gelder sofort umfangreich fließen. Im Verwaltungsausschuss brach Staunen aus, dennoch bestätigte das Gremium unisono per Abstimmung das abgeänderte Prozedere.

Ziel des Förderprogramms soll sein, widerstandsfähigere Kommunal-Strukturen für die nächste Krise zu schaffen. Die Stadtverwaltung will deshalb – wie seit Jahren schon – ihre Behörden umfassend digitalisieren. Was genau für die Innenstädte an konkreten Aktionen geplant ist, wollte die Verwaltung jetzt noch nicht offenbaren.
Wohl aus Gründen: Die Verwaltung ließ durchblicken, dass es aufgrund der veränderten Zuschussbedingungen nun auch darum gehen wird, welche Ideen überhaupt kurzfristig umsetzbar sind: Gibt es überhaupt Firmen, die solche Aufträge so kurzfristig annehmen können, ist dabei eine der zentralen Fragen.

Eine mahnende Stimme bei der Debatte der Kommunalpolitik war Cornelia Kunkis. Die Grünen-Rätin appellierte, die Innenstädte „auch analog“ zu beleben. Gefordert ist hier vor allem der neue Citymanager Thomas Herr (CDU). Er, sowie der seit Frühjahr in VS agierende Wirtschaftsförderer Karten Frech aus Spaichingen (CDU) sind hier die operativen Kräfte. Matthias Jendryschik fungiert als Geschäftsführer der Wirtschaft- und Tourismus GmbH und als Leiter der Stabsstelle Stadtmarketing. Er ist seit Kurzem auch mitverantwortlich für das Programm in der Heliosarena.

Die neuen Strukturen, geschaffen von OB Jürgen Roth, sollen ein fokussierteres Vorgehen der Stadt ermöglichen, das vor allem die Probleme der Innenstädte von Villingen und Schwenningen beim Schopf packen soll.
Wer durch Schwenningen geht, erlebt immer wieder am Marktplatz vor dem Rathaus, wie schwierig das ist: Leere Sitzbänke, kaum Publikum, obwohl hier ein kostenfreies Wlan-Netz angeboten wird. Erste Geschäftsleute sind geflüchtet.
In Villingen ist nach den Corona-Jahren die Frage offen, wie viel Gastronomie das Zentrum noch verträgt und ob es gelingt, hier Geschäfte anzusiedeln, welche die Stadt zusätzlich attraktiv machen für auswärtige Besucher.
Die Zukunft wird schon lange geplant...
Schon im Jahr 2019 wurde die VS-Zukunft geplant. Seinerzeit hatte sich die Stadt Villingen-Schwenningen erfolgreich auf eine Förderung im Rahmen des Förderprogramms Future Communities 2019 beworben. Im Frühjahr 2020 startete das Projekt in die Umsetzung.
Die Hochschule Furtwangen konnte dabei als Projektpartner gewonnen werden. Die Erarbeitung der Digitalisierungsstrategie erfolgte insbesondere mit Hilfe einer Verwaltungsanalyse, mit Workshops der Hochschule zu den Themen „Bildung und Digitalisierung“ sowie „Mobilität und Smart City“ und einer repräsentativen Bürgerbefragung.
Das Ziel, eine Smart City zu werden, rückte dabei ins Zentrum der Strategie:
Angestrebt wird seither, in Villingen-Schwenningen die Umsetzung der Verwaltungsprozesse auf dem Landesportal Service-BW abzuwickeln. alle Verwaltungsleistungen der Stadt Villingen-Schwenningen über Service-BW anzubieten. Unter anderem bedeutet dies: Für Bürger und den der Wirtschaftssektor steht das digitale Rathaus rund um die Uhr zur Verfügung. Antragsstellende sind weder an Orte noch an Zeiten gebunden.

Damit einhergehen weitere Anforderungen: Einheitliche Dokumente, standardisiertes Dokumenten-Management und auch ein durchgängig einsetzbares elektronisches Bezahlungsverfahren für die digitale Kundschaft. Die Ziele sind ambitioniert. Schnelles Internet strebt die Verwaltung „bis 2030 in jedem Haus“ an.
Und: Definiert ist auch eine digitale Parkraum-Überwachung. Ein Auto kann den freien Platz per Navigation erkennen und anfahren. Damit können auch Vollzugsbeamte anderweitig eingesetzt werden. Das Einscannen der Fahrzeugdaten und der Parkdauer in Kombination mit dem jeweiligen Bezahlvorgang ist technisch bereits Realität, etwa von Automobilfirmen beim Laden eines E-Fahrzeugs.

Seither weitervorgesehen aber nicht umgesetzt: Die Straßenlaternen endlich nutzen als Ladesäule für E-Bikes oder E-Autos wird ebenfalls als Konzeptbestandteil benannt. Die Industrie, etwa Hess AG in Villingen, hat diese Produkte seit Jahren im Angebot. In VS gibt es aber kein Parkkonzept für E-Autos. Zum Vergleich: In Stuttgart ist kostenfreies Parken mit E-Kennzeichen seit mehreren Jahren erlaubt.