Die städtische Wirtschafts- und Tourismus GmbH (WTVS) ist jetzt Eigentümerin der Brigachinsel. Die Stadt will hier einen Wohnmobilstellplatz anlegen – endlich, wie auch Matthias Jendryschik aufatmet. Rund zwei Jahre lang hat der WTVS-Chef verhandelt, nun ist beim Notar alles unterschrieben. Oberbürgermeister (OB) Jürgen Roth verkündete die Nachricht dem Gemeinderat.
Ein Raunen ging durch den Saal. Geschehen noch Zeichen und Wunder? Auch Jendryschik staunt, wie lange alles gedauert hat. Seit zweieinhalb Jahren leitet er die städtische GmbH, er weiß, die Historie der VS-Versuche für einen schönen Stellplatz reicht noch viel länger zurück, er sagt „etwa bis 2005“.
Erst bei Konradskirche, dann beim Warenbach
Jendryschik blendet zurück: Einmal habe die Stadt ihre Wohnmobil-Überlegungen hinter der Konradskirche konzentriert – die Nachbarschaft stellte sich quer. Dann sei ein Gebiet nahe des Warenbachs und der Laiblestraße im Visier gewesen, auch hier habe es keine Freude bei den Anwohnern gegeben, fasst er zusammen.
Die Jahre vergingen – tatsächlich wollte kaum mehr einer daran glauben, dass im Oberzentrum umgesetzt wird, was andere Gemeinden längst haben. Öffentlicher Druck, ein drängelnder OB und einiges mehr strandeten aber zunächst an bisherigen Eigentümern. Klar, ein so schönes Fleckchen Villingen gibt niemand gern eher.
Die Stadt hatte zuletzt die Daumenschrauben angezogen und ein Veränderungsverbot über das Gelände verhängt. Das bedeutete, die Immobilie war an der kurzen Leine, und plötzlich kam Bewegung in die Lage.
Und wann dürfen die Camper anrollen?
Nun also der Abschluss. Und wann kommen die Wohnmobile? Matthias Jendryschik will nicht zu viel versprechen. „2023 wohl kaum“, räumt er ein. 2024 sei plausibel. Es gebe noch viel zu tun, unter anderem auch der Sicherheit wegen. Das Gelände müsse untersucht, dann wohl stabilisiert und zuletzt angelegt werden. Jendryschik macht klar, dass es richtig schön werden soll. Vielleicht auch mit Sitzgelegenheiten direkt am Wasser und auf alle Fälle mit schöner Bepflanzung, schwärmt er schon heute.
12.000 Quadratmeter klingen viel, der VS-Tourismus-Chef meint dennoch, dass bei 50 Wohnmobilstellplätzen wohl Schluss sei. Das Gelände sei abschüssig und zu eng könnten die Plätze auch nicht angelegt werden, beschreibt er seine Sichtweise.
500.000 Euro Budget hatte er für den Deal, das Geld habe gereicht. Kaufpreis-Details hält er ansonsten intern. Keine 50 Euro für den Quadratmeter – das klingt zumindest überraschend.
Wirtschaftsförderer Jendryschik will nun nach vorne schauen. Das Grundstück beginnt direkt an der schmalen Brücke, die den alten Brigachdamm an der Niederwiesenstraße überspannt und Richtung Hess AG führt. Weiter im Gelände gelte es wohl, eine alte Halle abzureißen, sagt Jendryschik außerdem.
Das soll auch dem City-Handel nützen
Er betont, dass Wohnmobilfahrer ein Wirtschaftsfaktor seien. Die Zielgruppe interessiere sich abends für Kultur und Restaurants, was zu städtischen Bemühungen zur Neuausrichtung der Innenstädte von V und S passt. Ganz wichtig sei der Radweg, den die Stadt hier noch betonter entlang führen will. Von Villingen aus durch den Schwarzwald radeln, das schätzten schließlich auch viele Einheimische.
Fest stehe auch, dass der Platz naturnah und ökologisch entwickelt werden müsse. Das Bachufer gelte es zu erschließen und gleichzeitig zu schützen, dass dies ein Balanceakt sein wird, ist Jendryschick in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER klar.
Auch ihm ist bekannt, dass der Name Brigachinsel auch in Villingen kaum bekannt ist und eigentlich nicht verwendet wird. Das soll sich ändern. Fürs Marketing sei der Begriff ideal, bestätigt der Tourismus-Geschäftsführer. Am Quellfluss der Donau direkt vor den Toren der Zähringerstadt übernachten, das hat was. Wertvoll werden könnte zum Beispiel auch die Nähe zum Kutmühle-Laden. Schon ein gutes Hörnchen oder frisches Brot sind am Campingtisch im Morgentau ein Wert an und für sich.